Kaum noch Corona-Effekt am Arbeitsmarkt

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die Corona-Pandemie hinterlässt nur noch wenige Spuren auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Der Angriff Russlands auf die Ukraine bringt jedoch neue Unsicherheiten. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Februar gesunken, ebenso die der Anzeigen auf Kurzarbeit.

«Die Arbeitsmarktlage ist gut», sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, am Mittwoch in Nürnberg. «Allerdings ist in den aktuellen Indikatoren der Krieg in der Ukraine noch nicht abgebildet.» Die möglichen Folgen seien im Moment nicht absehbar.

2,428 Millionen Menschen waren im Februar arbeitslos - 34 000 weniger als im Januar und 476 000 weniger als im Februar 2021. Die Arbeitlosenquote sank um 0,1 Punkte auf 5,3 Prozent. Im Vergleich: Im Februar 2020, also vor Beginn der Corona-Krise, hatte die Zahl der Arbeitslosen um etwa 32 000 niedriger gelegen als heute.

Es sei nur noch ein geringer Corona-Effekt spürbar, sagte Scheele. Die Zahl der gemeldeten Stellen liege inzwischen in fast allen Branchen über dem Vor-Corona-Niveau von vor zwei Jahren. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten habe im Vorjahresvergleich zugelegt (Stand: Dezember 2021) - allein in der Industrie habe es keinen Zuwachs gegeben, was unter anderem auf den Strukturwandel und Rohstoffknappheit zurückzuführen sei.

Der Stichtag für die aktuellen Daten war der 14. Februar - also noch vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Dessen Auswirkungen könnten sich deshalb erst in der nächsten Monatsstatistik zeigen, erläuterte Scheele. Fachleute erwarten, dass der Krieg im Osten Europas die sich erholende Konjunktur in Deutschland ausbremsen wird.

Die Folgen der Sanktionen gegen Russland seien schwer abzuschätzen, sagte Scheele. Es könnte zum Beispiel zu Versorgungsengpässen bei Rohstoffen wie seltenen Erden und Aluminium kommen, was aber einzelne Branchen treffen werde. Es werde kein flächendeckendes Problem wie während der Corona-Pandemie oder der Finanzkrise. «Diesen Firmen können wir mit dem Kurzarbeitergeld helfen», sagte Scheele. «Wir hoffen, dass sich das innerhalb weniger Monate relativiert.»

Die Kurzarbeit in Deutschland war zuletzt weiter zurückgegangen. Nach den vorläufigen hochgerechneten Daten wurde im Dezember für 614 000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Vom 1. bis zum 24. Februar meldeten Unternehmen dieses für 201 000 Menschen an.

Diese Zahlen werden sich nach Einschätzung der Behörde noch bis Monatsende erhöhen, dürften aber unter dem Niveau von Januar liegen, als es Anzeigen für 327 000 Menschen gab. Erfahrungsgemäß nehmen jedoch weniger Unternehmen die Kurzarbeit in Anspruch als angezeigt.

Offen ist nach Angaben von Scheele zurzeit, welche Unterstützung die Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland erhalten sollen - ob sie Grundsicherung oder Asylbewerberleistungen erhalten. Bisher seien kaum Menschen aus der Ukraine in Deutschland angekommen, sagte Scheele. Die Jobcenter und Arbeitsagenturen seien aber vorbereitet und könnten auf die Erfahrungen aus der Flüchtlingswelle in den Jahren 2015 und 2016 aufbauen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Hier eine Pizza, da ein Eis - statt Obst und Gemüse. Die Ernährung vieler Kinder weicht einer Analyse zufolge teils deutlich von den Empfehlungen ab. Das kann fatale Folgen haben, warnen Fachleute.

Ransomware hat sich in Deutschland zu einem lukrativen Geschäftszweig für Cyberkriminelle entwickelt. In den vergangenen zwölf Monaten wurden 6 von 10 Unternehmen auf diese Weise angegriffen.

Trotz Digitalisierung und Automatisierung müssen immer noch viele Menschen in ihrem Job harte körperliche Arbeit verrichten. Im Gastgewerbe sind es rund 40 Prozent der Erwerbstätigen, die schwer schuften müssen.

Bei Angestellten in Deutschland - ob vor Ort oder im Homeoffice - dauert die Mittagspause nur 20 bis 30 Minuten, findet oft am Schreibtisch statt und meist kommt selbst vorbereitetes Essen auf den Tisch.

Für viele ist der Firmenwagen mehr als ein Auto: Er ist Statussymbol, Teil des Gehalts und Arbeitsmittel. Wird der Wagen gestrichen, ist der Ärger mitunter groß. Aber ist das überhaupt erlaubt?

Work-Life-Balance ist längst nicht mehr nur Sache der jüngeren Generationen: Eine Studie zeigt, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer lieber mehr freie Zeit hätte. Welchen Preis würden sie dafür zahlen?

Insgesamt 479.800 neue Ausbildungsverträge wurden im Jahr 2023 in Deutschland in den insgesamt 328 staatlich anerkannten Ausbildungsberufen abgeschlossen. Das vermeldet destatis diese Woche. Das sind 2,1 Prozent mehr als 2022 und damit erstmals seit der Coronakrise wieder ein deutliches Plus. Im Gastgewerbe sehen die Zahlen noch deutlich besser aus.

Zum Start des Ausbildungsjahres rückt die Kluft zwischen unbesetzten Lehrstellen und Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz wieder in den Blickpunkt. Dass junge Menschen und Betriebe häufig nicht zueinander finden, hat mehrere Ursachen. Ein Grund: Unternehmen und junge Menschen kommunizieren oft aneinander vorbei.

Die Aufnahme eines Kredits wird in Deutschland häufig durch die Schufa, die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, begleitet. Diese Institution erfasst die Kreditwürdigkeit von Bürgern und wirkt sich maßgeblich auf die Bedingungen eines Kredits aus. Für viele Menschen, die aufgrund von negativen Schufa-Einträgen Schwierigkeiten haben, einen Kredit in Deutschland zu erhalten, stellt sich die Frage, ob Kredite auch im Ausland beantragt werden können, ohne dass die Schufa eine Rolle spielt. Überdies gibt es zahlreiche Hürden, die es zu überwinden gilt, um einen Kredit im Ausland zu erhalten. Der folgende Artikel klärt auf.

Die Stadt Frankfurt führt zur Stärkung der Nachtkultur einen sogenannten Nachtrat ein. Dieser Rat setzt sich aus 13 Menschen aus der Stadtverwaltung und den verschiedenen Branchen der Nachtökonomie zusammen. Das Gastgewerbe steht besonders im Fokus.