Wiesnwache auf dem - Oktoberfest Selfies mit der Polizei

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Menschen tummeln sich für Selfies, schenken bunte Blumen - und ein Lächeln: Nicht Prominenz ist da auf dem Oktoberfest unterwegs, sondern die Beamten der Münchner Polizei. Die Wiesnwache hat es offenbar geschafft, die Sympathien der Menschen beim größten Volksfest der Welt auf sich zu ziehen.

Bis zu 400 000 Menschen werden an sehr besucherstarken Tagen auf der Theresienwiese erwartet. «Die meisten Menschen sind friedlich und freundlich», sagt Polizist Markus während eines Streifengangs. Das sei «wie Streife fahren ohne Auto». Ziel sei es auch, Präsenz zu zeigen.

Eine Besonderheit auf der Wiesn: Menschen aller Nationalitäten fragen nach einem Selfie mit den Beamten, die freilich in Uniform und nicht in Tracht unterwegs sind. Wenn so eine Fotoserie einmal begonnen habe, «kommt man nicht mehr raus», sagt Markus lachend.

Für das Oktoberfest trainieren die Beamten in ihren sechs- bis siebenköpfigen Teams drei Wochen lang. Denn es gibt auch Konflikte. Übermäßiger Alkoholkonsum heizt gelegentlich die Stimmung auf. Vor einem Zelt halten Ordner gerade einen jungen Mann fest. Sie haben ihn mit Kabelbindern gefesselt, bis die Polizeibeamten dazu kommen. In den Zelten sorgen private Sicherheitsfirmen für Ordnung.

Dieser Gast hatte offenbar kräftig getrunken, wurde aufgefordert zu gehen - und wurde daraufhin aggressiv. Die Beamten bringen ihn zum Ausnüchtern auf die Polizeiwache und weisen ihn in eine von vier Zellen ein. Bis zu zehn Menschen können in jede Haftzelle kommen - und mancher kann im Einzelfall dafür auch eine Rechnung bekommen. «Polizeiliche Maßnahmen verursachen Kosten, die wir dann auch erheben», sagte Michael Marienwald von der Polizei-Pressestelle.

Nächster Einsatzort: Die Wiese hinter den Zelten. Dort schläft mancher seinen Rausch aus - das sei «der Superbowl für Taschendiebe», sagt Marienwald. Beamte in Zivil und ausländische Taschendiebfahnder legen Langfingern das Handwerk. 54 Kameras auf dem gesamten Festgelände leuchten auch manch dunkle Ecke aus. In der Wiesnwache können die Beamten so viele Orte gleichzeitig überwachen - und schnell eine Streife losschicken, wenn sich eine Tat anbahnt.

Obwohl dieses Jahr in der ersten Wiesn-Woche mehr Gäste kamen, sanken die Einsatzzahlen leicht. Auch Maßkrugschlägereien seien kein alltägliches Geschehen, sagt Marienwald. Hingegen nimmt die Zahl der Anzeigen wegen sexueller Belästigung zu. Das liege aber eher an der höheren Bereitschaft, solche Vorfälle anzuzeigen, erklärt Marienwald. Auf der Wache gibt es auch einen «Safe Space», wo sich die Opfer in Sicherheit bewegen können.

Deeskalation - darauf setzt auch die Bundespolizei mit ihrem «Partybus». Mit Musik begleiten sie hier die nach Hause gehenden Wiesngäste an der Hackerbrücke auf dem Weg zur S-Bahn. Auch die Body-Cam, die mindestens ein Polizeibeamter jeder Streife hat, soll deeskalierend wirken. Wenn die Kamera laufe, überlege mancher, was er sage, sagt Andreas Franken, Pressesprecher der Münchner Polizei.

Nicht zuletzt mit ihren Posts auf der Online-Plattform X, früher Twitter, hat die Münchner Polizei unter dem Hashtag «#Wiesnschmankerl» längst eine Fangemeinde, die gespannt auf skurrile Ausschnitte aus dem Oktoberfestalltag der Beamten wartet. Beispielsweise die Geschichte eines Italieners, der für eine Liebeserklärung das Riesenrad erklomm. «Liebesgeständnisse finden wir toll, empfehlen aber eine romantische Fahrt in der Gondel», schrieb die Polizei auf der Plattform X.

Die Präsenz der Beamten bewerten viele Besucher positiv. «Es ist völlig in Ordnung, belästigend ist es nicht. Es gibt natürlich Sicherheit», sagt Wiesnbesucher Lennart Kewatsch.

Für das Oktoberfest wird alljährlich eine eigene Dienststelle geschaffen. Die P17 besteht aus rund 600 Beamten aus verschiedenen Einheiten. Sie melden sich freiwillig - der Wiesnjob ist heiß begehrt. Es gebe Wartelisten für das Oktoberfest, sagt Marienwald. «Man freut sich voll darauf», sagt Markus. Es sei schön, wenn man zum reibungslosen Ablauf einer so großen Veranstaltung beitragen könne. Der Polizist findet es am schönsten, «wenn man Leute, die sich verloren haben, wieder zusammenführen kann.» (dpa)


 

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