Das Amtsgericht Essen hat einem Antrag der Green Club GmbH stattgegeben und das vorläufige sanierende Eigenverwaltungsverfahren angeordnet. Damit läuft der Geschäftsbetrieb des Lieferdienstes an allen zwölf Standorten in Deutschland weiter. Ziel des Sanierungsverfahrens ist es, die rund 440 Arbeitsplätze zu sichern sowie den Geschäftsbetrieb zu restrukturieren und aufrechtzuerhalten.
„Wir haben die Entscheidung für ein Verfahren in Eigenverwaltung nach intensiver Abwägung getroffen und vor allem auch die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen berücksichtigt“, sagt Mit-Geschäftsführer und Finanzchef Peter Falk. Laut Falk ist die finanzielle Schieflage auf mehrere Faktoren zurückzuführen.
„Das schwächere Geschäft im vierten Quartal 2024, insbesondere während der Weihnachtszeit, wurde zusätzlich durch die Auswirkungen der anhaltenden Wirtschaftskrise und die hohe Inflation verstärkt. Gleichzeitig führt das anhaltend gedrückte Konsumklima dazu, dass Verbraucherinnen und Verbraucher ihr Ausgabeverhalten noch stärker eingeschränkt haben, was unsere Umsätze weit über unsere Prognosen hinaus erheblich belastet“, so der Green-Club-Geschäftsführer.
Nur wenige Wochen zuvor klang das jedoch noch anders: Anfang November hatte der Lieferdienst eine Million Euro von Crowd-Investoren eingesammelt. Mehr als 350 Privatpersonen hatten über die Investmentplattform Wiwin durchschnittlich mehr als 2.400 Euro in das Essener Unternehmen investiert. Dafür sollten die Investoren Zinsen in Höhe von neun Prozent pro Jahr plus eine mögliche Bonuszahlung erhalten, sollte das Unternehmen seine Umsatzziele erreichen (Tageskarte berichtete).
Für das Start-up war die Finanzierungsrunde die bereits dritte Crowdinvesting-Kampagne. Im Jahr 2020 sammelte der Lieferdienst eine Million und zwei Jahre später nochmals zwei Millionen Euro von Privatanlegern ein. Im September hatten darüber hinaus auch die Bestandsinvestoren von Green Club ebenfalls mehr als zwei Millionen Euro in den Essener Lieferdienst investiert und dem Unternehmen so erneut ihr Vertrauen ausgesprochen (Tageskarte berichtete).
Mit dem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung soll nun der Geschäftsbetrieb mit sämtlichen Arbeitsplätzen an den Standorten des Unternehmens fortgeführt werden. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien während des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens im Rahmen der Insolvenzgeldvorfinanzierung gesichert. Was mit den Investitionen passiert, wurde hingegen nicht kommentiert.
Über die weiteren Schritte und Entwicklungen des Restrukturierungsverfahrens will Green Club in den nächsten Wochen und Monaten informieren. „Sobald wir Neuigkeiten haben, möchten wir diese entsprechend kommunizieren, um verlorenes Vertrauen wieder herzustellen“, so Mitgründer und Geschäftsführer Tobias Drabiniok.