Kochnachwuchs gesucht – DEHOGA geht in Sachsen mit Miniköchen in die Schulen

| Gastronomie Gastronomie

Sie kochen Orangenmarmelade oder Linsenbolognese und versuchen sich an einem Käse-Omelette. Auch werden Servietten gefaltet, etwa in Form einer Lilie. Und der Tisch wird stilvoll gedeckt. 300 Schüler und Schülerinnen nehmen in Sachsen am Projekt «Europa Miniköche» teil, das im Freistaat vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) organisiert wird. Denn Nachwuchs im Gastgewerbe und vor allem bei den Köchen wird nach wie vor dringend gesucht, sagt Hauptgeschäftsführer Axel Klein. «Wir beobachten, dass solche Aktionen Wirkung zeigen.»

Seit rund vier Jahren versuche der Verband in den Schulen präsenter zu sein. «Besonders in Küchen-Berufen ist es uns gelungen, Interesse zu wecken», erzählt Klein. Aber die Aktionen für den Nachwuchs seien nur ein «kleiner Hoffnungsschimmer». Immer noch würden der ganzen Gastronomiebranche in Sachsen rund 3000 Arbeitskräfte fehlen. Neben den Miniköchen liefen an den Schulen vier Projekte parallel, die vom Dehoga betreut werden – etwa die «Job-Tour», bei der junge Menschen den Gastronomie-Alltag kennenlernen. «Immerhin verzeichnen wir in vielen Regionen mehr Koch-Azubis.»

Schüler lernen zu den Themen Ernährung, Gesundheit und Umwelt

An 30 Schulen in Sachsen finden sich Gruppen von Miniköchen im Rahmen des Ganztagsangebotes, erklärt Dehoga-Projektkoordinatorin Christina Leipnitz. «Sie lernen zu den Themen Ernährung, Gesundheit und Umwelt. Außerdem haben Tischkultur, Regionalität und Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert.» Das Interesse am Kochen sei da, sagt Leipnitz. «Einige Kinder machen schon mehrere Schuljahre hintereinander mit.» Freiwillige Teamleiter aus den eigenen Reihen des Verbandes betreuen die Miniköche vor Ort. «Das sind Erfahrene aus der Branche. Sie fahren gern in die Schulen, um junge Menschen für ihren Beruf zu begeistern.»

Dabei geht es Verbands-Chef Klein zufolge nicht nur um die Nachwuchssuche: «Ein Minikoch, dem gute Ernährung wichtig ist, wird später auch einmal ein guter Gast.» Das Thema Schülerernährung bereite der Branche aktuell Sorgen. Da die Mehrwertsteuer in diesem Jahr wieder auf 19 Prozent erhöht wurde, sei das Schulessen teurer geworden. «Dadurch sind mehr Kinder vom Schulessen abgemeldet worden. Und für Schulen wird es schwieriger, Essensanbieter zu finden, wenn dies weniger genutzt wird.» Um bis zu 15 Prozent seien die Anmeldungen in diesem Jahr schon zurückgegangen, so Klein.

Der Nachwuchs für die Gastronomiebranche und allgemein für das Handwerk werde in Sachsen seit Jahren gefördert, sagt Susann Meerheim, Referentin im Kultusministerium. «Das ist im sächsischen Lehrplan fest verankert.» Etwa würden im WTH-Unterricht an Oberschulen auch Kochen, Backen und handwerkliche Fähigkeiten vermittelt. Aktionen wie die Jobmesse «Karrierestart», Praxisberater-Tage oder Schülerwettbewerbe hätten an den Einrichtungen in den letzten Jahren zugenommen. «Die Angebote sind breit gefächert und vielfältig.» 94 Prozent der sächsischen Schulen – das sind 1462 Einrichtungen - würden in diesem Schuljahr Mittel des Kultusministeriums zur Gestaltung von Ganztagsangeboten nutzen. Dafür stünden laut Ministerium 50 Millionen Euro bereit, um unterrichtsergänzende Förder- und Bildungsangebote umzusetzen.

