München sagt Christkindlmarkt ab

| Politik Politik

Ein Weihnachtsmarkt mit Lichterglanz, Absperrungen und Kontrollen? Nicht in München. Am Dienstag sagte die Stadt den Christkindlmarkt rund um den Marienplatz ab, so wie bereits im Vorjahr. «Die dramatische Situation in unseren Kliniken und die exponenziell steigenden Infektionszahlen lassen mir keine andere Wahl», sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nach einer Sitzung des Krisenstabes. «Alles andere wäre eine nicht zu verantwortende Erhöhung des Infektionsrisikos und darüber hinaus auch das falsche Signal.» Städte wie Nürnberg oder Augsburg dagegen halten an den Märkten fest.

So soll der weltberühmte Nürnberger Christkindlesmarkt wieder Besucher in die Altstadt locken. Glühwein soll in eigenen Bereichen mit 2G-Kontrolle ausgeschenkt werden. Und: «Es gibt deutlich mehr Platz», meinte der Wirtschaftsreferent Michael Fraas. Dem Münchner Vorgehen will er sich nicht anschließen. Jeder müsse für sich entscheiden nach Lage und Gegebenheiten vor Ort. «Wir bleiben bei unserer Entscheidung und warten zunächst die Bund-Länder-Runde am Donnerstag ab.»

Und die Regio Augsburg Tourismus wirbt: «Der Augsburger Christkindlesmarkt findet statt – mit mehr Abstand, aber stimmungsvoll wie eh und je». Eingangskontrollen sind nicht geplant, nur an der so genannten «Genussinsel».

Alles Ideen, die auch für den Christkindlmarkt in München angedacht waren. Viel Abstand und in Gastronomiebereichen nur Zutritt für Geimpfte und Genesene. Dazu noch eine FFP2-Maskenpflicht auf dem gesamten Markt. Doch das ist nun keine Option mehr.

«Der Christkindlmarkt wäre natürlich ein schönes vorweihnachtliches Zeichen für mehr Normalität gewesen, aber leider sind wir derzeit trotz der Möglichkeit von Impfungen weit von dieser Normalität entfernt», bedauert Reiter. Leider hätten sich immer noch nicht genügend Menschen impfen lassen.

Die hohen Infektionszahlen in München bereiten der Stadtspitze Sorge. Pro 100 000 Einwohner meldete das Robert Koch-Institut am Dienstag (Stand: 3.14 Uhr) mehr als 414 Neuinfektionen binnen einer Woche. Zudem waren nur noch rund sechs Prozent aller Intensivbetten in der Landeshauptstadt frei (Stand: 14.15 Uhr). Hohe Zahlen auch in Nürnberg mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 471, in Augsburg von 514,5.

Die Pandemiebeauftragten aller Münchner Kliniken hätten einstimmig vor dem Christkindlmarkt gewarnt und auf ihre katastrophale Situation hingewiesen, berichtete Reiter. Zudem zieht sich der Christkindlmarkt in München durch wichtige Haupteinkaufsstraßen. Hier könne nicht abgegrenzt werden, die Zahl der Gäste und die Einhaltung der 2G-Regel könne deshalb nicht kontrolliert werden.

Ein herber Schlag für die Standbetreiber. Die Verwaltung prüft einen finanziellen Ausgleich. Ein kleiner Trost: Private Weihnachtsmärkte sind noch möglich - wenn die Besucherzahl begrenzt werden kann und die 2Gplus-Regel gilt - Zugang nur für Geimpfte oder Genesene mit negativem Schnelltest. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Leerstände, Insolvenzen, Konsumflaute: Angesichts der schwierigen Situation bei Einzelhändlern und in vielen Innenstädten fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) die Bundesregierung zu einem Innenstadtgipfel auf.

Bayerns DEHOGA-Präsidentin Angela Inselkammer hat von Ministerpräsident Markus Söder 200 Millionen Euro Investitionshilfe gefordert. Der Freistaat nehme durch die Mehrwertsteuererhöhung 300 Millionen Euro mehr ein. Zumindest ein Teil davon könne er sofort der Branche zurückgeben, forderte Inselkammer bei einem Verbandstreffen in München.

Das Spitzengremium des DEHOGA bekräftigt Forderung nach einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Essen und drängt auf den sofortigen Stopp drohender neuer bürokratischer Belastungen. Es gehe um Fairness im Wettbewerb und die Zukunftssicherung der öffentlichen Wohnzimmer.

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland haben weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen. Die Betriebe beklagen Umsatzverluste, Kostensteigerungen sowie die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes hervor, an der sich 3.175 gastgewerbliche Unternehmer beteiligten.

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür arbeitet die Staatsregierung nun an Kiff-Verboten für konkrete Bereiche. Darunter könnten Volksfeste, Biergärten und in Außenbereichen von Gaststätten gehören. Verstöße gegen das Cannabis-Gesetz werden teuer.

Der Slogan «Leistung muss sich wieder lohnen» ist schon etwas angestaubt. Die FDP poliert ihn jetzt auf. Und schlägt unter anderem steuerliche Anreize für bestimmte Leistungsträger vor.

Finanzminister Christian Lindner will Hobbybrauer, die Bier zum eigenen Verbrauch herstellen, bei der Steuer entlasten. Künftig sollen sie pro Jahr 500 Liter Bier steuerfrei brauen dürfen.

Mit dem Projekt COMEX der Bundesagentur für Arbeit/ZAV werden seit 2022 Köchinnen und Köche aus Mexiko in Hotels und Restaurants in Deutschland vermittelt. Der DEHOGA begleitet das Projekt von Anfang an.

Die Bundesagentur für Arbeit hat den DEHOGA Bundesverband informiert, dass für die Arbeitsmarktzulassung (AMZ) von Arbeitnehmern aus Drittstaaten zusätzliche Teams und neue Standorte eingerichtet und die Zuständigkeiten neu verteilt wurden. Grund dafür ist die erwartete Zunahme der Erwerbszuwanderung.

Es fehlen Fachkräfte - in zunehmender Zahl. Künftig sollen vermehrt Menschen aus dem Ausland diese Lücken schließen. Nun geht das Land neue Wege, diese Kräfte schneller in den Arbeitsmarkt zu bringen.