Eine gemischte Bilanz: Die Viertagewoche in der Schweizer Gastronomie und Hotellerie

| Hotellerie Hotellerie

Die Einführung der Viertagewoche in der Schweizer Gastronomie und Hotellerie stößt auf unterschiedliche Erfahrungen und Meinungen. Während einige Betriebe die Idee begrüßen und positive Resultate verzeichnen, ziehen andere negative Schlüsse aus ihren Testläufen.

Ein Beispiel für die gemischte Bilanz bietet das Hotel Schweizerhof in Lenzerheide, Graubünden, das kürzlich die Viertagewoche für sein Küchenteam testete. Jamie Rizzi, der stellvertretende Chef, berichtet gegenüber der „NZZ“ von Schwierigkeiten bei der Personalplanung und steigenden Kosten. Trotz des ursprünglichen Ziels, den Personalmangel zu mildern, erwies sich die Umsetzung als unzureichend, da individuelle Bedürfnisse der Mitarbeiter und die Komplexität des Betriebs nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Rizzi sagte der Zeitung: „In der Hotellerie machen wir uns seit Langem Gedanken, wie man den Job attraktiver machen könnte. Die Viertagewoche wird dabei fast schon als Allheilmittel propagiert.“ Mittlerweile ist der Hotelier der Meinung, dass es vor allem individuelle Lösungen brauche. „Jeder Mitarbeiter hat andere Bedürfnisse.“

Die „25hours“-Hotelgruppe in Zürich berichtet hingegen von positiven Erfahrungen mit der Viertagewoche. General Manager Lukas Meier sagte im Gespräch, dass das Modell dazu beigetragen habe, Mitarbeiter anzulocken und Ausfälle zu reduzieren. Durch eine geschickte Arbeitszeitgestaltung konnten die Dienstpläne sogar einfacher erstellt werden, was zu einer effizienteren Betriebsführung beitrug. Allerdings glaubt Meier, dass das System an seine Grenzen kommen kann. „In den Bergregionen macht für mich eine Viertagewoche wenig Sinn. Wo die Gastronomie einen hohen Anteil hat, sind die Margen meist tiefer, und die Arbeitszeiten sind schwieriger anzupassen. Das System basiert darauf, dass man während der Saison viel arbeitet“, so der „25hours“-Manager.

Die Debatte um die Viertagewoche wirft auch Fragen zur Arbeitsmoral und zum Generationenkonflikt auf. Während ältere Hoteliers wie Ernst Wyrsch im NZZ-Interview die jüngere Generation als „verzogen und verweichlicht“ kritisieren, verteidigen junge Vertreter wie Jamie Rizzi ihre Ansichten und betonen die Bedeutung eines gemeinsamen Dialogs und flexibler Arbeitsmodelle – für jede Generation. „Ich sehe die Unterschiede zwischen den Generationen nicht als entscheidend an. Im ‚Schweizerhof‘ ist es vielmehr ein gesellschaftlicher Wandel, der sich zeigt. Unsere Mitarbeitenden gewichten die Vereinbarkeit von Freizeit und Beruf heute stärker als früher. Damals wurden materielle Anreize höher priorisiert, heute ist die Sinnhaftigkeit der Arbeit entscheidend“, so der Gastronom im Interview.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die The Chocolate on the Pillow Group verkündet mit ihrem Gesellschafter Art-Invest Real Estate die nächsten Entwicklungsschritte für das nestor Hotel Neckarsulm: die Repositionierung am Markt und die Umbenennung.

Die Welcome Hotels haben ihr Portfolio in Deutschland erweitert: Am 1. Juli wurde das Welcome Parkhotel Bochum nach einer fünfmonatigen Renovierungsphase offiziell eröffnet. Investiert wurden rund 1,5 Millionen Euro.

Der europäische Hotelverband HOTREC präsentiert eine aktuelle Auswertung zum Hotelvertrieb. Online-Buchungsportale (OTA) dominieren demnach weiterhin den Hotelvertrieb in Deutschland und Europa und behaupten sich auch im Jahr 2023. In Deutschland mussten die OTA erstmals leichte Anteilsverluste hinnehmen. Buchungen über die hoteleigene Webseite gewinnen an Bedeutung.

Von der Windmühle über die Hängematte bis zur Boje - an der niedersächsischen Nordsee mangelt es nicht an ungewöhnlichen Übernachtungsangeboten. Manche bieten sich jedoch nur für eine Nacht an.

Das Naturhotel Forsthofgut im österreichischen Leogang zieht Bilanz: Nach Eröffnung des Team Forsthofgut Campus im Dezember 2023 blicken Gastgeberfamilie Schmuck und die Mitarbeitenden des Hotels nun erstmals zurück.

Mit seinem Koch-Roboter im „Surf Rescue Club“ in Grömitz an der Ostsee hat Lieblingsplatz-Hotels-Gründer Niels Battenfeld große Aufmerksamkeit erfahren. Eine „Symbiose aus künstlicher Intelligenz und Mitarbeitern“ sollte geschaffen werden. Jetzt ist der Koch-Roboter wieder demontiert worden. Er hat nicht schnell genug gekocht.

BWH Hotels hat ihr Hotelportfolio in Leipzig erweitert: Das kernsanierte Best Western Premier Royal Blue hat im Juni 2024 eröffnet und sich der Gruppe angeschlossen. Betreiber des neuen 66-Zimmer-Hotels ist die Royal Group Hotels GmbH mit Sitz in Leipzig, die bereits seit 2018 das Best Western Plus Royal Suites in Leipzig führt.

A-Rosa eröffnet pünktlich zum 20. Geburtstag der Marke das erste Hotel in Italien. Das A-Rosa am Gardasee in Salò empfängt seit dem Wochenende die ersten Gäste an einer der schönsten Buchten am Westufer des Gardasees.

Eine Tochtergesellschaft der Hyatt Hotels Corporation erwirbt die Marke me and all-Hotels von der Lindner Hotels AG. Hyatt will damit sein Wachstum unterstützen und neue europäische Märkte erschließen. Wieviel Geld Hyatt bei Lindner für die Marke auf den Tisch gelegt hat, wurde nicht bekannt.

An den Ufern des malerischen türkisblauen Fuschlsees gelegen, hat das Rosewood Schloss Fuschl am 1. Juli 2024 offiziell seine Türen geöffnet. Das luxuriöse Haus ist der zweite Standort von Rosewood Hotels & Resorts in Österreich nach der Eröffnung des Rosewood Vienna im Jahr 2022.