Hotels und Restaurants: Jeder vierte Gastgeber in Deutschland vor dem Aus

| Politik Politik

Nach insgesamt neun Monaten Lockdown erholt sich das Gastgewerbe nur langsam von den verheerenden Folgen der Pandemie. Denn auch wenn Hotels und Restaurants in Ferienregionen von einer guten Nachfrage berichten und hier die Zuversicht wächst, beklagen die Stadt- und Tagungshotels, die Eventcaterer sowie Clubs und Diskotheken weiterhin erhebliche Umsatzausfälle. Für Juli meldeten die Betriebe insgesamt elf Prozent Umsatzrückgang im Vergleich zum Juli 2019. 37,2 Prozent der Betriebe bangen mit Blick auf die fehlenden Umsätze weiterhin um ihre Existenz. 23,6 Prozent der befragten Hotels und Restaurants sehen sich sogar konkret vor einer Betriebsaufgabe. Das geht aus einer aktuellen Branchenumfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband) hervor, die der Verband am Montag veröffentlicht hat.

Auf der Ministerpräsidentenkonferenz am Dienstag müssten deshalb die Grundlagen für eine dauerhafte Öffnung aller Betriebe geschaffen werden. „Im 18. Corona-Monat liegen nicht nur vielfältige und wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse vor, sondern stehen mit Impfungen und Testungen auch wirkungsvolle Instrumente zur Bekämpfung der Pandemie zur Verfügung“, sagt DEHOGA-Präsident Guido Zöllick.

Zöllick fordert konkrete Maßnahmen zur Erhöhung der Impfquote. „Impfungen sind der sicherste Weg, um aus der Pandemie zu finden.“ Es käme jetzt darauf an, niedrigschwellige Impfangebote zu unterbreiten. „So stehen bereits heute Betriebe für Impfaktionen vor Ort zur Verfügung. Auch Clubs und Diskotheken würden hier gerne ihren Beitrag leisten“, so Zöllick.

Zudem bekräftigt Zöllick die Verbandsforderung, die Bewertungsparameter für die Infektionslage endlich anzupassen. „Bei der Beurteilung der Infektionslage müssen neben dem Inzidenzwert insbesondere die Impfquote und die Hospitalisierungsrate berücksichtigt werden.“

Die Pläne, ab September die „3G-Regel“ für die Innengastronomie und für Hotelübernachtungen unabhängig vom Inzidenzwert wieder einzuführen, begegnet erheblichen rechtlichen Bedenken. „Denn diese auch Maßnahme muss dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz entsprechen“, sagt Zöllick. Dies gelte erst recht für die ebenfalls angedachte „2G-Regel“, wonach der Zugang zu den Betrieben nur Geimpften und Genesenen ermöglicht werde.

„Es ist nicht akzeptabel, dass diese emotionale Debatte insbesondere auf dem Rücken unserer Branche der Gastfreundschaft ausgetragen wird. Die 2G-Regel kann und darf nur eine allerletzte Eskalationsstufe in einer deutlich verschärften Pandemielage sein.“

Sollte die 3G-Regel dennoch kommen und bei hoher Inzidenz nur noch Geimpfte, Getestete oder Genesene Zugang zu Restaurants und Hotels erhalten, müssten laut Zöllick im Gegenzug dafür sämtliche Kontaktbegrenzungen und Abstandsgebote aufgehoben werden.

Auch wenn knapp 60 Prozent die geplanten Verschärfungen als „schlecht“ bewerten, finden 64 Prozent der Betriebe es „gut“, dass es grundsätzlich mehr Freiheiten für Geimpfte und Genesene geben sollte. 72,3 Prozent würden ihren Betrieb weiter geöffnet halten, auch wenn der Zugang dann nur noch für Geimpfte und Genesene erlaubt wäre.

Abschließend betont Zöllick, dass das Gastgewerbe noch lange mit den Krisenfolgen zu ringen habe und damit weiter auf staatliche Unterstützungsleistungen angewiesen sein werde. Auch dazu erwartet der DEHOGA-Präsident eine klare Beschlussfassung der Ministerpräsidentenkonferenz: „Die Verlängerung der Überbrückungshilfe wie auch die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes bis mindestens Jahresende sind dringend geboten. Die Stadt- und Tagungshotels, Eventcaterer und Clubs und Discotheken werden auch im Herbst und Winter noch hohe Umsatzverluste von mehr als 30 Prozent zu verzeichnen haben. Es wäre fatal, diese Betriebe jetzt im Stich zu lassen.“ Diese Unternehmen wie aber auch die ganze Branche benötigten Planungssicherheit.

An der Blitz-Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes zur wirtschaftlichen Lage beteiligten sich in der Zeit vom 3. bis 8. August fast 5.500 gastgewerbliche Betriebe aus ganz Deutschland.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Bundesagentur für Arbeit hat den DEHOGA Bundesverband informiert, dass für die Arbeitsmarktzulassung (AMZ) von Arbeitnehmern aus Drittstaaten zusätzliche Teams und neue Standorte eingerichtet und die Zuständigkeiten neu verteilt wurden. Grund dafür ist die erwartete Zunahme der Erwerbszuwanderung.

Es fehlen Fachkräfte - in zunehmender Zahl. Künftig sollen vermehrt Menschen aus dem Ausland diese Lücken schließen. Nun geht das Land neue Wege, diese Kräfte schneller in den Arbeitsmarkt zu bringen.

Der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern hat die Ausweitung der Steuer von Privat- auf Geschäftsreisende in Schwerin als Abzocke kritisiert. Die Bettensteuer – wie auch die Tourismusabgaben – würden Verbraucher und Betriebe durch höhere Preise und Bürokratie belasten.

Die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse von Geflüchteten aus der Ukraine gelten bis zum 4. März 2025. Darüber informierte das Bundesinnenministerium den DEHOGA Bundesverband und andere Wirtschaftsverbände.

Tübingen ist vorgeprescht: Kaffeebecher und andere Einwegverpackungen werden in der Uni-Stadt besteuert. Andere Kommunen wollen jetzt nachziehen. Doch es gibt noch ein rechtliches Problem. Eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts steht noch aus.

Praxen seien als «Verfolgungsbehörden der Arbeitgeberverbände denkbar ungeeignet», schimpft der Präsident des Kinderärzteverbandes. Er verlangt, Ärzte bei Attesten und Bescheinigungen zu entlasten.

Für die Zeit der Fußball-EM hat das Bundeskabinett eine sogenannte „Public-Viewing-Verordnung“ beschlossen. Sie ermöglicht den Kommunen, Ausnahmen von den geltenden Lärmschutzregeln zuzulassen. Vergleichbare Verordnungen hatte es bereits bei früheren Fußball-Welt- und Europameisterschaften gegeben.

Die Institutionen der Europäischen Union haben sich am 15. März im sogenannten Trilog-Verfahren auf eine Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation - PPWR) geeinigt. Der Umweltausschuss (ENVI) und das Plenum des Europäischen Parlamentes werden die Einigung voraussichtlich noch im April annehmen.

Einigung im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL: Insbesondere bei der 35-Stunden-Woche macht der Konzern weitgehende Zugeständnisse. Weitere Streiks sind damit vom Tisch.

Der Bundesrat hat in seiner heutigen Sitzung dem Wachstumschancengesetz zugestimmt und damit einen Kompromissvorschlag des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat vom 21. Februar 2024 bestätigt. Der DEHOGA stellt klar, dass aus Sicht des Verbandes die Inhalte des Wachstumschancengesetzes nicht ausreichen.