Markenstreit: Münchner Hofbräuhaus vs. Dresdner Hofbrauhaus

| Gastronomie Gastronomie

Das Münchner Hofbräuhaus mit seiner Biermarke Hofbräu ist weltweit bekannt: Es gibt Filialen in Las Vegas, in China und Brasilien, das Bier wird in mehr als 40 Länder exportiert. Um ihr Geschäft zu schützen, verstehen die Münchner bei vermeintlichen Nachahmern keinen Spaß. So auch derzeit bei einem Bier, das den Namen "Dresdner Hofbrauhaus" tragen soll. Da außergerichtliche Einigungen scheiterten, wird es nun zum Prozess kommen. 

John Scheller will die Aufregung jedoch nicht verstehen, wie er nun der Süddeutschen erklärte. Er betreibt in Dresden mehrere Supermärkte, so auch an der Hamburger Straße, wo in längst vergangenen Zeiten das Dresdner Hofbrauhaus stand. Dieses erhielt im Jahr 1731 das Schankrecht und wurde laut Webseite 1872 als "Hofbrauhaus Aktienbrauerei" im Handelsregister eingetragen. In den 20er-Jahren verschwanden jedoch sowohl Gasthof als auch Brauerei. 

John Scheller will dies nun ändern. In seinem Supermarkt befindet sich der alte Brunnen der Brauerei, den Scheller eigens freilegen ließ. Das historische Rezept des Biers wurde ebenfalls gefunden. Nun will er das Bier von damals nachbrauen und in seinen Märkten vertreiben. Eine eingetragene Wort-Bild-Marke sei vorhanden, versicherte Scheller. 

Im Münchner Hofbräuhaus ist man davon jedoch nicht begeistert. Sie seien sehr erfolgreich, es gebe Leute, die sich da dranhängen wollten, so Pressesprecher Stefan Hempl laut Süddeutscher. Zum Dresdner Hofbrauhaus hat er ebenfalls eine klare Meinung: Sie hätten die älteren Rechte, ist er überzeugt. Zudem sei der Name in Dresden fast 100 Jahre nicht genutzt worden.

«Die Verwechslung des Namens ist gerade im internationalen Bereich hundertprozentig. Da heißen wir Hofbrauhaus», sagt Hofbräu-Sprecher Stefan Hempl. In vielen Sprachen gibt es kein «äu» - für englischsprachige Gäste ist das international bekannte Münchner Hofbräuhaus ein «Hofbrauhaus». So lauten auch die Internetadressen lizenzierter Ableger des Münchner Originals in den USA, etwa in Las Vegas.

Knapp ein Dutzend Hofbräuhaus-Franchise-Betriebe gibt es laut Hempl weltweit, außer in den USA auch in Brasilien und China. Die USA zählen laut Hempl zu den stärksten Märkten auch für den Export des Bieres; mehr als die Häfte der Produktion wird in 40 Länder verkauft.

Gut ein Dutzend Hofbräu-Wirtshäuser gibt es im deutschsprachigen Raum, etwa im österreichischen Klagenfurt, in Berlin, Hamburg - und auch in Dresden. Doch diese zahlen für den Namen an die Brauerei in München.

Das von Herzog Wilhelm V. gegründete Münchner Hofbräuhaus gibt es seit 1589. Im Jahr 1879 wurde die Schutzmarke beim kaiserlichen Patentamt eingetragen. Mittlerweile ist der Markenschutz für das Staatliche Hofbräuhaus in München bei der EU-Behörde für geistiges Eigentum (EUIPO) mit Sitz im spanischen Alicante vermerkt.

Dort haben sich unter anderem auch das Gräfliche Hofbrauhaus Freising, das Hofbräuhaus Traunstein, das Stuttgarter Hofbräu und das Bamberger Hofbräu Rechte gesichert. Doch diese bestehen friedlich neben dem Hofbräuhaus München. «Mit anderen Traditionsbrauereien, die sich wie Hofbräu München auch auf eine lange Geschichte und Biertradition berufen können, wurden in der Regel einvernehmlich Koexistenzvereinbarungen geschlossen», heißt es in München.

