25 Jahre "Ständige Vertretung" in Berlin

| Gastronomie Gastronomie

Jüngere Menschen können es sich vielleicht gar nicht mehr vorstellen, aber vor vielen Jahren hieß die deutsche Hauptstadt nicht Berlin, sondern: Bonn. Nach der Wiedervereinigung zog die Bundesregierung 1998 von Bonn nach Berlin, zahlreiche Politiker und Bonner Beamte mussten folgen. Sie trafen auf eine laute Großstadt - und eine Bonner Nostalgie-Kneipe, in der es Kölsch aus kleinen Gläsern und rheinische Spezialitäten gab und die Wände gepflastert waren mit Fotos der rheinischen Polit-Prominenz seit Adenauer.

Nicht umsonst hieß die Kneipe «Ständige Vertretung» (StäV) so wie die Diplomatische Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin, der Hauptstadt der DDR. Vor 25 Jahren öffnete sie und wurde eine der bekanntesten Kneipen Berlins: Prominente Politiker als Gäste, Abend für Abend volle Tische und Kassen, laute Karnevalspartys mit Anzeigen der Nachbarn und zahllose Medienberichte. Am Montagabend wird das Jubiläum gefeiert. Zur Gratulation kommen die früheren Bürgermeister von Berlin und Bonn, Klaus Wowereit und Bärbel Dieckmann.

Einer der beiden Gründer war ausgerechnet Friedel Drautzburg (geb. 1938), einst Jurastudent, dann Wahlkämpfer mit Günter Grass für Willy Brandt und später Bonner Stammwirt von Politikern und Journalisten, und Anfang der 90er-Jahre dann glühender Berlin-Gegner.

Als Bonn den Kampf verlor, siegte Drautzburgs Geschäftssinn. Zusammen mit seinem elf Jahre jüngeren Kompagnon Harald Grunert eröffnete er die «Ständige Vertretung» direkt an der Spree nahe der Friedrichstraße - und landete damit einen gastronomischen Erfolg sondergleichen. Auch weil die Medienprofis intensive Öffentlichkeitsarbeit betrieben: Es gab das «Kölsche Survival Package Berlin» mit einem Karnevals-«Stimmungsbeutel» mit Konfetti und Luftschlangen für die Abgeordneten.

Die Polit-Prominenz der 1990er und 2000er-Jahre in der «StäV» ist in einem früheren Jubiläumsband abgebildet: Bundespräsidenten wie Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Johannes Rau, die Bundeskanzler Helmut Kohl und Gerhard Schröder, auch die noch jüngere Angela Merkel kam zu Besuch. Dazu Minister, viele mit Kölschgläsern in der Hand: Hans Eichel, Wolfgang Clement, Heiner Geisler, Rudolf Scharping, Andrea Nahles, Oskar Lafontaine und Guido Westerwelle. Außerdem Moderatorin Sabine Christiansen am Arm des Wirts und Schauspieler Ben Kingsley sowie Regisseur Wim Wenders am Zapfhahn.

Zwischenzeitlich wurde Wirt Grunert zum Berliner Karnevalsprinz Harald I. gekürt. Versuche, in Berlin einen jährlichen Karnevalszug zu etablieren, scheiterten allerdings bald an der preußischen Realität.

Im Lauf der Jahre drängten sich Rheinländer in der Diaspora an den Tischen und vor allem immer mehr Touristen, die die Friedrichstraße und die nahen Theater besuchen oder aus Ausflugsschiffen und Reisebussen stiegen. Drautzburg und Grunert eröffneten weitere Kneipen und Restaurants in Berlin und vergaben Lizenzen für weitere «Stävs» in anderen Städten. 2017 verkauften sie die «Ständige Vertretung» und setzten sich zur Ruhe.

Heute führen jüngere Gastronomen den Laden. Viele Politiker auf den alten Fotos sind inzwischen tot. Mit den Erinnerungsstücken an Bonn und den Umzugsstreit nach der Wiedervereinigung hat die Kneipe längst Museums-Charakter. Die aktuelle Politik hält nur noch ab und zu Einzug. Im Frühjahr wurden Fotos von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) aus den Speisekarten entfernt, weil er sich trotz des Kriegs in der Ukraine nicht vom russischen Staatschef Wladimir Putin distanzierte. Schröder war neben der angebotenen Currywurst zu sehen, als deren Fan er gilt.

