Die Fertigstellung des grünen Bunkers im Hamburger Kultstadtteil St. Pauli rückt näher. Nun haben zwei schwere Treppen die letzten Lücken des sogenannten Bergpfades geschlossen. Für das demnächst von RIMC betriebene Reverb by Hard Rock-Hotel gibt es immer noch kein Eröffnungsdatum.
Die Fertigstellung des grünen Bunkers im Hamburger Kultstadtteil St. Pauli rückt näher. Nun haben zwei schwere Treppen die letzten Lücken des sogenannten Bergpfades geschlossen.
Mit dem Einbau von zwei tonnenschweren Treppen auf der Südseite des grünen Bunkers in Hamburg-St.-Pauli ist der Bau des 560 Meter langen Bergpfades rund um das Weltkriegsrelikt abgeschlossen. Damit könne in den kommenden Wochen der fünf Meter breite Aufstieg begrünt werden, sagte Projektsprecher Frank Schulze am Dienstag in Hamburg. Über den öffentlich zugänglichen Rundweg können die Besucherinnen und Besucher künftig bis auf den nun 58 Meter hohen Bunker am Heiligengeistfeld laufen. Dort ist auf 1400 Quadratmetern zudem ein öffentlicher Stadtgarten entstanden.
In dem grünen Bunker entsteht auch ein Hotel
Um den grauen Bunker begrünen zu können, sollen am Ende rund 4700 Gehölze und 16 000 Stauden gepflanzt worden sein. Zudem ist der Bunker um fünf Etagen aufgestockt worden. Darin ist Platz für ein Hotel sowie eine Sport- und Veranstaltungshalle sowie einen Gedenk- und Informationsort rund um die Geschichte des Bunkers. Die Kosten des Privatprojektes lagen zuletzt bei etwa 60 Millionen Euro. Für das demnächst von RIMC betriebene Reverb by Hard Rock-Hotel gibt es allerdings immer noch kein Eröffnungsdatum auch ist das Haus nicht auf der eigens gestalteten Webseite buchbar. Lediglich Anfragen werden entgegen genommen. Eigentlich sollte die Herberge bereits im ersten Halbjahr 2022 eröffnen. Leider könne man für die Eröffnung „noch keinen genauen Zeitpunkt nennen“, sagte ein Vertreter der RIMC-Gruppe gegenüber dem Hamburger Abendblatt.
Die RIMC-Gruppe hat unterdessen mit dem direkten Nachbarn, dem Fußballclub St. Pauli eine Partnerschaft geschossen. Im Rahmen der Zusammenarbeit wird der FC St. Pauli durch die Bereitstellung von Fan-Artikeln sowie der Planung und Durchführung von gemeinsamen Events seine Präsenz im Bunker zeigen.
Auf dem grünen Bunker werden zudem in einem wissenschaftlichen Projekt der Technischen Universität Berlin fünf Jahre lang Daten rund um die Auswirkung von Dach- und Fassadenbegrünungen auf die Temperaturen, die Verdunstung und das Regenwasser aufgezeichnet und ausgewertet.
Die Begrünung des Bunkers gilt als ein landschaftsarchitektonisches Pionierprojekt, der Koloss soll künftig eine neue, grüne Attraktion der Hansestadt werden. Bis zu 5000 Menschen können den Angaben zufolge gleichzeitig auf Bergpfad und Stadtgarten unterwegs sein. Die Fertigstellung des Gesamtprojekts ist Schulze zufolge in den nächsten Monaten geplant.
1942 in nur 300 Tagen gebaut, auch mit dem Einsatz von Zwangsarbeitern, sollte der Hochbunker an der Feldstraße als einer von zwei sogenannten Flaktürmen zunächst vor allem der Flugabwehr dienen. Während des Zweiten Weltkrieges fanden Zehntausende Hamburger Schutz vor alliierten Luftangriffen. Bereits seit der Nachkriegszeit wird der Bunker für zivile Zwecke benutzt. Von hier wurde die erste „Tagesschau“ gesendet, Verleger Axel Springer entwickelte Zeitungen und Fotografen-Ikone F.C. Gundlach präsentierte Andy Warhols erste Deutschland-Ausstellung. Seit Anfang der 1990er Jahre ist der Bunker St. Pauli Sitz zahlreicher Unternehmen aus Medien, Kultur und Kreativwirtschaft. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Reeperbahn, Karoviertel und dem Millerntorstadion des FC St. Pauli werden sie auch nach der Aufstockung unverändert ihre Heimat haben. Für die Projekt-Realisierung hat die Bauherrin eine ganze Reihe weiterer Hamburger Unternehmen mit einbezogen. Dazu zählen neben dem Hotelbetreiber RIMC u.a. das Landschaftsarchitekturbüro L+, die Baumschule von Ehren, der Landschaftsgärtner Hildebrandt und viele weitere Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe. Insgesamt arbeiten etwa 180 Menschen und 25 Gewerke für die Vision des „grünen Bunkers“. Angesichts des Konzepts fühlt sich der renommierte Architekturkritiker Gerhard Matzig von der „Süddeutschen Zeitung“ an die „Hängenden Gärten der Semiramis“ erinnert und sieht das Projekt im „Reigen spektakulär begrünter Bauwerke“ auf einem „Spitzenplatz unter den weltweiten Attraktionen“.