Schankbetrieb: Unterhaltungsmöglichkeiten für mehr Gästezufriedenheit

| Gastronomie Gastronomie

Der typische Schankbetrieb, im Volksmund besser als Kneipe bekannt, befindet sich schon seit Jahren in einer schwierigen Lage. Schon lange vor Corona war das Kneipensterben ein nicht zu leugnendes und vielbeklagtes Problem mit vielfältigen Hintergründen. Die Pandemie kam lediglich noch hinzu.

Ein wichtiger Grund neben den vielen anderen ist, dass Schankbetriebe, die sich lediglich auf das Kernelement „Sozialkontakte plus alkoholische Getränke und Snacks“ fokussieren, damit immer weniger den Wünschen einer sich verändernden Zielgruppe entsprechen. Diese möchte heutzutage etwas mehr, als sich mit Peers beim Bier zu unterhalten.

Natürlich ist es kein Allheilmittel, hieran etwas zu justieren. Doch zumindest solche Gaststätten, die nicht aus ihrer generellen Lage heraus (etwa im ländlichen Raum) einen Gästeschwund zu beklagen haben, können mit etwas mehr Unterhaltung durchaus dafür Sorge tragen, dass am Ende des Monats eine grüne Zahl in den Büchern steht oder eine solche noch besser aussieht. Dazu sollte man allerdings nicht auf Experimente setzen, sondern bewährte Methoden, die anderswo längst den Beweis der Wirksamkeit erbracht haben.

1. Sonderaktionen für sportliche Veranstaltungen aufziehen

Der Grundgedanke, in einer Kneipe Fußball und ähnlich beliebte Sportarten zu übertragen, ist in bald jedem Land so alt, wie es dort Pay-TV gibt, das solche Fernsehübertragungen nur einem bestimmten Kreis zugänglich macht.

Da sich mittlerweile allerdings sehr viele Sportarten nicht mehr im Free-TV ansehen lassen, gehört es vielerorts schon zur berechtigten Erwartungshaltung vieler Gäste, diese im Schankbetrieb ansehen zu können – und zumindest was den regulären Spielbetrieb anbelangt, ist mehr auch nicht nötig.

Davon ab seien jedoch besondere sportliche Veranstaltungen angeführt. Nehmen wir dazu einen der ältesten Klassiker des internationalen Ballsports, die Champions League. Seit ihren Anfängen als Europapokal der Landesmeister gilt sie als Königsdisziplin des europäischen Vereinsfußballs und ist entsprechend attraktiv.

Oder nehmen wir einen jungen Quereinsteiger, der jedoch seit einigen Jahren hierzulande immer mehr Menschen in seinen Bann zieht, der Super Bowl der National Football League (NFL). Er besitzt eine solche „Schwerkraft“, dass knapp die Hälfte aller Zuschauer aus Menschen besteht, die normalerweise kein American Football anschauen.

Es gibt viele weitere solcher Beispiele für Sportveranstaltungen außer der Reihe. Immer lohnt es sich, sie zum Anlass zu nehmen, um in einer Kneipe eine ebenso themenbezogene Veranstaltung aufzuziehen. Hier bieten sich von vergünstigten Eintritten für passend Bekleidete über Tombolas bis thematisch passenden Speisen und Getränken viele Möglichkeiten an, die das TV-Erlebnis vergrößern und abrunden.

Tipp: Es muss nicht immer nur Sport sein. So ist gemeinsames Anschauen des „Tatort“ in vielen Lokalitäten ein kleiner Trend geworden. Wenn es im nutzungsrechtlichen Rahmen möglich ist, sind natürlich auch andere Medien-Aktionen möglich.

2. Regelmäßige Matches in Sachen Kneipensport austragen

Kneipensport. Landläufig versteht man hierzulande darunter zwar nur das längst millionenschwere Dartspiel, jedoch ist diese Sportart insgesamt durchaus breiter aufgestellt – insbesondere, wenn man sich in anderen Ländern umsieht.

Dabei haben alle diesbezüglichen Sportarten einige übereinstimmende Merkmale:

  • Sie benötigen insgesamt nicht sonderlich viel Raum und verlangen zudem keine raumgreifenden Bewegungen.
  • Körperliche Fitness ist dabei deutlich weniger relevant als Geschicklichkeit.
  • Es sind Disziplinen, die sich bereits mit relativ wenig Übung durchführen lassen, jedoch eine sehr langgestreckte Lernkurve aufweisen, sodass sie lange attraktiv bleiben.
  • Auch das Zusehen ist durchaus spannend und die Regeln sind leichtverständlich.

Dementsprechend gehören Dartscheiben, Billardtische und ähnliche Geräte zwar in vielen Schankbetrieben zum Standard, dennoch mangelt es an etwas Elementarem: einem wirklichen Grund, immer wieder zu trainieren. Und zwar in dieser Gaststätte, nicht zuhause oder irgendwo anders.