John Scheller vom neuen Hofbrauhaus Dresden wiederum hat sich 2011 die sogenannte Wort- und Bild-Marke für «Dresdner Hofbrauhaus» beim Deutschen Patent- und Markenamt geholt. Das Wort Hofbrauhaus an sich lasse sich nicht sichern, da es ein deutsches Wort sei, hieß es bei seinem Unternehmen.

Der Einspruch des Hofbräuhauses gegen die Markenanmeldung des Hofbrauhauses sei ohne Ergebnis geblieben, sagt Hempl. «Es ist über die Jahre nicht zu einer Einigung gekommen.» Nun verlangen die Münchner über die zivilrechtliche Klage die Löschung der Dresdner Marke. Am 22. Februar treffen sich die Parteien vor dem Landgericht München I. «Wir müssen unsere Marke verteidigen», sagt Hempl. «Wenn wir das nicht tun, verwirken wir unseren Markenschutz.»

Scheller wiederum sieht keine Kollision. «Ich gehe optimistisch in das Verfahren. Wir sind keine Trittbrettfahrer, sondern beziehen uns auf ein Stück Dresdner Historie. Uns geht es einzig und allein darum, diese zu bewahren und keinen Machtkampf zu führen.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Anlässlich der Berlin Food Week Anfang Oktober besucht Ferran Adrià die deutsche Hauptstadt. Am 9. Oktober wird er einen Vortrag vor geladenen Gästen mit dem Titel "Der Einfluss der katalanischen Haute-Cuisine auf die Gastronomie" halten.

Pommes mit einer kompostierbaren Gabel essen und dabei Livemusik hören, die zu 100 Prozent mit Öko-Feststrom produziert wird: Fans der Band Die Ärzte, die am 23., 24. und 25. August 2024 eines ihrer Konzerte auf dem Tempelhofer Feld in Berlin besuchen, werden wahrscheinlich die nachhaltigste Großveranstaltung erleben, die die Branche aktuell zu bieten hat.

Etwas weniger Besucher sind in diesem Jahr zum Gäubodenvolksfest in Straubing gekommen. Erst war es sehr heiß - doch zum Schluss gab es kräftigen Regen. Die Wirte schenkten in diesem Jahr rund 700.000 Liter Festbier aus.

Nach Umbauarbeiten eröffnete Marché am 17. August das Zoorestaurant im Allwetterzoo Münster wieder und bietet den Besuchern eine frische Marktküche im neuen Look. Zoodirektorin Dr. Simone Schehka und Marché-Betriebsleiter Jasper Boeck bereiteten gemeinsam die erste Pasta zu. 

Er trug zur Erneuerung der französischen Küche bei und galt als ausgezeichneter Feinbäcker. Nun ist der berühmte französische Sternekoch Michel Guérard tot. Er starb im Alter von 91 Jahren.

San Francisco hat die zweithöchste Dichte an Sternerestaurants in den USA. Insgesamt gibt es in der Stadt 28 Restaurants mit einem Stern. Drei Restaurants erhielten drei Sterne, sechs Restaurants wurden mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet.

Profitieren Restaurants mit Michelin-Stern auch wirtschaftlich von der Auszeichnung? Eine Studie aus den USA kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Demnach erhöht ein Michelin-Stern die Wahrscheinlichkeit, dass ein Restaurant in den folgenden Jahren schließen muss.

In den Niederlanden gibt es das preisgekrönte Gastrokonzept Pesca Theatre of Fish. Jetzt kommt das Fischtheater auch nach Deutschland und feiert mit dem Westfield Hamburg Überseequartier im Oktober 2024 Premiere. Pesca beteiligt Mitarbeiter an den Gewinnen des Unternehmens.

Ab sofort akzeptiert das Horváth in Berlin als erstes 2-Sterne-Restaurant weltweit Bitcoin als Zahlungsmittel. Für Küchenchef Sebastian Frank bedeutet die Kryptowährung vor allem eins: “Freiheit & Eigenverantwortung”.

Daniel Gottschlich, der mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Koch im Kölner Restaurant Ox&Klee, bringt seine Leidenschaft für Geschmack jetzt auf die Straße. Mit der „Krassen Curry Vurst“ präsentiert Gottschlich eine vegane Currywurst. Die neue Marke setzt auf handgemachte Soßen, gesunde Zutaten und punkiges Design.