In der Wintersaison 2019/20 sank die Auslastung in der gewerblichen Beherbergung laut Statistik Austria um mehr als ein Fünftel, in der Sommersaison um mehr als ein Drittel. Die laufende Saison droht zu einem Totalausfall zu werden. Für März rechnen die Teilnehmer einer aktuellen Branchenbefragung der Österreichischen Hoteliervereinigung mit einer Auslastung von gerade einmal 30 Prozent.
„Das hinterlässt so tiefe Spuren in den Bilanzen, das ist ein ganz klarer Handlungsauftrag für die Politik“, so ÖHV-Generalsekretär Dr. Markus Gratzer. An der Befragung haben 500 ÖHV-Mitgliedsbetriebe in ganz Österreich teilgenommen, die Ergebnisse sind repräsentativ für die Qualitätshotellerie. Etwa die Hälfte der Antworten kommt aus Tirol und Salzburg.
Umsatzrückgang um mehr als die Hälfte
Der von der Statistik Austria konstatierte Wegfall der Nächtigungen im abgelaufenen statistischen Tourismusjahr (November 2019 bis einschließlich Oktober 2020) hat sich in weiten Teilen der Branche danach noch verschärft. Das zeigen die Antworten auf die Frage nach der Umsatzentwicklung deutlich. Im Jahr vor Corona betrugen die Einnahmen im Durchschnitt in den touristischen Leitbetrieben noch 5,2 Millionen Euro, im Corona-gebeutelten Geschäftsjahr bei nur mehr 2,5 Millionen Euro: Ein Rückgang um mehr als die Hälfte.
Das wirkte sich nicht nur negativ auf die Investitionen im Vorjahr aus, sondern wird auch zu merklichen Einbußen bei den Auftragnehmern im Gewerbe führen. 2020 wurden 41 Prozent der Investitionsvolumina verschoben oder gecancelt. In diesem Jahr dürfte der Rückgang noch einmal steigen, auf 46 Prozent, so das Ergebnis der ÖHV-Befragung.
Nur ein Drittel der Betriebe kann länger als halbes Jahr so weitermachen
Gefragt, wie lange sie bei der aktuellen Nachfrage- und Beihilfensituation den Betrieb überhaupt noch weiterführen können, geben 28,2 Prozent an, bis zu drei Monate und 34,3 Prozent bis zu sechs Monate. Nur 37,5 Prozent der Befragten sehen sich imstande, den Betrieb unter den gegebenen Umständen noch länger als ein halbes Jahr weiterführen zu können.
Beihilfen verlängern, Urlaubsgeld übernehmen, Beihilfenobergrenzen erhöhen
Das zeigt deutlich, dass die aktuellen Finanzinstrumente bei weitem nicht reichen, um das Überleben der Betriebe zu sichern. Gefragt danach, wie gut die einzelnen Maßnahmen helfen, nannten die befragten Unternehmer allen voran den Umsatzersatz, gefolgt von Fixkostenzuschüssen und Kurzarbeit. Gefragt danach, welche Maßnahmen nun Priorität hätten, nannten die Befragten zuerst die Verlängerung der Beihilfen über Juni hinaus, die Übernahme der Urlaubskosten bei der Fortsetzung der Kurzarbeit und die Erhöhung der Beihilfengrenzen von einer auf drei Millionen Euro.
„Als der befristete Beihilfenrahmen entwickelt und beschlossen wurde, wusste noch niemand, wie lange und wie hart die Wirtschaft getroffen wird. Jetzt, wo wir mehr wissen, müssen alle, Politik und Unternehmen, nachjustieren, dann schaffen wir das“, ist Gratzer optimistisch.
Rückenwind für ÖHV-Vorschläge von der EU-Kommission
Mittlerweile gibt es für die bekannten Forderungen nach höheren Beihilfenobergrenzen von Finanzminister Blümel und der ÖHV Rückenwind von der EU-Kommission: Vizepräsidentin Margrethe Vestager, unterstützt: Sie hat dieser Tage einen diesbezüglichen Vorschlag zur Konsultation an die Mitgliedsstaaten geschickt, auch sollen die Hilfsprogramme bis Jahresende verlängert werden: „Das heißt es jetzt rasch umsetzen.“
Als neue Obergrenzen schlägt die ÖHV fünf Millionen Euro Euro statt 800.000 und zehn Millionen Euro statt wie bisher drei Millionen vor. Zusätzlich zu den Vestagers Vorschlägen bringt die ÖHV ein Modell ins Spiel, das besonders stark getroffenen Branchen und Regionen am meisten hilft: den „Katastrophenparagraphen“ 107 (2) b bei Lockdowns anzuwenden. Dann fiele für Hilfen in diesen besonders schwierigen Phasen die Obergrenzen: „Das wäre wirklich zu begrüßen. Die Menschen in hart betroffenen Regionen und Branchen brauchen besondere Hilfe. Sie haben sich nichts zuschulden kommen lassen.“