Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern kooperieren beim Tourismus

| Tourismus Tourismus

Schon nach 50 Metern zogen Michael Kretschmer und Manuela Schwesig die Schuhe aus. «Lieber Michael, willkommen an einem der schönsten Orte in Deutschland», sagte Mecklenburg-Vorpommerns SPD-Ministerpräsidentin zu ihrem sächsischen CDU-Amtskollegen, als beide am Warnemünder Strand durch den weißen Sand liefen und dann zumindest mit den Füßen in die Ostsee gingen. Beide unterschrieben im Anschluss bei bestem Sommerwetter und vor malerischer Strandkulisse eine Tourismuskooperation. 

Dadurch soll der Austausch bei den Themen Fach- und Arbeitskräftegewinnung, Tourismusakzeptanz und internationaler Tourismus verstärkt werden. Der Tourismus sei in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sagte Schwesig. «Die Sachsen machen seit jeher gerne Urlaub bei uns an der Ostsee. Umgekehrt fahren viele Mecklenburger und Vorpommern nach Dresden, Leipzig oder ins Erzgebirge.»

«Ist das nicht der Hammer?»

Die Vorliebe für Ferien an der Ostsee ist nach Überzeugung Kretschmers tief im Bewusstsein der Bewohner seines Heimatlandes verwurzelt. «Für uns Sachsen ist die Ostsee der Sehnsuchtsort. Da müssen wir mindestens einmal im Jahr hin», sagte er. Das gelte auch für ihn.

Die Tourismusverbände beider Bundesländer wollten auch im Kur- und Gesundheitstourismus zusammenarbeiten, wo sich die Angebote beider Länder gut ergänzten, so Schwesig. Mit der Aufnahme ins Welterbe gebe es noch mehr Gründe, sich gegenseitig zu besuchen. Das Schweriner Residenzensemble war in der Vorwoche ebenso in die begehrte Unesco-Liste aufgenommen worden wie die Brüdergemeinde Herrnhut in Sachsen.

Mehr als 1200 Welterbestätten würden das Gedächtnis der Menschheit repräsentieren. «Und Schwerin und Herrnhut gehören dazu. Ist das nicht der Hammer?», sagte Kretschmer am Vormittag in Schwerin unter dem Applaus der zu einem morgendlichen Empfang im Burggarten geladenen Aktiven der Schweriner Welterbe-Bewerbung.

Wachsende Gäste- und Übernachtungszahlen

Kretschmer verwies auch auf eine Umfrage in Mecklenburg-Vorpommern aus dem Herbst vorigen Jahres. Danach sei der typische Besucher ein Sachse. «Das stimmt, wir sind hier gern zu Gast. Tourismus bringt Menschen zusammen – ob an der Ostsee, beim Klettern in der Sächsischen Schweiz oder beim Wandern im Erzgebirge. Das stiftet Gemeinschaft.»

Für Mecklenburg-Vorpommern ist Sachsen nach Angaben des Landestourismusverbandes sehr wichtig. 13,4 Prozent der insgesamt rund elf Millionen Gäste kamen 2023 aus Sachsen nach MV. Das entspreche rund 1,5 Millionen Gästen aus Sachsen. Nach Sachsen folgen mit Blick auf die Anteile Nordrhein-Westfalen (13,2 Prozent), Niedersachsen (10 Prozent), Berlin (9,4 Prozent) und Brandenburg (7,9 Prozent). In MV lag der Bruttoumsatz der Branche 2022 bei 7,1 Milliarden Euro.

Für Sachsen war 2023 das bisher dritterfolgreichste Jahr nach 2018 und 2019. Wie die Zahlen des Statistischen Landesamtes Sachsen zeigen, lagen die Gästeankünfte und Übernachtungen deutlich über dem Niveau von 2022. 7,9 Millionen Gäste buchten 2023 eine Übernachtung in einer sächsischen Beherbergungseinrichtung. Das waren 13 Prozent mehr als 2022. Die Zahl der Übernachtungen lag bei 19,9 Millionen und damit 10,9 Prozent über dem Vorjahresergebnis. In Sachsen lag der Umsatz 2023 bei 9,3 Milliarden Euro.

Gemeinsames Forschungsinstitut HEDI 

Im Anschluss an den Strandbesuch unterzeichneten beide Politiker an der Universität Rostock eine Absichtserklärung zur Unterstützung des geplanten High Energy Density Instituts (HEDI). Bei dem angestrebten Gemeinschaftsprojekt der Uni Rostock und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf steht die Erforschung von Materie unter extremen Bedingungen im Fokus, wie sie im Inneren von Planeten und Sternen herrschen. Es geht um Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Kernfusion und Plasmaherstellung mittels Laser.

Mecklenburg-Vorpommerns Wissenschaftsministerin, Bettina Martin (SPD), verwies auf das große Potenzial. «Mit dem neuen Institut HEDI setzen wir uns mit an die Spitze der weltweiten Kernfusionsforschung. Das ist eine enorme Chance für den Forschungsstandort Mecklenburg-Vorpommern, um bei der künftigen Entwicklung neuer Energietechnologien in der ersten Liga zu spielen.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Reisen ohne schlechtes Gewissen? Urlaub bedeutet schon wegen An- und Abreise in der Regel auch Belastungen fürs Klima. Urlaubsziele in Europa versuchen durch Klima-Bewusstsein attraktiv zu bleiben.

Von der Haustür direkt zum Flughafen: Bei «Rail and Fly»-Angeboten locken Reiseveranstalter mit unkomplizierter Anreise. Bei rechtlichen Streitfragen wird's aber doch kompliziert.

Die TUI Gäste aus Deutschland zieht es an die Strände des Mittelmeers. Insbesondere die Pauschalreise ist bei Urlaubern aus Deutschland beliebt und stark nachgefragt. Erste Wahl beim Reiseziel ist Mallorca.

Canaletto und Bach, Sächsische Schweiz und Erzgebirge oder der Dresdner Striezelmarkt sind prominente Zugpferde Sachsens. Eine bundesweite Befragung zeigt, womit es als Reiseland noch punktet.

Die Vorfreude auf den Sommer wächst und mit ihr die Neugier auf die angesagtesten Reiseziele des Jahres. Opodo hat die Sommertrends 2024 der deutschen Urlauber untersucht und dabei interessante Entwicklungen und Favoriten ausgemacht.

Reisen ohne schlechtes Gewissen? Urlaub bedeutet schon wegen An- und Abreise in der Regel auch Belastungen fürs Klima. Urlaubsziele in Europa versuchen durch Klima-Bewusstsein attraktiv zu bleiben.

Die Menschen in Deutschland sind in Reiselaune. Vor dem Start der Sommerferien, die am Donnerstag als erstes in Thüringen und Sachsen beginnen, berichten Veranstalter von kräftiger Nachfrage und teilweise schon ausgebuchten Hotels. 63,5 Prozent der Bundesbürger planen im Sommer eine Urlaubsreise.

Sie ziehen in der glühenden Mittagssonne los, vergessen das Handy, gehen ohne Begleitung oder haben bereits mehrere Biere intus: In Griechenland steigt die Zahl bei Ausflügen umkommender Touristen.

Geht es um die Suche nach der perfekten Urlaubsunterkunft, spielen der Online-Aufritt und speziell die Bewertungen von Hotels, Ferienwohnungen und Co. eine entscheidende Rolle, so das Ergebnis einer Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

In Sachsen beginnen am Donnerstag die Schulferien. Durchaus beliebt ist der Urlaub «vor der Haustür». Die Touristiker vermelden insgesamt eine gute Buchungslage.