Die Verbindung von rheinischem Sauerbraten und Berliner Eisbein, die unter den Fotos von Konrad Adenauer, Helmut Schmidt und Michail Gorbatschow verzehrt werden, bleibt aber beliebt und ist in allen Reiseführern zu finden. Und Drautzburg, inzwischen 84 Jahre alt, erhielt das Bundesverdienstkreuz. Zur Begründung hieß es, die «Ständige Vertretung» in der neuen Hauptstadt Berlin stehe für ein wichtiges Zeichen des gesamtdeutschen Zusammenwachsens. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Ende August feierte die Newton Bar in Berlin ihr 25-jähriges Bestehen. Die Bar, benannt nach dem weltberühmten Fotografen Helmut Newton, hat sich seit ihrer Eröffnung im Jahr 1999 als eine der renommiertesten Adressen im Berliner Nachtleben etabliert.

Das wineBANK-Netzwerk expandiert: Nach der Eröffnung in Heidelberg im Mai ist der Private Members‘ Club in der Berner Kramgasse mittlerweile der dreizehnte Standort der Gruppe. Damit ist die wineBANK Bern der einzige Club des Netzwerks in der Schweiz.

Mittendrin im lebendigen Szenestadtteil Pempelfort, Duisburger Ecke Sternstraße in den Räumen des ehemaligen „Schwan, bietet das Caspers eine einzigartige Melange aus Küche, Kunst und Kommunikation.

Die US-Fastfood-Kette Slim Chickens ​​​​​​​hat in der letzten Woche ihren Flagship-Store in Berlin eröffnet. Auf die Premiere in der Friedrichstraße sollen weitere Läden in Deutschland folgen.

«Tadaa!»: So heißt der neue Eisladen einer Deutschen am Südzipfel von Afrika. Der Name soll das Glücksgefühl vermitteln, das man mit einem Eis in der Hand spürt. Die Inhaberin bietet kreative Sorten.

Die französische „Big Mamma“-Gruppe setzt mit ihrem Konzept "Big Squadra" auf mehr als nur hochwertige Zutaten und kreative Rezepte – sie zelebrieren das Besondere bis ins kleinste Detail. Das fängt schon bei der Auswahl des Geschirrs an.

Sie gilt als Klassiker für den kleinen Hunger und es gibt sie in verschiedenen Variationen: die Currywurst. Mehrere deutsche Städte beanspruchen den würzigen Snack für sich. Ein neues Buch verspricht jetzt die ganze Wahrheit über das Kultobjekt zu offenbaren.

Pressemitteilung

Alle Gäste des SV Werder Bremen dürfen sich im Bremer Weserstadion auf ein neues Catering- und Stadionerlebnis freuen. Werder und die Bremer Weser-Stadion GmbH haben die letzten Monate gemeinsam mit dem neuen Caterer Supreme Sports Hospitality intensiv für einen Umbau zahlreicher Cateringflächen genutzt. Die Kioske sowie verschiedene Teile des Hospitality-Bereichs wurden neugestaltet und mit modernster Technik ausgestattet. Darüber hinaus erwarten die Stadionbesucher neue innovative Gastrokonzepte mit besonderen regionalen Gerichten.

Wenn Tim Raue Currywurst in der Düsseldorfer Altstadt brät oder Sternekoch Nils Henkel ein Six Hands Dinner mit Philipp Lange kredenzt – dann sind die „Chefs in Town“! Vom 27. bis 29. September findet in Düsseldorf erstmals das gleichnamige, dezentrale Event statt.

Gute Nachrichten aus dem Brauhaus am Waldschlösschen: Die Tore dieses geschichtsträchtigen Hauses bleiben geöffnet. Dank einer Zusammenarbeit zwischen der Wenzel-Gruppe und Paulaner wird das Brauhaus wieder zum Leben erweckt.