Restaurant, Freibad, Kino: Polizei darf "Corona-Daten" für Ermittlungen nutzen

| Gastronomie Gastronomie

Die Polizei darf in bestimmten Fällen die Kontaktdaten auswerten, dieGäste wegen Corona angeben müssen. Die Strafprozessordnung erlaubt dies. Das hat das rheinland-pfälzische Justizministerium dem SWR bestätigt. Die Polizei könne im Einzelfall im Rahmen von strafrechtlichen Ermittlungen gehalten sein, zum Zwecke der Ermittlung von Zeugen oder Tatverdächtigen auf solche Listen zurückzugreifen, teilte das Ministerium mit. Voraussetzung sei lediglich, dass es ein Ermittlungsverfahren gebe. Das Gesetz unterscheide hier nicht nach der Schwere der Straftat. Es könne sich um Ermittlungen wegen Mordes, aber auch wegen Diebstahls, Betrugs oder Hausfriedenbruchs handeln.

Seit Mai müssen Gäste in Rheinland-Pfalz oft Name, Adresse und Telefonnummer angeben, zum Beispiel beim Besuch von Restaurants, Freibädern oder Kinos. In der Corona-Verordnung des Landes heißt es, die Daten der Gäste würden erfasst, um bei einer Corona-Infektion Kontakte nachverfolgen zu können: "Eine Verarbeitung der Daten zu anderen Zwecken ist nicht zulässig." Dies bezieht sich laut rheinland-pfälzischem Gesundheitsministerium auf diejenigen, die verpflichtet sind die Daten zu erfassen, wie die Gastronomen. Sie dürfen die Daten nicht nutzen, um ihren Gästen zum Beispiel Werbung zuzuschicken. Dass die Polizei die Daten auswertet, schließt die Verordnung nicht aus.

Polizeipräsidium fragte beim Datenschutzbeauftragten an

In Bayern und Hamburg hatte es in den vergangenen Wochen Fälle gegeben, in denen die Polizei auf Gästedaten zugegriffen hat. Aus dem rheinland-pfälzischen Innenministerium heißt es, die Polizei im Land nutze die Corona-Gästelisten für die Fahndung grundsätzlich nicht. Ermittler scheinen sich aber zumindest für die Daten zu interessieren. Der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte Dieter Kugelmann hat dem SWR mitgeteilt, dass ein Polizeipräsidium im Land bereits bei ihm angefragt habe, ob und unter welchen Bedingungen die Polizei solche Listen auswerten dürfe.

Nach Kugelmanns Auffassung ist ein Zugriff auf die Daten durch die Polizei nur bei Ermittlungen zu schweren Straftaten wie Mord oder Totschlag zu rechtfertigen. Bei einer kleinen Schlägerei zum Beispiel sei es unverhältnismäßig, dass die Polizei die Listen mit den persönlichen Daten von Besuchern auswerte. Kugelmann fordert, die Polizei müsse sich das Beschlagnahmen der Kontaktdaten generell von einem Richter genehmigen lassen. Es müsse sichergestellt sein, dass die Listen nicht zu x-beliebigen Ermittlungen herangezogen würden.

Polizeigewerkschaften halten Datenzugriff bei schweren Straftaten für notwendig

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) hält das Sicherstellen und Auswerten der Corona-Gästelisten insbesondere bei schweren Straftaten für eine Selbstverständlichkeit. Der rheinland-pfälzische BDK-Landesvorsitzende Christian Soulier nennt als möglichen Fall eine Vergewaltigung in einer Gaststätte. Die Namenslisten seien wichtig, sowohl um potentielle Zeugen als auch gegebenenfalls den Täter zu ermitteln: "Es wäre allein schon aus Sicht eines Opfers garantiert nicht nachvollziehbar, wieso die Polizei solche Listen nicht überprüft", sagt Soulier.

Auch die Gewerkschaft der Polizei Rheinland-Pfalz ist der Auffassung, dass es den Ermittlern möglich sein muss, bei schweren Straftaten die Corona-Kontaktdaten zu nutzen. Die Polizei greife bei Strafverfolgung und Gefahrenabwehr unter bestimmten gesetzlichen Voraussetzungen auch auf andere Daten zu. Beispielsweise auf Kundendaten bei Amazon oder Ebay im Rahmen von Betrugsverfahren oder auf Daten beim Einwohnermeldeamt oder den Zulassungsstellen.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der neue Münchner Wiesnchef sieht Grenzen des Wachstums beim Oktoberfest. «Wir müssen nicht Rekorden hinterherjagen», sagt der Münchner Wirtschaftsreferent Christian Scharpf. «Wenn es etwas mehr als sieben Millionen Gäste sind, ist das absolut gesund.»

Nach zehn Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit endet die Partnerschaft zwischen dem Grand Resort Bad Ragaz und dem Bündner Sternekoch Andreas Caminada. Sein vielfach ausgezeichnetes Restaurant „Igniv“ wird nach dem geplanten Umbau des Hotels nicht wiedereröffnet.

Tim Mälzer zieht im November als Gastkoch ins Salzburger Restaurant „Ikarus“ im Hangar-7 ein. „Küchenbulle“ im Zwei-Sterne-Restaurant": Der Auftritt ist das Ergebnis eines Wettversprechens aus der Jubiläumsstaffel von „Kitchen Impossible“.

Wie oft gehen die Österreicherinnen und Österreicher auswärts essen? Worüber ärgern sie sich im Restaurant – und wie stehen sie zum Trinkgeld? Eine aktuelle Studie liefert Einblicke in die Gastro-Gewohnheiten der Bevölkerung.

Krispy Kreme sieht sich mit einer Sammelklage von Investoren konfrontiert. Die Klage wurde eingereicht, nachdem Krispy Kreme im Mai 2025 bekannt gab, die geplante US-weite Einführung seiner Donuts in McDonald's-Filialen vorübergehend zu pausieren.

Zwei Wochen vor der Sterneverleihung am 17. Juni im Gesellschaftshaus Palmengarten in Frankfurt am Main, präsentiert der Guide Michelin Deutschland die neue Auswahl an Bib-Gourmand-Restaurants. Die diesjährige Selektion zählt 15 neue Adressen mit der beliebten Auszeichnung, insgesamt sind es 156.

Vom «schlechten Schüler» zu Deutschlands «Koch des Jahres 2025» im letzten «Gault&Millau» : Wie Benjamin Peifer Heimat mit Hochküche verbindet.

Direkt neben dem Delikatessenhaus in der Münchner Innenstadt eröffnet Dallmayr jetzt einen „Coffee Club“. Der Dallmayr Coffee Club ist ein neues Coffee-to-Go-Konzept, das neben Kaffee auch auf Community setzen will.

Das Schloss Johannisberg im Rheingau richtet seine Gastronomie neu aus: Die Familie Barth, mit ihrem Favorite Parkhotel, übernimmt gastronomischen und veranstalterischen Aktivitäten. Dazu gehören das Restaurant Schlossschänke, der Weingarten, der Veranstaltungsraum Fürst von Metternich Saal sowie der Ausschank am Goethe-Blick.

Ab sofort bietet das Sphere Tim Raue ganztägig gehobene Kulinarik in 207 Metern Höhe auf dem Berliner Fernsehturm. Das Interieur verbindet den Charme der 70er mit dem Puls von heute.