Ein deutsches Unternehmen hat die Leitung eines Luxushotels in Kabul übernommen. Die Cinderella International Group (CI) mit Sitz in Trebur, Hessen, hat mit den Taliban einen Zehnjahresvertrag für den Betrieb des früher als „Kabul Serena Hotel“ bekannten Hauses abgeschlossen. Das berichten verschiedene Medien. Das Hotel soll fortan nun „Kabul Grand Hotel“.
Die CI Group, die laut eigenen Angaben seit 2007 in Afghanistan tätig ist, verfügt über Niederlassungen in Kabul und Istanbul. Ihr Geschäftsführer Aaron Azim bestätigte gegenüber einer Nachrichtenagentur, dass sein Unternehmen den Zuschlag nach einer Ausschreibung durch die Taliban erhalten habe. Vor der Übernahme durch CI wurde das Hotel von der kenianischen Serena-Hotelkette betrieben, die wiederum zum Aga Khan Fund für wirtschaftliche Entwicklung mit Sitz in Genf gehört. Die Taliban übernahmen das Haus offiziell am 1. Februar 2025 und fanden tags darauf mit CI einen neuen Betreiber.
Ein Hotel mit bewegter Geschichte
Das 1945 erbaute Luxushotel liegt im Zentrum von Kabul und war in der Vergangenheit Schauplatz mehrerer schwerer Terroranschläge. 2008 verübten Selbstmordattentäter dort einen Anschlag, bei dem sechs Menschen ums Leben kamen. Für die Tat wird Siradschuddin Hakkani, der heutige Innenminister der Taliban-Regierung, verantwortlich gemacht. 2014 drangen vier Bewaffnete in das Hotelrestaurant ein und töteten neun Menschen, darunter vier Ausländer und einen Reporter der Nachrichtenagentur AFP samt seiner Familie. Die Taliban bekannten sich zu beiden Anschlägen.
Trotz seiner bewegten Vergangenheit bleibt das Hotel eine wichtige Adresse für ausländische Gäste und Geschäftsreisende. Es bietet 177 Zimmer, eine Präsidentensuite, mehrere Gourmetrestaurants, einen Wellnessbereich, ein Fitnessstudio sowie einen beheizten Pool. Zwischen 2002 und 2005 wurde das Haus für rund 28 Millionen US-Dollar modernisiert.
Deutsches Unternehmen mit breitgefächertem Portfolio
Die Cinderella International Group ist nicht nur im Hotelmanagement tätig, sondern auch in den Bereichen Bau, Ingenieurwesen, Immobilien, Bergbau sowie der Öl- und Mineralverarbeitung. Sie betreibt unter anderem das Parkhotel Frankfurt-Rödermark.
Die Taliban lobten CI als "internationales Unternehmen mit viel Erfahrung in der Hotellerie" und bekräftigten, dass die Vergabe des Hotels an das deutsche Unternehmen im Rahmen einer offiziellen Ausschreibung erfolgte. Zum finanziellen Umfang des Vertrags machten weder CI noch die Taliban Angaben.