Restaurantbesuch ohne Test und wieder mehr Kunden im Geschäft in Rheinland-Pfalz

| Politik Politik

Restaurantbesuch ohne Test, private Feiern mit bis zu 100 Menschen und Servicepersonal ohne Masken: Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga ist mit den an diesem Freitag in Kraft getretenen Lockerungen der Corona-Regeln «sehr zufrieden» (24. Corona-Bekämpfungsverordnung). «Wir sind auch eins der ersten Bundesländer, dass die Bars und Diskotheken wieder aufsperrt», sagte der rheinland-pfälzische Dehoga-Präsident Gereon Haumann der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Und mit der 3-G-Regel (geimpft, genesen oder getestet) könnten sogar bis zu 350 Menschen eingelassen werden. Die auf den ersten Blick kompliziert anmutenden Regeln ließen sich auf die einfache Formel reduzieren: GGG (3 G) oder Maske.

 

Prominente Unterstützung für die Lockerungen bei Diskotheken und Clubs kommt aus dem Saarland: Der langjährige Ministerpräsident und Linke-Politiker Oskar Lafontaine kritisiert: «Es ist nicht nachvollziehbar, warum in Rheinland-Pfalz Clubs und Diskotheken für Geimpfte, Genesene und Getestete öffnen dürfen, wenn sie über ausreichende Lüftungsanlagen verfügen, im Saarland aber nicht.» Diese Betriebe seien die ersten, die schließen mussten und gehörten nun zu den letzten, die noch dicht seien, gleichzeitig gehe es um die Jugendkultur.

Trotzdem geht das Disko-Leben noch längst nicht überall gleich wieder los: Im Veranstaltungscenter «Pyramide Mainz» im Stadtteil Hechtsheim beispielsweise bleibt die Tanzfläche mindestens bis September leer. «Das Virus ist noch lange nicht vorbei», sagt Bardo Dörrschuck, einer der Geschäftsführer von Pyradise entertainment. «Wir werden den Teufel tun und sofort wieder 300, 400 Gäste haben.» Wie es mit den Tanzveranstaltungen an den Wochenenden weiter geht, werde im September entschieden. «Die Priorität liegt bei uns bei den Gästen und Mitarbeitern.»

Verkäufer ohne Masken - auch das ist mit negativem Test jetzt möglich. «Einigen wird das sicher etwas bringen», sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Rheinland-Pfalz Thomas Scherer. «Es kann aber auch zu Irritationen führen.» Denn die Kunden müssten ja weiter Masken tragen. Gerade in Kleidungsgeschäften bei Anproben oder anderer direkter Beratung würden viele Verkäufer lieber nicht auf die Maske verzichten wollen.

Anders als andere Bundesländer verzichte Rheinland-Pfalz aber nicht völlig auf eine Begrenzung der Kunden pro Quadratmeter Verkaufsfläche, sondern reduziere das Verhältnis von einer Person pro zehn Quadratmeter um die Hälfte auf einen Kunden pro fünf Quadratmeter. «Das tut dem Handel aber nicht weh», sagte Scherer.

Dehoga-Präsident Haumann fordert die Rheinland-Pfälzer auf, anstatt in fernen Ländern Urlaub zu machen auch mit Blick auf die Delta-Variante im Heimatbundesland die Gastronomie zu unterstützen oder in einem der vielen Hotels abzusteigen. Kein einziger signifikanter Corona-Fall sei auf die Branche zurückzuführen, die gute Schutzkonzepte erarbeitet habe, dafür habe sie nun Solidarität verdient. «Urlaub ist 2021 in Rheinland-Pfalz angesagt», betonte Haumann.

Bordelle können auch wieder öffnen. Der Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen rechnet aber mit erheblichen Anlaufschwierigkeiten. Viele Frauen müssten sich zunächst noch anmelden und den entsprechenden Ausweis besorgen, bevor sie wieder arbeiten dürften, sagte Nicole Schulze vom Vorstand des Verbands. Die Öffnung der Branche komme aber «viel, viel zu spät». «Rheinland-Pfalz war das letzte Bundesland, das geöffnet hat.» Viele Sexworker seien in der Corona-Pandemie «durch die Systeme» gefallen. Sie hätten keine Hilfen bekommen und illegal - zum Beispiel zuhause - gearbeitet.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Nach Willen der EU-Länder soll in der EU weniger Essen weggeworfen werden. Bis 2030 sollen Lebensmittelabfälle, die im Einzelhandel und beim Verbrauch - etwa zuhause oder in Restaurants - entstehen, um 30 Prozent pro Kopf reduziert werden.

Die Firmen in Sachsen-Anhalt suchen dringend nach Fachkräften und Auszubildenden. Weil viele Stellen nicht besetzt werden können, sucht das Land jetzt im Ausland. Vor allem Vietnam ist im Fokus.

Die Länder-Wirtschaftsminister wenden sich gegen Kürzungen bei der Deutschen Tourismus-Zentrale. Alle Länder seien bei der Wirtschaftsministerkonferenz dem Antrag von MV und anderen beigetreten.

Die erste Tarifrunde für das Hotel- und Gaststättengewerbe in Mecklenburg-Vorpommern blieb ohne Ergebnis. Die Positionen von Arbeitgebern und Gewerkschaft liegen noch weit auseinander.

Während der Fußball-EM dürfen Berliner Restaurants, Kneipen und Biergärten, die Spiele übertragen, ihre Außenbereiche bis zum Spielende öffnen. Eine entsprechende Verordnung erließ Umweltsenatorin Ute Bonde.

MV-Tourismusminister Meyer sorgt sich um die Auslandswerbung der Deutschen Zentrale für Tourismus. Die Bundesmittel sollen gekürzt werden, sagt er. Dagegen macht er jetzt mobil.

Der Zoll ist am Samstag in Hotels und Gaststätten bundesweit gegen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung vorgegangen. Insgesamt seien rund 2400 Beschäftigte aller Hauptzollämter im Einsatz, teilte die Generalzolldirektion am Abend in Bonn mit.

Frust im Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP: Bei der Europawahl hängt die Union die Konkurrenz ab, die AfD landet mit großem Plus auf Platz zwei. Im Osten liegt sie sogar vorn.

Angesichts der Herausforderungen zählen mehr denn je Vernetzung, das Bündeln der Kräfte und das Schaffen von Synergien. Vom 2. bis 4. Juni kamen dazu in Warnemünde die deutschsprachigen Verbände der Hotellerie und Gastronomie zu ihrem traditionellen Jahrestreffen zusammen.

Deutsche Bahn und S-Bahn München sprechen mit einer Recruiting-Kampagne gezielt Mitarbeiter aus der Gastronomie an. Nach Protesten des DEHOGA Bayern zieht die Bahn das Kampagnenmotiv jetzt zurück.