Der Schwarzwald feiert seine Kirschtorte

| Gastronomie Gastronomie

Weiße Sahnecreme, rote Kirschen und dunkle Schokospäne: Die Schwarzwälder Kirschtorte könnte man wohl als das Schneewittchen der Tortenwelt bezeichnen. Und auch was die Bekanntheit angeht, dürfte die cremige Kalorienbombe der Märchengestalt in nichts nachstehen.

Zumindest in der Region ist man sich ganz sicher: Die Schwarzwälder Kirschtorte mit ihrem ordentlichen Schuss Kirschwasser kommt von hier - und ist den Menschen fast überall auf der Welt ein Begriff. Ihr zu Ehren gibt es am Sonntag im Schwarzwaldort Todtnauberg nun wieder ein Festival, erstmals digital wegen der Corona-Pandemie.

Mitinitiator ist Alfred Boch, Hotelinhaber und Küchenchef aus dem Schwarzwaldort Todtnauberg. Boch darf man wohl eine Instanz in Sachen Schwarzwälder Kirschtorte nennen. Seit über 25 Jahren backt er sie unter anderem für die Gäste seines Hotels. Einst stellte er - gemeinsam mit anderen Konditoren - sogar den Weltrekord für die größte Schwarzwälder Kirschtorte aller Zeiten auf: rund zehn Meter betrug ihr Durchmesser.

Bochs Geheimnisse für den perfekten Geschmack? Da ist zum einen die richtige Menge Kirschwasser. Vier bis fünf Schnapsgläschen müssten es schon sein pro Torte - auf den Biskuit geträufelt, am besten nicht in die Sahne, sagt er. Viele seien da zu sparsam. «Es muss einfach harmonisch miteinander schmecken.»

Und dann sei da der Biskuitteig selbst. Mit einem normalen Handmixer könne der nicht wirklich gut werden. «Damit schlägt man das tot», sagt Boch. Nur mit speziellen Teigmaschinen komme wirklich genug Luft in die Eier. Ob dieser Tipp aber etwas für Otto Normalverbraucher ist? Die Profigeräte kosten teils mehr als 1000 Euro.

Ob mit Normalo-Mixer oder Top-Gerät: Die etwa 100 Menschen, die sich nach Veranstalterangaben für das Kirschtorten-Festival angemeldet und die etwa 40 Euro Teilnahmegebühr bezahlt haben, können sich am Sonntag selbst an dem Schwarzwald-Klassiker versuchen. Sie dürfen Boch per Livestream zusehen, wie er die Torte zubereitet, und mitmachen. Per Post haben sie vorab die meisten Zutaten zugeschickt bekommen. Eine Teilnehmerin ist die 18-jährige Laura Gutmann aus Todtnau-Aftersteg. «Ich hab mich an die Schwarzwälder noch nicht selber rangetraut», sagt sie. «Mal schauen wie kompliziert das wirklich ist.»

Für Backanfänger könnte die Torte durchaus eine Herausforderung darstellen. Zählt man wirklich alles mit, kommt sie auf ein gutes Dutzend Schichten - jedenfalls nach Bochs Rezept. Sozusagen im Fundament: Mürbeteigboden, Marmelade, Biskuitteig, wieder Marmelade, abgetropfte Kirschen und Kirschwasser. Darüber dann zweimal jeweils Sahne, Biskuit und Kirschwasser. Und obenauf wieder Sahne, Schokospäne und Kirschen.

Während über die Architektur der Torte wohl weitgehende Einigkeit herrscht, gibt es über die Herkunft der Torte unterschiedliche Theorien, die die Bäckerinnung Baden auf Anfrage verschickt. Ganz klar: Die Schwarzwälder seien sicher, dass die Torte aus einem schon lange bekannten Sahne-Kirsch-Dessert der Region hervorging.

