Bester Sommelier: Deutscher Weltmeister Marc Almert im Interview

| Gastronomie Gastronomie

Nach über 20 Jahren holt der gebürtige Kölner Marc Almert die Trophäe des „Besten Sommeliers der Welt“ wieder nach Deutschland. Am Freitag gewann er das Finale der Association de la Sommellerie Internationale (ASI) Weltmeisterschaft in Antwerpen. In drei Runden stellten insgesamt 66 Sommeliers aus 63 Ländern ihr Ausnahmetalent unter Beweis. Zu den Disziplinen gehörten u.a. Service, Wein-, Bier, Tee-, Zigarren-, Sake- und Spirituosentheorie sowie Drink & Food Pairing. Der 27-jährige Almert arbeitet derzeit als Sommelier im doppelt besternten Pavillon des legendären Baur au Lac in Zürich. Er ist damit ein Newcomer auf dem internationalen Parkett und verwies im Wettbewerb zahlreiche „alte Hasen“ auf die Plätze. Das klingt nach einem Traumstart in eine Bilderbuchkarriere. Doch wer ist der Mann, von dem die Weinwelt in Zukunft noch viel hören wird? Peer F. Holm, Präsident der Sommelier-Union Deutschland, stellt seinem jungen Kollegen einige erhellende Fragen…

Peer F. Holm: Mittlerweile hattest Du ein paar Tage Zeit, deinen Triumph zu verarbeiten. Was macht Dich aktuell zum besten Sommelier der Welt?

Marc Almert: „Ein oft gehörter Spruch während des Wettbewerbs war: „Bester Sommelier der Welt wird derjenige, der am wenigsten Fehler macht.“ Mir sind etliche Fehler unterlaufen – ich hatte schieres Glück, dass es gegen meine starken Kollegen und Kolleginnen trotzdem gereicht hat.

In unserem Beruf sind zwei Dinge entscheidend: Neugier und Lernwille. Die Welt der Essensbegleiter ist riesig – es geht nicht nur um Wein sondern auch um Spirituosen wie Mezcal oder Zigarren. Du kannst unmöglich Alles wissen. Wichtig ist folglich, dass Du viel verkostest und Lust darauf hast, immer wieder neue Dinge zu erlernen.

Ferner hat der Wettbewerb deutlich gezeigt, dass ein Sommelier ein guter Gastgeber sein muss. Gastorientiert zu denken, zu handeln, und dazu noch etwas Menschlichkeit, Witz und Charme zu haben. Die Balance zwischen Fachwissen und Service zeichnet einen guten Sommelier aus. Denn am Ende sind wir alle Teamplayer, Coaches, Gastgeber, Entertainer, Verkäufer und Sensoriker in einem. Es ist ein vielseitiges, breites und tiefgründiges Feld – ein großartiger Beruf!

Peer F. Holm:Wie hat Dein Umfeld auf den Weltmeistertitel reagiert?

Marc Almert: Die Kolleginnen und Kollegen von der Deutschen Sommelier Union haben sich tierisch gefreut. Sie haben viel Zeit, Kraft und Mittel investiert, um mich bei der Vorbereitung zu unterstützen. Bei meinen Kolleginnen und Kollegen in Zürich war es ähnlich. Im Personalrestaurant des Baur au Lac gab es Live Streaming, im Pavillon wurden die Champagnerflaschen geköpft und auch in den Büros haben viele mitgefiebert. Auch sie haben mich bei der Vorbereitung unterstützt, mir Getränke blind serviert, bei der Theorie geholfen und mich bei Abwesenheit vertreten – so etwas ist immer ein Team Erfolg.

Meine Freundin war sehr erleichtert, dass zumindest der Wettbewerbsstress jetzt vorbei ist. Die Wohnung ist gepflastert mit Karteikarten, Spirituosen- und Weinflaschen. Vieles davon bleibt zwar für die Vorbereitungen zur Master Sommelier Prüfung, doch die große WM Anspannung bleibt ihr jetzt erspart. Zahlreiche Freunde und Wegbegleiter haben mir mittlerweile herzliche Glückwünsche gesendet und mein Vater ist vor Stolz förmlich geplatzt. Ich darf gerade eine unfassbar intensive Zeit erleben und dafür bin ich sehr dankbar!

 

Peer F. Holm: Wie hast Du Dich auf die Weltmeisterschaft vorbereitet und was war für Dich die „leichteste“ Übung?

Marc Almert: Die wichtigste Vorbereitung war die Arbeit im Restaurant. Täglich mit Gästen, Weinen und Kollegen zu agieren, ist das beste Training. Hinzu kommt natürlich sehr viel Theorie büffeln (zwei bis sechs Stunden pro Tag), Blindverkostungen von Weinen und Spirituosen (vor allem gemeinsam mit meinem Coach Master Sommelier Frank Kämmer) und das Üben von Service Situationen unter Zeitdruck, sei es mit meinem Restaurantleiter Aurélien Blanc (Bester Sommelier der Schweiz 2018) oder auf internationalen Trainings wie Somm360 oder mit dem schwedischen Trainer Sören Polonius.

