"Weniger Zettel, mehr Wirtschaft": Arbeitgeberpräsident fordert Reformen

| Politik Politik

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hat grundlegende Reformen in Deutschland gefordert. Er nannte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur etwa die Steuer- und Sozialpolitik. Außerdem müssten Baugenehmigungen beschleunigt werden. In vielen Bereichen sei ein «Mentalitätswechsel» notwendig.

Zur Steuerpolitik sagte der Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände: «Es muss vor allem auch für Normalverdiener in Zukunft mehr Netto vom Brutto übrig bleiben. Das Steuersystem muss leistungsgerechter gestaltet werden. Die hohe Last der Einkommenssteuer schwächt die Wirtschaft insgesamt.»

Die Arbeitgeber forderten daher die Anhebung des Grundfreibetrags und eine Verschiebung des Tarifverlaufs. «Die Kalte Progression und der "Mittelstandsknick" sind uns ein Dorn im Auge. Wir sind der Meinung, dass der Lohn aus harter Arbeit nicht vom Steuertarif aufgefressen werden darf.»

Reformbedarf gebe es auch bei den Sozialversicherungen. «Wer die Sozialversicherungen erhalten will, der muss sie reformieren. Wer vorgaukelt, es könne alles und noch mehr versprochen werden, der zerschlägt das Fundament der beitragsfinanzierten Versicherungen und nimmt Kurs auf ein Sozialsystem, das staatsgeleitet und steuerfinanziert von Kassenlage und politischen Opportunitäten abhängig ist.» Das sei weder nachhaltig noch generationengerecht, sondern zukunftsfern. «Daher treten wir Arbeitgeber für sensible, aber konsequente Reformen in allen sozialen Sicherungssystemen ein. Wir wollen, dass die Menschen weiter in dieses System vertrauen können.»

Dulger kritisierte außerdem, Baugenehmigungen dauerten inzwischen bis zu zwei Jahre und in großen Städten noch viel länger. «Das muss künftig in ein paar Monaten klappen. So wie es im Moment läuft, ist es nicht nur unattraktiv, es ist schon fast eine Katastrophe. Ich glaube, Verwaltungsreform ist dafür der falsche Begriff. Wir brauchen hier einen Mentalitätswechsel.» Das gelte auch für das Thema Bürokratieabbau. «Wir brauchen hier weniger Zettel und mehr Wirtschaft.»

Bei der Abkehr von Kohle-Energie erlebe die Wirtschaft einen enormen Wandel. «Das ist für uns als Industrienation eine gewaltige Aufgabe. Ich erwarte von einer zukünftigen Bundesregierung, dass sie Spaß am Gestalten hat, dass sie Freiraum für Erfinder lässt und nicht nur Verbote erlässt.»

Als ein zentrales Thema nannte Dulger die Bildung. «Bildung ist der Battleground (dt.: das Schlachtfeld) der Zukunft. Wir müssen die jungen Menschen gut ausbilden und sie an die Herausforderungen dieser globalisierten Welt heranführen.» Es rücke eine enorm gut ausgebildete, leistungsfähige junge Generation nach. «Die müssen wir aber auch machen lassen. Die dürfen wir nicht durch Verbote oder falsche Ideologien einschränken - sie müssen sich entfalten können. Die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes entscheidet sich doch vor allem an den Fragen: Welche Talente können wir in unseren Unternehmen fördern? Wie agil reagieren wir auf die digitalen Transformationen unserer Zeit? Mit der Erstausbildung ist es jedenfalls nicht getan. Berufliche Weiterbildung und lebenslanges Lernen sind unser Ticket zum Wohlstand von morgen. Unsere Kinder sind die Köpfe von morgen, und Bildung ist doch die eigentliche soziale Frage.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die EU will Verpackungsmüll den Kampf ansagen. Geplante neue Regeln werden etwa in Europas Supermärkten und Restaurants zu spüren sein. Deutsche Ziele allerdings sind zum Teil ambitionierter. Fragen und Antworten.

Heute startet die ITB in Berlin. Am Freitag beginnt die Internorga in Hamburg. Menschen aus über 180 Ländern kommen diese Woche nach Deutschland. Die aktuellen Streikankündigungen treffen zehntausende Gäste mit voller Wucht. Branchenvertreter bringt das auf die Zinne.

Der nächste Streik der Lokführergewerkschaft GDL wird nach Darstellung der Deutschen Bahn «massive Auswirkungen» auf den Betrieb haben. Die CSU warf der Gewerkschaft in scharfen Worten einen Missbrauch des Streikrechts vor.

Die Regierung sieht fehlende Fachkräfte als zentrales Risiko für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Nun treten Regelungen in Kraft, die mehr Nicht-EU-Bürger auf den Arbeitsmarkt locken sollen.

Das EU-Parlament hat grünes Licht für strengere Transparenzregeln für große Vermietungsplattformen wie Airbnb, Booking, Expedia oder TripAdvisor gegeben. Unter anderem sollen Städte so besser gegen illegale Angebote auf den Plattformen vorgehen können.

Reisewirtschaft und Tourismusbranche haben eine gemeinsame Position zum Entwurf der Europäischen Kommission zur Revision der Pauschalreiserichtlinie vorgelegt, die die Akteure im Deutschlandtourismus sowie im In- und Outboundtourismus in dieser Frage vereint.

Das neue Kompetenzzentrum „Grüne Transformation des Tourismus“ hat seine Arbeit aufgenommen. Das Kompetenzzentrum soll als Informationsknotenpunkt rund um die grüne Transformation Wissen teilen, Best Practices hervorheben und Innovationen fördern.

Eine stärkere Flexibilisierung der Arbeitszeit fordert die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag in einem Antrag. Auch der DEHOGA fordert, dass Unternehmen und Mitarbeiter, im Rahmen einer wöchentlichen Höchstgrenze, die Möglichkeit bekommen, die Arbeitszeit flexibler auf die Wochentage zu verteilen.

Im Rahmen des Entwurfs zum vierten Bürokratieentlastungsgesetz erneuert der BTW noch einmal seine Forderung nach zielführendem Bürokratieabbau für die Unternehmen der Tourismuswirtschaft.

EU-Pläne für einen besseren Schutz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Online-Plattformen sind vorerst vom Tisch. Vor allem FDP-Vertreter hatten sich gegen das Gesetz ausgesprochen. Deutliche Kritik daran kam nun von der Gewerkschaft NGG.