Deutschland kränkelt durch den Sommer

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Freundinnen und Freunde sagen mit belegter Stimme ab. Kollegen fallen mit Fieber und Schwächegefühl aus. Halb Deutschland scheint derzeit flach zu liegen - so zumindest der subjektive Eindruck. Ganz so dramatisch ist es zwar nicht, aber Daten und Einschätzungen von Ärzten und Apothekern zeigen: Es gibt für die Jahreszeit ungewöhnlich viele Atemwegsinfekte in Deutschland - mit Folgen für das Gesundheitssystem und Unternehmen.

Erster Ansprechpartner bei einem Infekt sind in der Regel die Hausärzte. Sie bekommen die derzeitige Situation unmittelbar zu spüren. «Die Hausarztpraxen sind seit Jahren stark gefordert. Aktuell ist das Patientenaufkommen jedoch noch einmal besonders hoch», sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, der Deutschen Presse-Agentur.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) berichtet von «etwas mehr Infekten als zur gleichen Zeit in den Jahren vor Corona». Einen ähnlichen Eindruck hat man bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda): «Apotheken berichten über eine Zunahmen von Erkältungserkrankungen in der letzten Zeit», schrieb ein Sprecher auf dpa-Anfrage.

Diese Angaben lassen sich mit Daten untermauern: So ging das Robert Koch-Institut (RKI) zuletzt von 4,5 Millionen akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) in Deutschland binnen einer Woche aus (bezogen auf den Zeitraum 27.6. bis 3.7.). Das entspricht etwa einer Erkrankung auf 18,5 Einwohner. In den Vorjahren - sowohl während als auch vor der Corona-Pandemie - lagen die Werte deutlich darunter. Eine ARE liegt vor, wenn ein Patient eine Atemwegserkrankung mit Fieber, Husten oder Halsschmerzen hat.

Die Zahl der Arztbesuche wegen akuter Atemwegserkrankungen gibt das RKI mit 1,2 Millionen binnen einer Woche an. Bei den Erwachsenen gebe es bis zu drei Mal mehr solcher Arztbesuche als in den Jahren vor der Corona-Pandemie zu dieser Zeit. Dazu könnte neben vermehrten Ansteckungen aber auch beitragen, dass Menschen bereits bei einer milden Symptomatik zum Arzt gehen, weil sie durch die Pandemie sensibilisierter sind.

Den RKI-Angaben zufolge ist für die hohe Zahl an Erkrankungen bei Erwachsenen hauptsächlich das Coronavirus Sars-CoV-2 verantwortlich. Anders als 2020 und 2021 gibt es durch die ansteckendere Omikron-Variante derzeit eine Corona-Sommerwelle. Bei Kindern kursierten insbesondere Rhino- und Parainfluenzaviren. Auch Influenzaviren spielten weiterhin eine Rolle.

Es kämen sowohl Patientinnen und Patienten mit positivem Corona-Schnelltest und den typischen Symptomen wie Hals- Glieder und Kopfschmerzen und Verlust des Geruchs- und Geschmacksinns in die Praxen, sagte Hausärzte-Verbandschef Weigeldt. «Glücklicherweise sind die Verläufe, insbesondere bei Geimpften, in aller Regel mild.» Es gebe aber auch viele Patienten, die zwar klassische Erkältungssymptomen hätten, aber deren Corona-Test zunächst nicht anschlage. Bei einem Teil sei der Test dann später positiv, andere hätten grippale Infekte. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Nach der Rezession 2023 sehen Wirtschaftsforscher die deutsche Wirtschaft auf der Stelle treten: Die Industrie schrumpft, die Hoffnung auf eine Erholung durch mehr Exporte und Konsum ist zerstoben.

Hier eine Pizza, da ein Eis - statt Obst und Gemüse. Die Ernährung vieler Kinder weicht einer Analyse zufolge teils deutlich von den Empfehlungen ab. Das kann fatale Folgen haben, warnen Fachleute.

Ransomware hat sich in Deutschland zu einem lukrativen Geschäftszweig für Cyberkriminelle entwickelt. In den vergangenen zwölf Monaten wurden 6 von 10 Unternehmen auf diese Weise angegriffen.

Trotz Digitalisierung und Automatisierung müssen immer noch viele Menschen in ihrem Job harte körperliche Arbeit verrichten. Im Gastgewerbe sind es rund 40 Prozent der Erwerbstätigen, die schwer schuften müssen.

Bei Angestellten in Deutschland - ob vor Ort oder im Homeoffice - dauert die Mittagspause nur 20 bis 30 Minuten, findet oft am Schreibtisch statt und meist kommt selbst vorbereitetes Essen auf den Tisch.

Für viele ist der Firmenwagen mehr als ein Auto: Er ist Statussymbol, Teil des Gehalts und Arbeitsmittel. Wird der Wagen gestrichen, ist der Ärger mitunter groß. Aber ist das überhaupt erlaubt?

Work-Life-Balance ist längst nicht mehr nur Sache der jüngeren Generationen: Eine Studie zeigt, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer lieber mehr freie Zeit hätte. Welchen Preis würden sie dafür zahlen?

Insgesamt 479.800 neue Ausbildungsverträge wurden im Jahr 2023 in Deutschland in den insgesamt 328 staatlich anerkannten Ausbildungsberufen abgeschlossen. Das vermeldet destatis diese Woche. Das sind 2,1 Prozent mehr als 2022 und damit erstmals seit der Coronakrise wieder ein deutliches Plus. Im Gastgewerbe sehen die Zahlen noch deutlich besser aus.

Zum Start des Ausbildungsjahres rückt die Kluft zwischen unbesetzten Lehrstellen und Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz wieder in den Blickpunkt. Dass junge Menschen und Betriebe häufig nicht zueinander finden, hat mehrere Ursachen. Ein Grund: Unternehmen und junge Menschen kommunizieren oft aneinander vorbei.

Die Aufnahme eines Kredits wird in Deutschland häufig durch die Schufa, die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, begleitet. Diese Institution erfasst die Kreditwürdigkeit von Bürgern und wirkt sich maßgeblich auf die Bedingungen eines Kredits aus. Für viele Menschen, die aufgrund von negativen Schufa-Einträgen Schwierigkeiten haben, einen Kredit in Deutschland zu erhalten, stellt sich die Frage, ob Kredite auch im Ausland beantragt werden können, ohne dass die Schufa eine Rolle spielt. Überdies gibt es zahlreiche Hürden, die es zu überwinden gilt, um einen Kredit im Ausland zu erhalten. Der folgende Artikel klärt auf.