Das lässt sich nur gewährleisten, wenn dieser Spielbetrieb zu einem festen Punkt im Kalender wird. Das heißt, indem die Gäste a) motiviert werden, aktiv zu werden und Teams zu bilden und b) regelmäßige Wettbewerbe abgehalten werden. Mindestens unter den regelmäßigen Besuchern, besser jedoch (falls es derartiges für den gewählten Sport gibt) im Rahmen eines größeren Ligabetriebs.

Ersteres sorgt dafür, dass mehr Menschen die Gelegenheit nutzen, sich in dieses Lokal zu begeben. Letzteres bietet eine große Außenwirkung, die zusätzliche Gäste anlockt und vielleicht sogar dazu bewegt, Stammgäste zu werden.

3. Pub-Quiz abhalten

Auf den britischen Inseln ist man in vielerlei Hinsicht den Festland-Kneipen voraus. Zumindest was die erweiterte Unterhaltung in Lokalitäten anbelangt. In den dortigen Pubs sind sogenannte Pub-Quiz schon seit vielen Jahrzehnten ein hochbeliebter Spaß, um die gesamte Gästeschar zusammenzubringen und zum Mitmachen zu animieren.

Zwar gibt es keine einheitlichen Regeln, letztendlich läuft es allerdings auf eine Reihe wiederkehrender Merkmale hinaus:

  • Jeder Teilnehmer zahlt einen geringen Obolus als Startgeld.
  • Teilgenommen wird entweder allein oder tischweise als Team.
  • Über mehrere Runden werden Fragen aus verschiedenen Themengebieten gestellt, dies können ganz klassische Quiz-Fragen sein, allerdings auch Dinge wie das Raten von Filmzitaten oder Erkennen von Musikschnipseln – mitunter rückwärts oder langsamer gespielt.
  • Die Teilnehmer schreiben die ihrer Ansicht nach korrekte Antwort auf zuvor ausgehändigte Zettel. Am Ende jeder Runde sammelt ein Quiz-Master diese ein. Für jede korrekte Antwort gibt es einen Punkt. Diese werden in eine Kladde eingetragen.

Am Ende gewinnen diejenigen Spieler mit den meisten Punkten. Entweder gewinnen sie das Startgeld (was hierzulande rechtlich unproblematisch ist, weil Quiz nicht als Glücksspiele gelten) oder einen anderen Preis; beispielsweise Gutscheine des Hauses.

Die nötigen Fragen finden sich entweder auf spezialisierten Seiten im Internet (in Großbritannien und Irland existieren auch passende Rätselbücher) oder werden im Vorfeld vom Wirt selbst ausgearbeitet. Dies lässt zudem Raum für spezielle Fragen, etwa solche, die regionales Insiderwissen bedingen.

4. Open-Mic-Abende veranstalten

Eine kleine Bühne, ein Verstärker, ein Lautsprecher und ein Mikrofon. Das genügt bereits als Grundzutaten, um Open-Mic-Abende abzuhalten. Bei diesem, aus den USA stammenden, Trend handelt es sich letztlich um eine sehr kostengünstige und äußerst überraschungsfreudige Maßnahme, um Gäste zu unterhalten sowie Personen in die Lokalität zu locken.

Das Mikrofon steht dazu jedem für eine bestimmte Zeit (meist maximal eine Viertelstunde) offen. Ob sie dabei Stand-Up-Comedy vorträgt, Musik macht oder Lyrisches darbietet, unterliegt einzig und allein der Person am Mikrofon. Die einzige Regel ist, dass die Teilnehmer niemanden diskriminieren.

Dies hat natürlich den Charakter einer „Wundertüte“. Das allerdings ist in der Praxis meist ein Vorteil, können sich Gäste so doch sicher sein, immer wieder etwas Neues zu erleben. Das macht Open-Mic-Abende typischerweise äußerst interessant und funktioniert selbst für Stammgäste immer wieder neu.

5. Dating-Veranstaltungen abhalten

Es gibt in Deutschland immer mehr Singles. Nicht alle davon sind es freiwillig und immerhin ein Viertel davon sind auf Partnersuche. Hier kommt die Tatsache hinzu, dass viele Menschen nach wie vor im Umkreis von nur wenigen dutzend Kilometern nach Partnern suchen und diese finden – zumindest, was längerfristige Beziehungen anbelangt.

Eine gut beworbene Dating-Veranstaltung kann in diesem Sinne Suchende aus der ganzen Region zusammenbringen – deutlich größer als der übliche Radius der Gästeschar. Dabei ist das Veranstalten selbst relativ einfach. Es kann sich ganz einfach in Form einer typischen Single-Nacht darstellen oder auch mit etwas kreativeren Herangehensweisen punkten, beispielsweise Speed-Dating.