Am „leichtesten“ fallen mir immer die Aufgaben mit Gastkontakt, da es das ist, wofür ich brenne. Somit ist der Dekantier-Tisch stets einer meiner Lieblingsaufgaben: Hier kann man neben fachlich korrekten Serviceschritten auch mit den Gästen plaudern und zeigen, worauf es ankommt – Gäste verwöhnen. Am schwersten fallen mir die Theoriebögen, wie z.B. zwölf chinesische Weingüter ihren Regionen zuordnen. Hier fehlt mir durch meine „Jugend“ auch noch einiges an Erfahrung.

 

Peer F. Holm: Wann bist Du zum ersten Mal mit Wein in Berührung gekommen?

Marc Almert: Ich komme aus Köln, also eher einer Bierstadt. Am Esstisch zuhause gab es zwar immer Wein, aber damals hat mich der Geruch einfach nicht angesprochen. Kurz vor Beginn meiner Hotelfachausbildung saß ich mit meinem Vater in einem tollen Restaurant an der Ostsee. Er wollte mich motivieren, seinen Wein zumindest zu probieren und sagte: „Marc, Du wirst das bald verkaufen, also solltest Du es zumindest kennen!“ Ich lehnte ab. Diese Erinnerung ist für mich heute völlig absurd. Denn in der Ausbildung merkte ich sehr schnell, wie aufregend und vielseitig Wein sein kann. Ich wollte mehr über das Thema lernen und hatte glücklicherweise Vorgesetzte, die mich förderten, forderten und mit auf Weinreisen, Weinlesen und Tastings nahmen. Die Leidenschaft war entfacht!“

Peer F. Holm: Welche Art von Wein fasziniert Dich aktuell am meisten?

Marc Almert: Für Wettbewerbe und auch für die Master Sommelier Prüfung bereitet man sich intensiv auf die „Klassiker“ der Weinwelt, wie Burgund, Chianti oder Rheingau vor. Das ist spannend, da man so wirklich die Nuancen zwischen Untergebieten, Jahrgängen und Erzeugern kennenlernt. Gleichzeitig finde ich es inspirierend, sich mit „neuen“ Weinregionen und Rebsorten auseinander zu setzten. Gerade bei Beispielen wie Portugal oder Griechenland sind das oft lang gehütete Geheimnisse und bewahrte Traditionen, die nun zurück auf die Weltbühne kommen. Seit zwei Jahren arbeite ich in der Schweiz, ein kleines aber äußerst spannendes Weinland. „Leider“ werden fast alle Weine hier im Land getrunken, daher kannte ich vorher kaum etwas aus diesem Portfolio. Seit ich hier bin, tauche ich aber mit großem Vergnügen in die verschiedenen Regionen und vor allen Dingen in die autochthonen Rebsorten des Wallis ein.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Oktoberfest ist eines der bekanntesten Feste der Welt. Zwar hat es seinen Ursprung in München, doch das traditionelle bayerische Volksfest wird längst auch an den unterschiedlichsten Orten rund um den Globus zelebriert.

Von Anfang an war es dem Gastronomen Jonathan Kartenberg wichtig, mit dem Berliner Restaurant Irma la Douce Teil des Kiezes zu sein. Während der Michelin Stern abends Gourmets anlockt, möchte Kartenberg mittags vor allem die Nachbarschaft an den Tisch holen.

Was dreht sich da im Imbiss? Ein Döner darf nur so heißen, wenn er eine bestimmte Zusammensetzung hat. Das Verbraucherschutzministerium in NRW sammelt dazu jetzt Zahlen und Fakten.

Matthias Lasi, evangelischer Pfarrer in Baiersbronn, ist nicht nur für seine Gemeinde da. Er widmet sich auch den Anliegen und Sorgen der Gastronomen vor Ort - und stellt sich sogar ans Frühstücksbuffet und bereitet Rührei, Spiegelei und Speck zu.

Wer im Restaurant speist oder einen Döner oder eine Bratwurst am Stand kauft, möchte sicher sein, dass alles sauber ist und er auch bekommt, was auf der Karte steht. Das ist nicht immer der Fall.

Frisches Geld für frische Bowls und Salate: Green Club hat sich in einer Finanzierungsrunde von seinen Bestandsinvestoren mehr als zwei Millionen Euro an Kapital gesichert. Der Lieferdienst will so die weitere Expansion des Unternehmens vorantreiben.

Die wirtschaftliche Lage in der deutschen Gastronomiebranche bleibt weiterhin angespannt. Laut aktuellen Prognosen des Informationsdienstleisters CRIF werden 2024 voraussichtlich 1.190 Insolvenzen in der Gastronomie erwartet, was einem Anstieg von über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Hunderttausende Menschen besuchen den Blautopf jährlich. Das Areal um die leuchtende Quelle wird gerade für Jahre saniert. Für die Gastronomie in Blaubeuren entwickelt sich der Umbau zur Katastrophe.

McDonald’s sieht auf dem deutschen Markt noch viel Wachstumspotenzial und will sein Angebot kräftig ausbauen. In den nächsten drei Jahren soll das Expansionstempo auf 75 neue Filialen jährlich anziehen.

Pressemitteilung

NORDSEE hebt sein Angebot an pflanzlichen Alternativen auf ein neues Level: in enger Zusammenarbeit mit The Vegetarian Butcher wird das beliebte Plant based-Backvisch-Ciabatta neu aufgelegt. Diese Partnerschaft vereint das Know-how von NORDSEE im Bereich Fischspezialitäten mit der Innovationskraft von The Vegetarian Butcher.