Deliveroo stellt Deutschland-Geschäft ein

| Gastronomie Gastronomie

Der britische Essenslieferdienst Deliveroo verlässt den deutschen Markt. Deliveroo wirft damit das Handtuch wenige Monate nach einem großen Deal, der seine Rivalen Lieferando und Lieferheld zusammenbrachte (Tageskarte berichtete).

Deliveroo wolle nun verstärkt andere Märkte in den Fokus nehmen, nachdem sich der Umsatz dort verdoppelt habe, teilte das Unternehmen am Montag zur Begründung mit. Dabei gehe es um andere europäische Länder sowie die Asien-Pazifik-Region. Das Geschäft in Deutschland werde mit Ablauf des 16. August eingestellt. Deliveroo habe dafür gesorgt, dass Fahrer, Restaurants und Mitarbeiter «angemessene» Vergütungs- und Kulanzpakete erhielten, hieß es ohne nähere Details.

Im deutschen Markt der Essenlieferdienste ist der Konkurrent Takeaway.com aus den Niederlanden besonders stark. Takeaway fügte im Frühjahr zu seine Marke Lieferando das Deutschland-Geschäft von Delivery Hero hinzu. Nach der Übernahme gehören zu der Gruppe neben Lieferheld auch Pizza.de und Foodora.

Eigentlich wollte der britische Essenslieferdienst Deliveroo im Konkurrenzkampf mit Lieferando in Deutschland noch einmal groß durchstarten. Doch auch mit einem Investment von 575 Millionen Dollar durch Amazon im Rücken ziehen die Briten auf dem deutschen Markt nun die Reißleine und verlassen den deutschen Markt. Sieger im Wettstreit der Lieferdienste in Deutschland ist nun die Allianz von Lieferando und Lieferheld, die im Frühjahr entstanden war.

Nur wenige Tage für den Abschied

Deliveroo nimmt sich für den Abschied nur wenige Tage Zeit: Schon am Freitag wird das Geschäft in Berlin, Hamburg, Frankfurt/Main, Köln und München eingestellt. Vor einem Jahr hatte sich Deliveroo bereits aus zehn deutschen Städten, darunter Dortmund zurückgezogen und sich auf Berlin und vier weitere Großstädte beschränkt.

Deliveroo habe dafür gesorgt, dass Fahrer, Restaurants und Mitarbeiter «angemessene» Vergütungs- und Kulanzpakete erhielten, hieß es ohne nähere Details. «Wir möchten uns bei allen Fahrern und Restaurants, die in Deutschland mit Deliveroo gearbeitet haben, sowie bei unseren wunderbaren Kunden bedanken», erklärte ein Sprecher. Während der deutsche Marktführer Lieferando die Fahrer als Angestellte beschäftigt, waren die Fahrer bei Deliveroo als Selbstständige unterwegs. Diese Praxis löste immer wieder Kritik von Gewerkschaftern aus.

Kritik von der NGG

Der Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Guido Zeitler, warf Deliveroo fehlende soziale Verantwortung vor. «Wir weinen dem Unternehmen und seinen Geschäftspraktiken, die komplett auf Scheinselbständigkeit basieren, keine Träne nach. Aber diese sehr kurze Frist zwischen Bekanntmachung und Umsetzung der Geschäftsaufgabe ist ein Schock für die Beschäftigten.» Auch eine Abfindung oder dergleichen schaffe da keine Abhilfe. Die NGG forderte von der Politik, dass sie Geschäftspraktiken, die das unternehmerische Risiko und die Kosten vorwiegend auf die Lieferdienstfahrer, abwälzen, verbietet. «Was wir auch in dieser Branche brauchen, ist eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung - und zwar vom ersten Tag an!»