Sachsen hat die meisten «Miniköche»

Das Projekt der Miniköche, das ebenfalls im Rahmen der Ganztagsangebote läuft, hat der Dehoga Sachsen seit 2019 übernommen, als einer von sechs Gesellschaftern der Europa Miniköche gGmbH. Ursprünglicher Ideengeber war vor über 30 Jahren Jürgen Mädger, ein Koch aus Bartholomä in Baden-Württemberg. Inzwischen sei das Projekt beliebt im Freistaat, sagt Leipnitz. «Wir können mit Stolz sagen, dass wir in Sachsen die meisten Miniköche haben.» Auch Schulen in ländlichen Regionen würden mitmachen. Gruppen gibt es in Städten wie Dresden oder Chemnitz, aber auch an Schulen in Burkhardtsdorf im Erzgebirge, in Niederbobritzsch in Mittelsachsen oder in Lichtenstein im Landkreis Zwickau.

Aber allein der heimische Nachwuchs werde den massiven Fachkräftemangel nicht beheben können, sagt Dehoga-Chef Klein. «Unsere Branche ist bekannt für ihren hohen Anteil an ausländischen Arbeitskräften.» Die Fachkräfte-Zuwanderung dauere in ihrer Bearbeitung zu lange, was besonders die Saisonarbeiter betreffe. «Wenn sich ein Unternehmer für ausländische Arbeitskräfte entscheidet, kann es immer noch bis zu fünf Monate dauern, ehe dies bewilligt wird. Das ist angesichts der großen Lücken in der Branche inakzeptabel.» (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Radisson Hotel Group hat ein neues digitales Angebot vorgestellt, das Gästen und Einheimischen erstmals die direkte Buchung von Restaurantbesuchen über die Website RadissonHotels.com ermöglicht.

Toilettenbesuch ohne Verzehrzwang: Die Stadt Frankfurt beteiligt sich an der Initiative «Nette Toilette» und sucht dafür nun Gastro-Betriebe, die ihre sanitären Einrichtungen der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung stellen.

Wenn die Temperaturen steigen, zieht es die Menschen nach draußen. Eine aktuelle Auswertung von Lightspeed zeigt: Der Sommer bringt der Branche mehr Gäste, aber mit einem veränderten Konsumverhalten.

McDonald’s hat bekanntgegeben, seine Getränkekette CosMc’s noch im Juni vollständig zu schließen. Die Entscheidung betrifft alle fünf bestehenden Filialen in den USA – eine in Illinois und vier in Texas – sowie die Einstellung der dazugehörigen App und des Treueprogramms. Die Schließung erfolgt nur zwei Jahre nach dem Start des Konzepts.

Mit Helsinki als „hidden star“ und Amsterdam als vielfältiger Gastro-Hotspot präsentiert Pierre Nierhaus zwei der innovativsten Hospitality Destinationen. Weiter geht es im Spätherbst mit Los Angeles und Singapur. ​​​​​​​Jetzt anmelden – begrenzte Teilnehmerzahl!

Bartender Wladimir Reichert aus Zürich gewinnt den renommierten Cocktail-Wettbewerb «Made in GSA». Sein Drink enthält unter anderem Whisky, Wermut und Kirschlikör.

Das Bier auf der Wiesn wird wieder teurer: Zwischen 14,50 und 15,80 Euro soll die Maß auf dem Oktoberfest in diesem Jahr kosten. Das sind im Schnitt 3,52 Prozent mehr als 2024. Damals kostete der Liter noch zwischen 13,60 und 15,30 Euro.

Die britische Pub-Kultur steckt in einer tiefen Krise: In den vergangenen 25 Jahren haben mehr als 15.800 Pubs im Vereinigten Königreich dauerhaft geschlossen. Doch trotz der düsteren Zahlen gibt es auch Lichtblicke.

​​​​​​​Höhere Restaurantpreise drücken auf die Gästestimmung. Obwohl die Gesamtzufriedenheit leicht stieg, bewerten Gäste das Preis-Leistungs-Verhältnis kritischer denn je, so eine Untersuchung. Deutschland verliert seinen Spitzenplatz in der DACH-Region an die Schweiz. In Großstädten wie Berlin werden bereits die Hälfte aller Bewertungen nicht mehr auf Deutsch verfasst.

Trotz des verhaltenen Konsumklimas in Deutschland bleibt die Handelsgastronomie weiter auf Wachstumskurs. Laut der aktuellen EHI-Befragung konnten die Händler ihren gastronomischen Umsatz im Jahr 2024 durchschnittlich um 6,1 Prozent steigern. Der Gesamtumsatz erreichte damit ein Rekordniveau von 12,41 Mrd. Euro.