Hiobsbotschaft: Deutsche Reisewarnung für Österreichs Hotels eine «Katastrophe»

| Politik Politik

Die deutsche Reisewarnung ist in Österreichs Hotelbranche als Hiobsbotschaft aufgenommen worden. Der Schritt treffe die Unternehmen «in Mark und Bein», sagte Susanne Kraus-Winkler vom Fachverband Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Schon in den vergangenen Tagen, als erste Spekulationen aufkamen, seien viele Reisen storniert worden. In der Wintersaison kämen drei von vier Gästen aus dem Ausland, fast 37 Prozent aller Übernachtungen entfielen auf die deutschen Touristen. Nicht wenige Hotels rechneten nun damit, dass sie die Hälfte ihrer Buchungen verlieren, so Kraus-Winkler.

«Diese Reisewarnung ist eine atmosphärische Katastrophe», sagte die Chefin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer, der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Es gehe um
die Stimmung - und da mache sich nun Verunsicherung breit. In Österreich ist die vierte Corona-Welle massiv. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner beträgt fast 780.

Ein massives Problem seien die Auswirkungen der deutschen Reisewarnung auf die Familien mit Kindern, so Kraus-Winkler. «Geimpfte und Genesene dürfen zwar nach wie vor bei uns urlauben und wir hoffen inständig, dass dies viele auch in Anspruch nehmen.» Deutsche Kinder unter zwölf Jahren müssten jedoch nach der Rückreise fünf Tage in Quarantäne, ungeimpfte Kinder über zwölf Jahren sogar zehn Tage. Kraus-Winkler forderte Verhandlungen auf politischer Ebene. «Wir brauchen dringend eine Lösung mit dem Ziel, eine quarantänefreie Rückreise zu ermöglichen, wenn die Kinder in eine Teststrategie eingebettet sind.»

Fast ganz Österreich und Tschechien werden Corona-Hochrisikogebiete

Wegen dramatisch steigender Corona-Infektionszahlen stuft die Bundesregierung ab Sonntag fast ganz Österreich, Tschechien und Ungarn als Corona-Hochrisikogebiete ein. Das gab das Robert Koch-Institut am Freitag bekannt. Wer aus einem Hochrisikogebiet einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens fünf Tage nach der Einreise mit einem negativen Test davon befreien. Mit Österreich und Tschechien werden erstmals seit vielen Wochen wieder zwei Nachbarländer Deutschlands auf die Risikoliste gesetzt.

Beide Länder waren im Juni von der Liste gestrichen worden. In beiden Ländern waren die Infektionszahlen aber in den letzten Wochen wieder drastisch gestiegen. Und beide Länder haben im europäischen Vergleich auch sehr niedrige Impfquoten. In Österreich liegt sie bei etwa 65 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Als Hochrisikogebiete werden Länder und Regionen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko eingestuft. Dafür sind aber nicht nur die Infektionszahlen ausschlaggebend. Andere Kriterien sind das Tempo der Ausbreitung des Virus, die Belastung des Gesundheitssystems oder auch fehlende Daten über die Corona-Lage.

Mit der Einstufung als Hochrisikogebiet ist automatisch auch eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts verbunden. Sie erleichtert Touristen die kostenlose Stornierung bereits gebuchter Reisen, bedeutet aber kein Reiseverbot.

Von der Einstufung als Hochrisikogebiet ausgenommen sind in Österreich einige kleine Gemeinden. Darunter ist das Urlaubsgebiet Kleinwalsertal in Vorarlberg (Gemeinde Mittelberg), das auf der Straße nur von deutscher Seite aus über die Region Oberstdorf erreichbar ist. Auch die im Allgäu liegende Enklave Jungholz, die zu Tirol gehört, ist ausgenommen. Außerdem das Rißtal im Gemeindegebiet von Vomp und Eben am Achensee. In Tschechien gilt die Einstufung für das ganze Land.

