Tanzverbot in Italien: Clubs und Diskotheken dicht
Vor wenigen Tagen feierten Millionen Italiener den Ferragosto - den Höhepunkt des Sommers und der Partysaison. Jetzt ist Schluss mit der Feierei: Aus Angst vor einer zweiten Corona-Welle, schließt die italienische Regierung alle Clubs und Diskotheken. Außerdem verhängt sie eine Maskenpflicht im Freien. Zwischen 18 Uhr und 6 Uhr muss überall dort eine Maske getragen werden, wo sich Menschengruppen bilden können.
Italien hatte die Corona-Krise im Frühjahr besonders hart erwischt. Mehr als 35.000 Tote musste Italien aufgrund der Pandemie bisher verkraften. Die harten Kontaktverbote trieben die Zahl der Infizierten nach unten, doch umso mehr sehnten sich die Italiener zurück nach Normalität. Als im Sommer die Clubs und Diskotheken wiedereröffneten, strömten die feierfreudigen Italiener und Touristen an die Bars und auf die Tanzflächen.
Wie der Spiegel schreibt, hielten sich zunächst die meisten Partygäste und Clubbetreiber an die Abstands- und Maskenpflicht, doch im Laufe der letzten Wochen geriet die Lage offenbar außer Kontrolle. Zu viele Gäste strömten in die Clubs und nur wenige hielten sich an die Hygiene-Regeln. Deswegen habe die Regierung nun ein „Anti-Tanz-Dekret“ ausgesprochen, das ab sofort in Kraft treten soll. „Wir haben die Wiedereröffnung der Diskotheken nicht erlaubt“, sagt Ministerpräsident Giuseppe Conte laut dem Magazin Spiegel. Der Regierungschef behauptet, dass es eine Initiative der italienischen Regionen gewesen sei.
Clubbetreiber im ganzen Land sind geschockt und weisen die Vorwürfe zurück. „Diskotheken und ihre Gäste werden zu Sündenböcken gemacht“, erklärt der Branchenverband Silb. Auch der Chef des „Praja“, einem der berühmtesten Clubs Italiens, behauptet, dass aus keiner Diskothek Ansteckungen gemeldet worden seien.
Für die Club-Branche steht derzeit viel auf dem Spiel. Laut Silb produziere die Branche mit 100.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 1,25 Milliarden Euro etwa zwei Prozent der italienischen Wirtschaftsleistung.