Im deutschen Markt der Essenlieferdienste ist der Konkurrent Takeaway.com aus den Niederlanden besonders stark. Takeaway fügte im Frühjahr zu seiner Marke Lieferando das Deutschland-Geschäft von Delivery Hero hinzu. Nach der Übernahme gehören zu der Gruppe neben Lieferheld auch Pizza.de und Foodora. Takeaway ist gerade dabei, mit dem Rivalen Just Eat zu fusionieren. Nach dem Deal sollen die Aktionäre von Just Eat eine knappe Mehrheit halten.

Als Amazon im Mai 2019 bei Deliveroo eingestiegen war, hatte der neue Deutschland-Chef Marcus Ross noch angekündigt, das Unternehmen werde im dritten Quartal 2019 bereits wieder neue deutsche Städte aufnehmen und das Geschäft so deutlich ausweiten. Doch daraus wird nun nichts.

Deliveroo mit Hauptsitz in London wurde 2013 gegründet und ist nach dem Ausstieg in Deutschland noch in 13 Ländern aktiv. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Binnen weniger Jahre hat sich Gusto in der Restaurant- und Feinschmeckerszene einen sehr guten Namen gemacht und ist zum vielbeachteten Gourmetführer avanciert. Jetzt wurde der Gusto 2025 präsentiert. Die Köchin des Jahres wird Rosina Ostler. Aufsteiger des Jahres ist Ricky Saward.

Das Restaurant Überfahrt ist zurück: Ab Freitagabend empfängt das Restaurant im Althoff Seehotel Überfahrt unter der Leitung von Cornelia Fischer die Gäste mit einem erneuerten Konzept.

Französische Gerichte mit Berliner Twist serviert das Le Consulat bereits seit einiger Zeit im Herzen Charlottenburgs. Am 4. September feierte das Restaurant nun groß seine offizielle Eröffnung mit Promis, Stammgästen, geladener Presse, Live- und DJ-Musik.

Die erste Forelle schlachtete Lisa-Marie Boser im Alter von neun Jahren in der elterlichen Gastronomie. Damit stand für die Erlangerin fest, dass sie Köchin werden will. Seit zehn Jahren führt sie in ihrer Heimatstadt ihre eigene Gastronomie – und das, obwohl ihr die Bank während der Corona-Pandemie zur Insolvenz riet.

24 bayerische Gastronomen haben wegen ihrer besonderen Verdienste um bayerische Gerichte das Prädikat mit Rauten für „Ausgezeichnete Bayerische Küche“ erhalten. Ernährungsministerin Michaela Kaniber überreichte die Urkunden.

Das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant „Pink Pepper“ im Steigenberger Parkhotel in Düsseldorf ist nach zwei Jahren schon wieder Geschichte. Eine Bar ist geplant, in der auch getanzt werden soll.

Brixens Hoteliers, Gastronomen, Bauern und Produzenten setzen sich seit jeher gegen die Verschwendung von Lebensmitteln ein. Die Projekte zeichnen sich nicht nur durch Saisonalität und Regionalität aus, sondern gehen viel weiter und nehmen die traditionelle Südtiroler Lebensart wieder auf. 

Zehn Prozent der Deutschen empfinden QR-Code-Speisekarten als sehr positiv, für jeden sechsten sind sie bequemer und für ein Viertel hygienischer als gedruckte Speisekarten. Fast jeder dritte Deutsche verlangt allerdings eine gedruckte Speisekarte, wenn nur digitale Speisekarten per QR-Code angeboten werden, so eine große Studie zu dem Thema.

Ende August feierte die Newton Bar in Berlin ihr 25-jähriges Bestehen. Die Bar, benannt nach dem weltberühmten Fotografen Helmut Newton, hat sich seit ihrer Eröffnung im Jahr 1999 als eine der renommiertesten Adressen im Berliner Nachtleben etabliert.

Das wineBANK-Netzwerk expandiert: Nach der Eröffnung in Heidelberg im Mai ist der Private Members‘ Club in der Berner Kramgasse mittlerweile der dreizehnte Standort der Gruppe. Damit ist die wineBANK Bern der einzige Club des Netzwerks in der Schweiz.