„Pommes-Schnitzel-Gipfel“ in Berlin: Julia Klöckner schmeckt der Kinderteller nicht

| Politik Politik

Aufgeschreckt von einer Studie über fettige Kinderangebote in der Gastronomie, twitterte Ernährungsministerin Julia Klöckner jüngst drauf los und bat jetzt DEHOGA-Vertreter und Ernährungsexperten zum Gespräch. Nach dem gestrigen „Kindertellergipfel“ ist nun ein Speisekartenwettbewerb im Gespräch. Der Verband will seine Empfehlungen für kinderfreundliche Restaurants überarbeiten.

Nach der Veröffentlichung der Studie vor wenigen Wochen (Tageskarte berichtete), holte Klöckner die Kinderkarten per Twitter auf die politische Agenda und sprach sich für gesündere Kinderteller in Restaurants aus. „Sicherlich ist die Gastronomie ein kleiner Teil in der Gesamternährung“, sagte Klöckner. Um gegen ernährungsbedingte Krankheiten vorzugehen, sei es aber wichtig, auch die kleinen Schräubchen zu drehen. „Wir möchten, dass die gesunde Wahl zur einfachen Wahl wird“, sagte die Ministerin.

Am Dienstag hatte die Bundesministerin Experten und Gastronomievertreter eingeladen, um Möglichkeiten für eine gesündere Speiseauswahl zu diskutieren. Das Deuschlandradio berichtet und interviewt die Beteiligten in einem Podcast. 

Als Ergebnis nach dem 90-minütigen Gespräch will der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA seine Empfehlungen zur Bewirtung von Kindern überarbeiten. Ein Dialog zwischen Eltern und Wissenschaftlern soll angeregt werden, und es soll weitere Gespräche geben. Auch ein Wettbewerb und eine Art Siegel für Restaurants und Gaststätten mit vorbildlichen Kinderangebot, werden dabei diskutiert.

Vorschriften für Köche und Gastwirte wird es allerdings nicht geben. „Wir wären nicht in einer Demokratie, wenn wir jetzt gesetzlich die Art der Speisekarten vorschreiben würden“, sagte Klöckner.

„Zu den Ergebnissen des gestern stattgefundenen Gesprächs erklärt Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des DEHOGA Bundesverbandes: 
Der Einladung von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner zum Dialog sind wir sehr gerne gefolgt. Wir begrüßen es, dass die Bundesministerin unmissverständlich klargestellt hat, dass es nicht Aufgabe des Gesetzgebers sei, die Art der Speisekarten vorzuschreiben. Die Bundesministerin setzt stattdessen auf freiwillige Initiativen.
 
Sehr gerne bringen wir uns hier als Branchenverband ein. So werden wir unsere DEHOGA-Publikation „Kleine Gäste ganz groß“ mit neuen Rezeptideen und praxisnahen Informationen aktualisieren und Anregungen geben für kreative und gesunde Kinderangebote. Vorstellbar ist auch ein Wettbewerb unter der Beteiligung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, um Best-Practice-Angebote in den Fokus zu stellen und möglichst vielen Betrieben Inspiration für noch bessere Angebote für die kleinen Gäste zu geben. Sehr gerne werden wir hierzu in den Dialog treten mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sowie auch mit den Autoren der Heidelberger Studie zu Kinderspeisekarten und -gerichten in Restaurants. 
 
