Europäischer Gerichtshof: «Balsamico» aus Deutschland darf «Balsamico» heißen

| Industrie Industrie

Essig-Produkte aus Deutschland dürfen nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) weiterhin als «Balsamico» vertrieben werden. «Balsamico» sei kein speziell geschützter Begriff, befanden die obersten EU-Richter am Mittwoch in Luxemburg (Rechtssache C-432/18). Deutsche Hersteller zeigten sich zufrieden.

Hintergrund des Urteils war ein Streit zwischen italienischen Produzenten und einem deutschen Unternehmen. Die Firma Balema aus Kehl (Ortenaukreis) vertreibt seit Jahren in Deutschland eigene, auf Essig basierende Produkte unter der Bezeichnung «Balsamico» und «Deutscher Balsamico».

Die italienische Produzentenvereinigung «Consor041445 zio Tutela Aceto Balsamico di Modena» hatte gefordert, die Verwendung des Begriffs «Balsamico» zu unterlassen. Sie begründete dies damit, dass die Bezeichnung gegen die in der Europäischen Union geschützte geografische Angabe «Aceto Balsamico di Modena» verstoße.

«Aceto Balsamico di Modena» ist in der EU seit 2009 eingetragen. Mit derartigen geschützten Lebensmittelbezeichnungen sollen regionale Spezialitäten in der EU vor widerrechtlicher Aneignung und billiger Nachahmung geschützt werden. Auch mit Staaten außerhalb Europas hat die EU Abkommen zur gegenseitigen Anerkennung geografischer Bezeichnungen geschlossen - zuletzt etwa mit China.

In Italien ist Essen einer der wichtigsten Wirtschafts- und Tourismusfaktoren. «Made in Italy» gilt als Qualitätssiegel für Lebensmittel. Die dortigen Lebensmittelkonsortien sind einflussreiche Verbünde. Das Land weist auch die meisten Lebensmittel mit geschützter Herkunftsangabe in der EU auf - vor Frankreich. Zu den mehr als 800 Produkten gehören Wein aus Chianti und Schinken aus Parma genauso wie unbekanntere Produkte wie Linsen aus Norcia in Umbrien oder Basilikum aus Genua.

Unlängst forderte das Konsortium zum Schutz des Traditionellen Italienischen Espressos (CTCEIT) zudem, italienischen Espresso zum Unesco-Weltkulturerbe zu ernennen.

Im «Balsamico»-Streit entschied der EuGH nun allerdings, dass die Bezeichnung «Aceto Balsamico di Modena» nur als Ganzes geschützt sei. Der Schutz erstrecke sich nicht auf die Verwendung ihrer einzelnen nicht-geografischen Begriffe wie «Aceto» oder «Balsamico».

«Aceto» sei ein üblicher Begriff und «balsamico» ein Adjektiv, das üblicherweise zur Bezeichnung eines durch einen süßsauren Geschmack gekennzeichneten Essigs verwendet werde, führten die Richter weiter aus. Beide Begriffe tauchten zudem in den eingetragenen Bezeichnungen «Aceto balsamico tradizionale di Modena» und «Aceto balsamico tradizionale di Reggio Emilia» auf, ohne dass ihre Verwendung den jeweiligen Schutz beeinträchtige.

Balema-Chef Theo F. Berl zeigte sich zwar grundsätzlich froh über die Entscheidung zu seinen Gunsten. Wenig glücklich ist er nach eigener Aussage allerdings damit, dass die Qualität eines Produktes, das den Namen «Balsamico» trägt, dabei keine Rolle gespielt hat. Über Qualität sage das Urteil nichts aus, und jeder könne sein Produkt «Balsamico» nennen, kritisierte er. Er will seinen Essig daher künftig anders nennen.

Vom deutschen Lebensmittelverband Kulinaria hieß es, das Urteil bringe den deutschen Herstellern Rechtssicherheit. «Der Begriff Balsamico war schon lange vor Erlass der Schutzverordnung im Jahr 2009 in den allgemeinen Sprachgebrauch einiger anderer Mitgliedstaaten eingegangen», sagte Verbandspräsident Stefan Durach. «Mit der Entscheidung ist der Weg für "Deutschen Balsamico" oder "Balsamessig" nun endgültig frei.»

Von Alkimos Sartoros, dpa


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Vinotheken, Online-Händler und Supermärkte führen Weine aus Südafrika, doch worauf sollte man beim Kauf achten? Ein Winzer und ein Sommelier vom Kap mit Tipps und verblüffenden Ideen für Food-Kombis.

Während der Fußball-EM erwarten Brauereien in Deutschland einen Anstieg beim Absatz von alkoholfreiem Bier. Kein anderes Segment in der Brauwirtschaft habe in den letzten zehn Jahren so stark zugelegt wie alkoholfreie Biere und Biermischgetränke. 

Winterhalter Kunden können sich über eine Rückvergütung in Höhe von 350,00 EUR freuen, wenn sie während des Aktionszeitraums 15.05. – 31.07.2024 eine Untertischspülmaschine der UC-Serie erwerben. Die gekaufte Spülmaschine wird online registriert und anschließend mit CONNECTED WASH vernetzt. Die ersten 50 Bestellungen erhalten zusätzlich ein original DFB-Heimtrikot 2024.

Der weltgrößte Bierkonzern AB Inbev lässt seine Biermarke Corona Extra jetzt auch in Deutschland brauen. Ursprünglich stammt die beliebte Biermarke aus Mexiko. Erstmals wird Corona jetzt auch bei Hasseröder im Harz gebraut.

Der Klimawandel macht es möglich: Oliven wachsen inzwischen auch in Mitteleuropa. «Flüssiges Gold» soll es in Zukunft auch aus Oliven vom Kaiserstuhl geben, wie ein Landwirt ankündigt.

Es begann in einer Hütte: Inzwischen macht ein Unternehmer aus dem Schwarzwald mit seinem Käsekuchen das große Geschäft. Auch Influencer hauchen dem Kuchenklassiker neues Leben ein - mit Erfolg.

In der Diskussion über ein mögliches Pfandsystem für Weinflaschen sieht das Deutsche Weininstitut vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit «derzeit viel Dynamik». Ein freiwilliges bundesweites Mehrwegsystem sei «durchaus denkbar».

Der Getränkehersteller Lemonaid sollte seine Limonade nicht mehr als solche verkaufen, weil zu wenig Zucker enthalten war. Nach mehr als fünf Jahren gibt es für die Firma nun eine gute Nachricht.

Fußball und Bier - das gehört für viele Fans einfach zusammen. Daher dürften sich auch die Brauereien im Südwesten auf die Europameisterschaft freuen. Doch nicht nur das deutsche Team muss mitspielen.

Eigentlich gilt Bayern als Geburtsstätte des Weißbiers, doch eine bekannte Weißbiersorte stammt aus einer kleinen Brauerei aus Baden-Württemberg: Farny aus Kißlegg im Allgäu gilt als Urheberin des Kristallweizens. In diesem Sommer feiert die Sorte ihren 100. Geburtstag.