Trinkgeld: Lieferando weist Abzocke-Vorwurf zurück

| Gastronomie Gastronomie

Seit einiger Zeit können Kunden des Lieferdienstes Lieferando ihrem Boten per App ein digitales Trinkgeld geben. Das kommt offenbar aber nicht bei allen Angestellten an. Bei Facebook und Twitter macht ein Posting die Runde, aus dem hervorgeht, dass Lieferando sich das Trinkgeld selbst einbehalte. Jetzt schaltet sich auch der Lieferdienst ein und weist alle Vorwürfe zurück. Das Trinkgeld werde zu 100 Prozent ausgezahlt.

Die Vorwürfe kamen auf, als die Linken-Politikerin Sonja Neuhaus ein Flugblatt in ihrer Bestellung fand. Der Fahrer bat darum, ihr persönlich das Trinkgeld auszuhändigen, da Lieferando das Geld selbst einbehalte. Die Politikerin war fassungslos und veröffentlichte ein Foto des Flugblattes auf Facebook. Das Foto ging viral und wurde über 570 Mal geteilt. Auch der Bundestagsabgeordnete Niema Movassat schaltete sich ein und sprach auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von „Kundentäuschung“ und „Betrug“.

Außerdem stellte sie klar, dass das Problem offenbar bei den Partnerrestaurants liege, denn die beschäftigen oftmals eigene Fahrer, die nicht bei Lieferando unter Vertrag stehen. „Restaurants, die ihr eigenes Lieferpersonal beschäftigen, erhalten das Trinkgeld ebenfalls zu 100 Prozent und sind selbst dafür verantwortlich, das Trinkgeld an ihr Personal weiterzuleiten“, erklärte die Unternehmenssprecherin und appellierte „nachdrücklich“ an die Partner, das Geld auch auszuzahlen.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert, dass auch online gesendetes Trinkgeld bei Fahrern von Essen-Lieferdiensten zuverlässig ankommt. «Lieferando muss Druck machen und dafür sorgen, dass das Trinkgeld dahin kommt, wo es hingehört», sagte Christoph Schink, Referatsleiter für das Gastgewerbe bei der NGG, der Deutschen Presse-Agentur.

Jetzt meldet sich Lieferando selbst zu Wort und bestreitet die Vorwürfe. «Wir leiten die Trinkgelder zu hundert Prozent ohne jegliche Abzüge direkt an unsere Fahrer weiter», sagte Lieferando-Manager Jörg Gerbig und wies die Vorwürfe damit zurück. Die Fahrer würden in der entsprechenden App unmittelbar darüber informiert. Bei Restaurants mit eigenen Fahrern werde das Geld an das Restaurant weitergeleitet, das dazu angehalten ist, es an die Fahrer weiterzugeben - oder je nach interner Regelung unter den Mitarbeitern aufzuteilen. «Wie das Trinkgeld verteilt wird, obliegt dem jeweiligen Restaurant. Wir sagen: Es muss weitergegeben werden und gehen auch davon aus, dass das passiert.»“

Lieferando beschäftigt eigenen Angaben zufolge deutschlandweit rund 4500 Fahrerinnen und Fahrer, die ordnungsgemäß angestellt und versichert seien. Diese liefern allerdings nur weniger als 10 Prozent aller Bestellungen aus. Die restlichen Essensbestellungen werden von Fahrern der jeweiligen Restaurants an die Haustüren gebracht, über die Lieferando keine Informationen hat. «Lieferando muss klar formulieren, welche Erwartungen an Partnerunternehmen gestellt werden», forderte NGG-Referatsleiter Schink. Wenn Gaststätten das Trinkgeld nicht weitergeben, sei dies widerrechtlich.

Eingeführt wurde das Online-Trinkgeld, um in der Corona-Pandemie das kontaktlose Liefern von Essen zu vervollständigen, sagte Gerbig. «Deswegen ist es eigentlich eine Funktion zugunsten der Fahrer.» Lieferando geht davon aus, dass seit der Online-Neuerung mehr und häufiger Trinkgeld gegeben wird. Im Schnitt gäben Kunden 10 Prozent, was beim durchschnittlichen Wert einer Bestellung 2 Euro entspreche, sagte Gerbig. (Mit Material der dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Uber Eats vergibt erneut seinen Gastro-Award. Ab Anfang Juni 2025 können Kulinarik-Fans im öffentlichen Voting auf www.ubereatsawards.de für ihre Favoriten abstimmen. Tim Raue bleibt Jury-Vorsitzender.

Im Untergeschoss des Estrel-Hotels in Berlin ist jetzt eine New-York-Bar eröffnet worden, die das Weltstadt-Flair nach Neukölln holen soll. Highlight bei der Eröffnung war die Präsentation der neuen Cocktail-Kreationen.

Nach einem Online-Voting mit hoher Beteiligung, gewinnt das Gasthaus Jakob von Michael Ammon den Hauptpreis der Aktion "Lokalhelden gesucht" von VistaPrint und Cornelia Poletto - und darf sich damit über 20.000 Euro sowie ein Werbepaket freuen.

Mit zehn ausverkauften Abenden, über 300 Gästen und begeistertem Feedback feierte das Future Lab Anima von Alexander Herrmann und Tobias Bätz im Februar 2025 seine erste eigene Pop-Up-Reihe. Nun wird das Konzept fortgeführt.

Die Roboterfirma Circus und REWE kochen demnächst zusammen. Im Rahmen eines Pilotprojekts wird der Küchenroboter CA-1 gemeinsam in mehreren REWE-Supermärkten in Deutschland eingesetzt. Der Pilot startet im Herbst 2025 und ist das weltweit erste Projekt dieser Art.

Rekord auf dem Cannstatter Wasen: Rund 2,2 Millionen Menschen haben das Stuttgarter Frühlingsfest besucht. Noch nie zuvor seien so viele Besucherinnen und Besucher gekommen, teilte der Veranstalter mit.

Vieles, was in Jinok Kims Restaurant in Kreuzberg auf dem Teller landet, baut die Köchin selbst in Potsdam an. Manche Kräuter kann man nirgends kaufen. Auch andere haben das Konzept für sich entdeckt.

Für viele gastronomische Betriebe in Hessen ist der grassierende Personalmangel nicht mehr das größte Problem. Vielmehr stellen laut Dehoga die steigenden Personalkosten die größte Herausforderung dar.

Für viele gehört ein Krabbenbrötchen zu einem sonnigen Tag am Meer. Doch in diesem Frühjahr sind Nordseegarnelen knapp. In einigen Orten werden zweistellige Preise aufgerufen, an anderen werden Krabbenbrötchen zum Tagespreis angeboten.

In Berlin eröffnet heute, im ehemaligen IMAX-Kino im Center am Potsdamer Platz, der aus London stammende Gastro-Inkubator KERB einen Food-Court, der sich im Londoner Ausgehviertel West End einen Namen gemacht hat. Elf Lokale aus der Berliner Food-Szene sind hier unter einem Dach vereint. Mit dabei sind viele bekannte kulinarische Highlights.