Dabei bleibt grundsätzlich festzuhalten, dass die Verantwortung für eine ausgewogene Ernährung an vorderster Stelle bei den Eltern liegt. Ferner ist zu berücksichtigen, dass die Kinder häufig – unabhängig von dem Vorhalten einer separaten Kinderkarte – aus der gesamten Bandbreite der angebotenen Speisen wählen können. So ist es in vielen Restaurants möglich, von den Gerichten auf der regulären Karte halbe Portionen zu bestellen. Oder die Betriebe bieten einen Räuberteller an. Das heißt, die Eltern wählen die Gerichte aus und stellen daraus dann für ihre Kinder eine Auswahl von Speisen zusammen. Zu bedenken ist zudem, dass es bei vielen Kindern zu Hause keine Pommes gibt und diese dann ausnahmsweise einmal in Restaurants bestellt werden.“

Hintergrund des Gipfel war eine Untersuchung der Uni Heidelbertg, die 1.877 Kindergerichte überprüft und bewertet hat. Restaurantketten fanden hierbei keine Berücksichtigung. Ergebnis der Untersuchung: 70 Prozent aller Kindergerichte seien die immer gleichen: Schnitzel mit Pommes, Chicken Nuggets, Würstchen mit Pommes, Burger, Pommes mit Ketchup oder Mayo oder Nudeln mit Soße.

Die meisten Kindergerichte enthielten demnach zu viel Fett und Kalorien, wenig Nährstoffe und oft rotes Fleisch, wie der Wissenschaftler der Zeitung sagte. Dieses Fleisch, also Schwein und Rind, gelte als besonders ungesund. Besser ist Wissenschaftlern zufolge zum Beispiel Geflügel.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Obwohl es in anderen Bundesländern bereits Einigungen gibt, eskaliert der Tarifkonflikt im bayerischen Gastgewerbe. Nun bereitet die Gewerkschaft Warnstreiks im Umfeld der EM-Halbfinalspiele vor.

Auch in der zweiten Tarifrunde haben der DEHOGA Bayern und die Gewerkschaft NGG keine Einigung erzielt. Der Verband sagt, dass er ein Angebot von fast 15 Prozent Lohnerhöhung auf den Tisch gelegt hätte.

Vor dem Beginn der Tarifrunde im niedersächsischen Gastgewerbe fordert die Gewerkschaft NGG ein deutliches Lohnplus für die Beschäftigten: 400 Euro mehr im Monat, aber mindestens 3.000 Euro Einstiegslohn nach abgeschlossener Ausbildung.

Die Gewerkschaft Nahrungs-Genuss-Gaststätten und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband haben sich in Sachsen-Anhalt geeinigt und einen Tarifabschluss erzielt. Beschäftigte und Auszubildende profitieren.

Bundesagrarminister Cem Özdemir setzt sich für eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch ein, um den Umbau der Tierhaltung zu höheren Standards zu finanzieren. Der Grünen-Politiker griff einen Vorschlag des Bauernverbands auf. Von Verbraucher- und Umweltschützern kam ein geteiltes Echo.

In niedersächsischen Städten und Gemeinden wird zunehmend Bettensteuer erhoben. Der Dehoga kritisiert die Mehrkosten für Gäste und den bürokratischen Aufwand für Gastgeber.

Eine türkische Erzeugergruppe setzt sich für einen einheitlichen EU-Döner ein, was zu höheren Preisen führen könnte. Würde ihr Antrag angenommen, gäbe es EU-weit festgelegte Zutaten und Zubereitungsweisen für Döner.

Der DEHOGA-Branchentag findet in diesem Jahr am 12. November 2024 in Berlin statt. Auf LinkedIn gab der Verband jetzt erste Redner bekannt: Drei prominente Politiker haben bereits zugesagt.

Eine Kampagne des Sozialunternehmens Social-Bee erhitzt die Gemüter in Hotellerie und Gastronomie. Eigentlich will das Unternehmen darauf aufmerksam machen, dass viele gutausgebildete Geflüchtete keine passenden Jobs bekommen. Bei der Kampagne würden jedoch Berufsbilder aus dem Gastgewerbe herabgewürdigt, lautet die Kritik.

Der Meldeschein soll künftig nicht mehr von Gästen mit deutscher Staatsangehörigkeit ausgefüllt und unterschrieben werden. Der Deutsche Tourismusverband und der Deutsche Heilbäderverband fordern jedoch eine angemessene Übergangsfrist.