In der aktuellen Messesaison zeigt es sich deutlich: Neue Technologien verändern die Hospitality-Branche, zahlreiche Tools sorgen für neue Arbeitsabläufe, Künstliche Intelligenz (KI) hat längst Einzug ins Gastgewerbe gehalten. Auf den einschlägigen Fachmessen sind zahlreiche Innovationen zu sehen, Serviceroboter nehmen die Wünsche der Besucher:innen auf oder reinigen die Böden, während der Platz im Restaurant oder der nächste Job im Wunschhotel via App gefunden wird.
Die Branche steckt bereits mitten in der digitalen Revolution. Diese bietet uns viele Chancen, wie effizientere Prozesse und eine nahtlose, zeitunabhängige Kommunikation – innerhalb des Teams wie auch zwischen Hotel und Gast.
Während die einen Serviceroboter und digitale Check-In-Prozesse begrüßen, fragen sich die anderen: Wie viel Technologie verträgt mein Hotel eigentlich? Wünschen sich die Gäste nicht eher mehr menschlichen Kontakt und Service für ihren perfekten Aufenthalt? Das sind Fragen, die sich jeder Hotelier vor der Einführung neuer Technologien und Tools stellen sollte – ja sogar muss, wenn die Technik im Einklang mit dem eigenen Hotelkonzept stehen soll.
Hat die traditionelle Lobby ausgedient?
Apps und Websites sind bereits ein wesentlicher Teil der Guest Journey und beeinflussen die Art und Weise, wie Gäste Hotels suchen und buchen. Die Digitalisierung hat die Wege, wie Hotels mit ihren Gästen interagieren, grundlegend verändert. Technologie kann heute entlang der gesamten Guest Journey zum Einsatz kommen und bringt dabei unbestreitbare Vorteile mit sich. Sich ihr zu verwehren, bedeutet in der Hotelbranche schnell, den Anschluss zu verlieren. Sie nicht durchdacht einzusetzen, kann bedeuten, die persönliche Note zu verlieren. In keinem Raum ist diese so deutlich erlebbar und von so großer Bedeutung wie in der Lobby. Nicht umsonst gilt sie als „Herz und Seele“ des Hauses.
Die Lobby diente früher in erster Linie als Empfangs-, Informations- und Wartebereich. Der notwendige direkte Kontakt zwischen Gästen und Mitarbeitenden ließ wenig Raum für alternative Nutzungsmöglichkeiten. Neue Technologien verlagern diesen Kontakt weg von der physischen Rezeption hin zu digitalen Erlebnissen, was neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.
In einem Austausch mit Manuela Kohl, Inhaberin von kommma Architektur, und Tobias Koehler, Gründer von Hotel Tech Solutions, wurde schnell klar, dass die Lobby der Zukunft nicht mehr länger dem traditionellen Empfangsbereich entsprechen wird – und es bereits in vielen Fällen schon heute nicht mehr tut. Drei Beispiele dafür:
- Die vollständig digitalisierte Lobby
Im Rahmen einer digitalen Hotellobby stehen Mitarbeitende vor Ort in erster Linie bei Fragen oder Problemen zur Verfügung – das kann insbesondere für das Budgetsegment interessant sein. Wenn Gäste das Hotel ohnehin nur zum Übernachten nutzen, liegt der Fokus auf einfachen, schnellen Prozessen. Buchen, Ein- und Auschecken sowie Bezahlen können über Self-Service-Terminals oder eine App erfolgen. Das muss keineswegs unpersönlich sein – ein durchdachter und im Hoteldesign gehaltener Empfangsraum spiegelt die eigene Marke wider und heißt Gäste willkommen.
- Die Lobby ohne Tresen – mit viel Service
Ein weiterer Trend ist die Aufhebung der Trennung zwischen Gästen und Mitarbeitenden. Der klassische Empfangstresen wird durch offene und einladende Gestaltungselemente ersetzt, was es Mitarbeitenden ermöglicht, Gäste persönlicher – und nicht hinter einem Monitor versteckt – zu begrüßen. Dies schafft eine Atmosphäre, die an den Besuch bei Freundinnen und Freunden erinnert.
Möglich ist das, wenn Gästeinformationen bereits im Vorfeld erfasst wurden oder vor Ort über Tablets, Smartphone oder Self-Service-Terminals eingegeben werden. Letzte Formalitäten können bei einem Begrüßungsgetränk in gemütlichen Sitzecken erledigt werden.
- Die Lobby als multifunktionaler Raum
Die Aufhebung der traditionellen Lobby-Struktur ermöglicht es, den Raum multifunktional zu nutzen. Zum Beispiel können Arbeitsplätze für Geschäftsreisende eingerichtet werden, wo sie Geschäftspartner:innen treffen oder bei einem Kaffee arbeiten können. Mit einem durchdachten Raumkonzept kann dieser Arbeitsbereich abends zur Bar oder am Wochenende zum Veranstaltungsraum werden. Vom Co-Working-Space über die Bar bis hin zur Kinderspielecke – die multifunktionale Nutzung der Lobby sorgt für Räume mit mehr Aufenthaltsqualität.