6. Proben anbieten

Auch Kneipengänger möchten ihren Gaumen gerne mit neuen Dingen erfreuen. Und je nach Region kommt hinzu, dass es dort viele Drittunternehmen gibt, die derartiges anbieten. Zumindest dann, wenn es die Vertragsgestaltung des Schankbetriebs, etwa mit einer Brauerei, gestattet, wäre es möglich, dies auszunutzen.

Dann wird der reguläre Betrieb an ausgesuchten Abenden unter Zuhilfenahme eines solchen Drittunternehmens unterbrochen und es werden Proben durchgeführt. Klassisch wäre hier zwar die Weinprobe zu nennen, jedoch gibt es unzählige andere Gaumenfreuden, die sich nach ähnlichem Muster vorstellen lassen.

Ergänzt werden kann auch dies durch einen kleinen Obolus aller Teilnehmer – und vielleicht entsteht auf diese Weise sogar eine erquickliche Zusammenarbeit mit dem anbietenden Unternehmen für künftige Lieferungen.

Bedingung

Neben diesen genannten sechs Oberbegriffen bieten sich noch weitere Unterhaltungsmöglichkeiten an, die sich in praktisch jedem Schankbetrieb durchführen lassen. Dabei lautet die wichtigste Bedingung jedoch: Regelmäßigkeit.

Die Gäste müssen sich darauf einstellen können, mindestens einmal monatlich derartiges geboten zu bekommen, gerne noch öfter. Nur dann funktioniert der Grundgedanke, mehr Menschen für das Etablissement zu begeistern.

Zudem sollten Besitzer nie müde werden, jede Veranstaltung im Nachgang auszuwerten und auf ihre Zukunftstauglichkeit hin zu überprüfen. Zwar sollte immer etwas stattfinden, jedoch naturgemäß nur solche Veranstaltungen, die einen echten Mehrwert für alle liefern.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die erste Forelle schlachtete Lisa-Marie Boser im Alter von neun Jahren in der elterlichen Gastronomie. Damit stand für die Erlangerin fest, dass sie Köchin werden will. Seit zehn Jahren führt sie in ihrer Heimatstadt ihre eigene Gastronomie – und das, obwohl ihr die Bank während der Corona-Pandemie zur Insolvenz riet.

24 bayerische Gastronomen haben wegen ihrer besonderen Verdienste um bayerische Gerichte das Prädikat mit Rauten für „Ausgezeichnete Bayerische Küche“ erhalten. Ernährungsministerin Michaela Kaniber überreichte die Urkunden.

Das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant „Pink Pepper“ im Steigenberger Parkhotel in Düsseldorf ist nach zwei Jahren schon wieder Geschichte. Eine Bar ist geplant, in der auch getanzt werden soll.

Brixens Hoteliers, Gastronomen, Bauern und Produzenten setzen sich seit jeher gegen die Verschwendung von Lebensmitteln ein. Die Projekte zeichnen sich nicht nur durch Saisonalität und Regionalität aus, sondern gehen viel weiter und nehmen die traditionelle Südtiroler Lebensart wieder auf. 

Zehn Prozent der Deutschen empfinden QR-Code-Speisekarten als sehr positiv, für jeden sechsten sind sie bequemer und für ein Viertel hygienischer als gedruckte Speisekarten. Fast jeder dritte Deutsche verlangt allerdings eine gedruckte Speisekarte, wenn nur digitale Speisekarten per QR-Code angeboten werden, so eine große Studie zu dem Thema.

Ende August feierte die Newton Bar in Berlin ihr 25-jähriges Bestehen. Die Bar, benannt nach dem weltberühmten Fotografen Helmut Newton, hat sich seit ihrer Eröffnung im Jahr 1999 als eine der renommiertesten Adressen im Berliner Nachtleben etabliert.

Das wineBANK-Netzwerk expandiert: Nach der Eröffnung in Heidelberg im Mai ist der Private Members‘ Club in der Berner Kramgasse mittlerweile der dreizehnte Standort der Gruppe. Damit ist die wineBANK Bern der einzige Club des Netzwerks in der Schweiz.

Mittendrin im lebendigen Szenestadtteil Pempelfort, Duisburger Ecke Sternstraße in den Räumen des ehemaligen „Schwan, bietet das Caspers eine einzigartige Melange aus Küche, Kunst und Kommunikation.

Die US-Fastfood-Kette Slim Chickens ​​​​​​​hat in der letzten Woche ihren Flagship-Store in Berlin eröffnet. Auf die Premiere in der Friedrichstraße sollen weitere Läden in Deutschland folgen.

«Tadaa!»: So heißt der neue Eisladen einer Deutschen am Südzipfel von Afrika. Der Name soll das Glücksgefühl vermitteln, das man mit einem Eis in der Hand spürt. Die Inhaberin bietet kreative Sorten.