Gastronomieketten kritisieren unklare Bedingungen bei den Entschädigungen

| Politik Politik

Gastronomen stehen aktuell vor einem großen Problem. Noch immer ist unklar, unter welchen Bedingungen sie Anspruch auf die Entschädigungen haben, die der Bund ihnen für den zweiten Lockdown versprochen hat. Statt auf ihren Lieferdienst zu setzen, schließen viele Gastronomen ihren Betrieb. Zu groß ist die Angst, dass sie am Ende den Anspruch verlieren könnten.

Auch Johannes Bühler, Chef der Restaurantkette Hans im Glück, kritisiert die Vorgehensweise der Bundesregierung im Gespräch mit der WirtschaftsWoche: „Wir warten stündlich darauf, dass die Fakten auf den Tisch kommen. Wenn man so etwas für eine Branche entscheidet, sollte man auch in der Lage sein, dafür die Antworten zu liefern.“ Womöglich schneide er sich ins eigene Fleisch, wenn er über seinen Lieferdienst einen geringen Umsatz generiere und dieser gegen die Entschädigungen gegengerechnet werde, so Bühler. Deswegen bleiben 80 Standorte seiner Kette bis auf weiteres geschlossen.

Patrick Junge, Geschäftsführer der Restaurantkette Peter Pane, hat ebenfalls noch rechtliche Fragen, die weder Rechtsanwalt noch Steuerberater derzeit beantworten könnten. Eine vollständige Schließung seiner Restaurants ist ebenfalls ein Szenario, mit dem er sich auseinandersetzen muss. Zeichne sich etwa ab, dass die Hilfen nur bei vollständiger Schließung gezahlt würden, müsse ganz genau nachgerechnet werden, sagte er der WirtschaftsWoche. „Wir können es uns eigentlich nicht leisten ganz zu schließen, weil wir den Lieferdienst gerade erst deutlich ausgebaut haben. Wir können es uns aber auch nicht leisten offen zu lassen und auf die Förderung verzichten – das ist wirtschaftlich untragbar.“ Inzwischen hat aber Wirtschaftsminister Altmaier klargestellt, dass es keine Anrechnung von Einnahmen aus dem Außerhaus-Verkauf auf die Corona-Finanzhilfen des Staates geben soll (Tageskarte berichtete)

Im Podcast „Die Stunde Null“ erzählte er außerdem, dass er wie viele Gastronomen im „Überlebensmodus“ sei. Dennoch glaubt er, dass seine Restaurantkette noch bis zum Jahreswechsel aus eigener Kraft durchhalten könne. Hysterie gebe es derzeit nicht. Im Gegenteil: Man müsse aus „den Steinen, die uns in den Weg gelegt werden, etwas bauen“. Auf die Hilfen der Bundesregierung wolle er sich dabei nicht verlassen. „Wenn hier ein Euro aus Berlin auf unserem Konto ist, dann freue ich mich.“

Peter Pane betreibt aktuell 40 Filialen in Deutschland und hatte 2019 einen Jahresumsatz von 63 Millionen Euro.  


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Spitzengremium des DEHOGA bekräftigt Forderung nach einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Essen und drängt auf den sofortigen Stopp drohender neuer bürokratischer Belastungen. Es gehe um Fairness im Wettbewerb und die Zukunftssicherung der öffentlichen Wohnzimmer.

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland haben weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen. Die Betriebe beklagen Umsatzverluste, Kostensteigerungen sowie die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes hervor, an der sich 3.175 gastgewerbliche Unternehmer beteiligten.

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür arbeitet die Staatsregierung nun an Kiff-Verboten für konkrete Bereiche. Darunter könnten Volksfeste, Biergärten und in Außenbereichen von Gaststätten gehören. Verstöße gegen das Cannabis-Gesetz werden teuer.

Der Slogan «Leistung muss sich wieder lohnen» ist schon etwas angestaubt. Die FDP poliert ihn jetzt auf. Und schlägt unter anderem steuerliche Anreize für bestimmte Leistungsträger vor.

Finanzminister Christian Lindner will Hobbybrauer, die Bier zum eigenen Verbrauch herstellen, bei der Steuer entlasten. Künftig sollen sie pro Jahr 500 Liter Bier steuerfrei brauen dürfen.

Mit dem Projekt COMEX der Bundesagentur für Arbeit/ZAV werden seit 2022 Köchinnen und Köche aus Mexiko in Hotels und Restaurants in Deutschland vermittelt. Der DEHOGA begleitet das Projekt von Anfang an.

Die Bundesagentur für Arbeit hat den DEHOGA Bundesverband informiert, dass für die Arbeitsmarktzulassung (AMZ) von Arbeitnehmern aus Drittstaaten zusätzliche Teams und neue Standorte eingerichtet und die Zuständigkeiten neu verteilt wurden. Grund dafür ist die erwartete Zunahme der Erwerbszuwanderung.

Es fehlen Fachkräfte - in zunehmender Zahl. Künftig sollen vermehrt Menschen aus dem Ausland diese Lücken schließen. Nun geht das Land neue Wege, diese Kräfte schneller in den Arbeitsmarkt zu bringen.

Der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern hat die Ausweitung der Steuer von Privat- auf Geschäftsreisende in Schwerin als Abzocke kritisiert. Die Bettensteuer – wie auch die Tourismusabgaben – würden Verbraucher und Betriebe durch höhere Preise und Bürokratie belasten.

Die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse von Geflüchteten aus der Ukraine gelten bis zum 4. März 2025. Darüber informierte das Bundesinnenministerium den DEHOGA Bundesverband und andere Wirtschaftsverbände.