In Potsdam soll im November ein Treffen stattgefunden haben, das AfD-Politiker mit dem Kopf der Identitären Bewegung zusammenbrachte. So hat es das Medienhaus Correctiv recherchiert. Einer der Einladenden war demnach der Hans im Glück- sowie Pottsalat-Gesellschafter Hans-Christian Limmer. Beide Unternehmen und ihr Mitgesellschafter haben sich jetzt voneinander getrennt.
AfD-Politiker sollen nach einem Bericht des Medienhauses Correctiv im November in Potsdam an einem Treffen teilgenommen haben mit dem bekanntesten Vertreter der rechtsextremen Identitären Bewegung, Martin Sellner. Bei dem Treffen soll über einen „Masterplan“ zur Migrationspolitik gesprochen worden sein. Von AfD-Seite sei unter anderen Roland Hartwig dabei gewesen, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und heute Berater von Partei- und Fraktionschefin Alice Weidel, meldete Correctiv am Mittwoch.
Ein Sprecher Weidels bestätigte Hartwigs Teilnahme an dem Treffen, betonte jedoch gleichzeitig, von einem Auftritt Sellners dort überrascht worden zu sein. Er teilte auf Anfrage mit: Frau Weidel „hatte aber keinerlei Kenntnis von den Teilnehmern. Auch Hartwig wusste vorab nichts von Sellner“.
In einem Einladungsbrief für die Zusammenkunft, der Correctiv vorliegt und in den auch die Deutsche Presse-Agentur Einblick hatte, heißt es, bei der Veranstaltung werde ein „Strategiekonzept im Sinne eines Masterplans“ vorgestellt. Für die Teilnahme werde eine „Mindestspende von 5000 Euro“ erhoben. Correctiv berichtete unter Berufung auf Teilnehmer, Thema bei dem Treffen sei ein Vortrag Sellners zur „Remigration“ gewesen.
Wie Correctiv berichtet, habe unter anderem Hans-Christian Limmer mit zu dem Treffen eingeladen. Limmer hat die Backdiscounter-Kette Backwerk groß gemacht, heute ist er Gesellschafter der Burgerkette „Hans im Glück“ und beim Essenslieferant „Pottsalat“. Anders als Mörig sei Limmer aber nicht anwesend gewesen. Als Correctiv ihn vor dem Erscheinen dieses Textes dazu befragte, antwortete er: Er distanziere sich von den Inhalten des Treffens und habe bei der Planung „auch keine Rolle gespielt“.
Inzwischen haben allerdings die Unternehmen Hans im Glück und Pottsalat reagiert. Limmer soll nicht länger Gesellschafter sein. Hans im Glückschreibt dazu: „Wir sind überrascht und bestürzt über die öffentlichen Vorwürfe, einer unserer Mitinhaber habe zu einer Veranstaltung mit eingeladen, bei der Rechtsradikale die Remigration von Millionen Menschen, darunter auch von deutschen Staatsangehörigen, gefordert haben sollen. Die Geschäftsführung der Hans im Glück Franchise GmbH, der Inhaberkreis und das gesamte Team sind zutiefst schockiert über diese Vorwürfe. […] Herr Dr. Limmer war bei der in Rede stehenden Veranstaltung nicht anwesend und teilte uns mit, wie bestürzt er selbst über die Forderungen war, die dort erhoben wurden. Um jeglichen Schaden vom Unternehmen Hans im Glück Franchise GmbH abzuwenden hat er dennoch angeboten, seine Gesellschafterstellung umgehend aufzugeben. Die Mitgesellschafter des Unternehmens nehmen dieses Angebot an.
Und auf der Facebookseite von Pottsalat heißt es: Wir wurden heute Morgen genauso wie ihr von der Berichterstattung über unseren Investor Herrn Limmer überrascht. Wir distanzieren uns aufs Schärfste von jeglicher Form von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Seit unserer Gründung stehen wir für Diversität und ein und leben diese Werte in unserem Unternehmen. Eine rechtsextreme Gesinnung von Herrn Limmer war für uns zu keinem Zeitpunkt erkennbar. Wir versichern Euch, dass er zu keiner Zeit Einfluss auf unsere Personalpolitik und unsere Unternehmenskultur genommen hat. Der Pottsalat Gesellschafterkreis trennt sich mit sofortiger Wirkung von Herrn Limmer. Die dafür notwendigen juristischen Vorbereitungen sind bereits angelaufen. Wir stehen bedingungslos für eine tolerante und weltoffenen Gesellschaft ein.“
Unter dem Begriff „Remigration“, um den es bei dem Treffen ging, verstehen Fachleute die Rückkehr von Menschen, die geflohen oder eingewandert sind, in ihre Herkunftsländer. AfD-Politiker vertreten diese Forderung auch öffentlich. So sagte etwa der AfD-Abgeordnete Gottfried Curio im November im Bundestag: «Was wir jetzt brauchen, ist nicht nur der sofortige Stopp der illegalen Migration. Wir brauchen die wirkliche, tatsächliche Rückführung, die komplette Abschiebung. Wir brauchen, meine Damen und Herren, endlich die wirkliche Remigration.»
Der Begriff wird oft nicht klar umrissen. Bisweilen wird er im Zusammenhang mit Menschen ohne Aufenthaltsrecht genannt. Bei dem Potsdamer Treffen soll die Dimension jedoch größer gewesen sein. Auch eine „Remigration“ in großem Umfang wird in der AfD bereits seit längerem diskutiert: Auf dem AfD-Europaparteitag 2023 forderte die Delegierte Irmhild Boßdorf öffentlich eine „millionenfache Remigration“.