Aber auch die aus der Schweiz stammende Schwarzwaldtorte könnte ein Vorläufer gewesen sein, heißt es. Der fehle jedoch das Kirschwasser und es seien Nüsse drin. Oder war der schon vor 40 Jahren verstorbene Konditor Josef Keller der Erfinder? Er behauptet den Angaben zufolge, die Torte 1915 in Nordrhein-Westfalen erfunden zu haben - aber diese Torte wiederum soll nicht «mehrgeschossig» gewesen sein.

Und dann ist da laut den Infos der Innung noch der Tübinger Stadtarchivar Udo Rauch, der den Ursprung der heute bekanntesten Torte Deutschlands bei einem Konditor in einem Tübinger Café verortet. Er beruft sich unter anderem auf ein handschriftlich datiertes Foto aus dem Jahr 1936, das den Konditor beim Herstellen einer Schwarzwälder Kirschtorte zeigt.

Aber selbst wenn die Torte am Ende gar nicht aus dem Schwarzwald kommt - in der Region ist man stolz darauf. Und bis Dienstag könnten Dutzende neuer Fotos der weiß-rot-braunen Torte das Internet fluten: Auf Instagram soll dann nämlich das schönste Exemplar des Backfestivals gekürt werden. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Bei überwiegend idealem Volksfestwetter in der ersten Woche und eher kalter und nasser Witterung in der zweiten Hälfte kamen rund 6,7 Millionen Gäste auf die Theresienwiese und ließen sich dort unter anderem rund 7 Millionen Maß Bier schmecken.

Die Berlin Food Week feiert den zehnten Geburtstag - und will Besucher mit neuen kulinarischen Trends locken. Auf dem Programm steht auch ein Vortrag einer spanischen Kochikone.

Das Wetter schwächelte in der zweiten Fest-Hälfte ein wenig. Weil das Volksfest aber zwei Tage kürzer läuft als im Vorjahr, könnten viele am Wochenenden noch einmal die Chance nutzen.

Burger King Deutschland setzt ein Zeichen für Vielfalt in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung: Deutschland habe viele Gesichter. Gesichter von Menschen aus der ganzen Welt. Menschen, ohne die hier rein gar nichts laufen würde.

Nach einer kreativen Neuausrichtung sperrt das Restaurant Opus in Wien seine Türen wieder auf. Und das mit einem neuen Ansatz, der internationale kulinarische Einflüsse mit österreichischen Traditionen verbindet.

Pressemitteilung

Damit Gastronomen Gästen ebenso deftige wie aromatisch hochwertige Speisen servieren können, haben die Kreativköche von Sander erneut einzigartige Menükompositionen und Einzelkomponenten für jede kulinarische Vorliebe entworfen. Sämtliche Neuheiten des „Herbst & Winter“-Saisonangebots können jetzt eingesehen werden.

Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die Brüder Michael und Thomas Förster das „Bratwurst Röslein“ in der Nürnberger Innenstadt abgeben. In der Institution werden bereits seit Jahrhunderten Nürnberger Würstchen serviert. Jetzt steht fest, wer die Gastwirtschaft zukünftig betreiben wird.

Am den vergangenen Tagen hat Düsseldorf richtig aufgekocht: bei „Chefs in Town“, einem neuen Gastro-Festival in die Landeshauptstadt. Auf insgesamt über 100 Veranstaltungen wurden tausende Gäste verköstigt, Branchenthemen diskutiert und der Nachwuchs in die Welt der Gastronomie mitgenommen.

Frauen unter sich - in einem Café in Bremen ist das seit rund einem Monat Alltag. Männer bekommen in dem Lokal keinen Platz. Nicht nur das Konzept ist außergewöhnlich.

Erstmalig hat METRO den neuen Award METRO GastroPreis verliehen. Durchsetzen konnten sich der Gasthof Adler in der Kategorie Digitalisierung, das Joujou in der Kategorie Nachhaltigkeit und das Kaspar Schmauser in der Kategorie Team.