In der Europäischen Union hatte es im Spätsommer zwischenzeitlich gar keine Corona-Hochrisikogebiete gegeben. In den vergangenen Wochen wurden aber bereits die Slowakei, Litauen, Rumänien, Kroatien, Bulgarien und Slowenien wieder auf die Risikoliste gesetzt. Nun kommen drei weitere EU-Länder hinzu, außerdem das südostasiatische Laos. Insgesamt werden damit ab Sonntag weltweit wieder fast 70 Länder vom RKI ganz oder teilweise als Hochrisikogebiete geführt.

Von der Risikoliste gestrichen werden die USA. Das erleichtert den Reiseverkehr zwischen Deutschland und Amerika weiter. Seit Montag ist für Millionen EU-Bürger die Einreise in die USA wieder möglich, sofern sie vollständig geimpft und zusätzlich negativ auf das Coronavirus getestet sind. Aus den USA können künftig auch wieder Ungeimpfte nach Deutschland einreisen, ohne in Quarantäne zu müssen.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern hat die Ausweitung der Steuer von Privat- auf Geschäftsreisende in Schwerin als Abzocke kritisiert. Die Bettensteuer – wie auch die Tourismusabgaben – würden Verbraucher und Betriebe durch höhere Preise und Bürokratie belasten.

Die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse von Geflüchteten aus der Ukraine gelten bis zum 4. März 2025. Darüber informierte das Bundesinnenministerium den DEHOGA Bundesverband und andere Wirtschaftsverbände.

Tübingen ist vorgeprescht: Kaffeebecher und andere Einwegverpackungen werden in der Uni-Stadt besteuert. Andere Kommunen wollen jetzt nachziehen. Doch es gibt noch ein rechtliches Problem. Eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts steht noch aus.

Praxen seien als «Verfolgungsbehörden der Arbeitgeberverbände denkbar ungeeignet», schimpft der Präsident des Kinderärzteverbandes. Er verlangt, Ärzte bei Attesten und Bescheinigungen zu entlasten.

Für die Zeit der Fußball-EM hat das Bundeskabinett eine sogenannte „Public-Viewing-Verordnung“ beschlossen. Sie ermöglicht den Kommunen, Ausnahmen von den geltenden Lärmschutzregeln zuzulassen. Vergleichbare Verordnungen hatte es bereits bei früheren Fußball-Welt- und Europameisterschaften gegeben.

Die Institutionen der Europäischen Union haben sich am 15. März im sogenannten Trilog-Verfahren auf eine Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation - PPWR) geeinigt. Der Umweltausschuss (ENVI) und das Plenum des Europäischen Parlamentes werden die Einigung voraussichtlich noch im April annehmen.

Einigung im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL: Insbesondere bei der 35-Stunden-Woche macht der Konzern weitgehende Zugeständnisse. Weitere Streiks sind damit vom Tisch.

Der Bundesrat hat in seiner heutigen Sitzung dem Wachstumschancengesetz zugestimmt und damit einen Kompromissvorschlag des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat vom 21. Februar 2024 bestätigt. Der DEHOGA stellt klar, dass aus Sicht des Verbandes die Inhalte des Wachstumschancengesetzes nicht ausreichen.

Arbeitgeber sollen die Bedingungen ihrer Arbeitsverträge nach dem Willen der Ampel-Koalition künftig nicht mehr in Papierform mit Unterschrift an künftige Mitarbeiter aushändigen müssen. Ein entsprechender Passus soll in den Gesetzentwurf zur Bürokratieentlastung eingefügt werden.

Vor dem Hintergrund des schwierigen Konjunkturumfelds und einer hartnäckigen Schwächephase des deutschen Mittelstandes mahnt die Arbeitsgemeinschaft (AG) Mittelstand​​​​​​​ von der Wirtschaftspolitik dringend Maßnahmen zur Stärkung der Wachstumskräfte an.