In Hamburg ist Tomislav Karajica kein unbeschriebenes Blatt: Der Unternehmer ist an vielen Bauprojekten beteiligt und baute unter anderem die Basketball-Mannschaft Hamburg Towers auf, die mittlerweile in der ersten deutschen Liga spielt. Nun ist ein weiteres Projekt auf der Zielgeraden: Mehr als zwei Jahre stand das frühere Tagungshotel der Telekom am Oberen Landweg in Nettelburg leer – am 19. August feiert es als größtes Gaming-House, E-Sport-Hotel und Cyber-Internat Europas Soft-Opening. Ende 2022 soll es dann endgültig fertiggestellt sein.
Karajica investierte laut Bild rund 50 Millionen Euro in den Umbau. Sie wollten den Stadtteil beleben, einen Treffpunkt schaffen. Die E-Sport-Community sei auch in Hamburg stark, es fehle aber ein Raum, in dem sie zusammenkommen könne, wie der Unternehmer erklärte. Entstehen soll auch ein Hotel mit 200 Zimmern. Co-Working, Verkaufsflächen und Gastronomie sind ebenfalls geplant. Die Nachfrage nach einem derartigen Angebot ist groß: Marktforscher prognostizieren für das Jahr 2024 ein weltweites Marktvolumen von rund 1,6 Milliarden US-Dollar.
Die ersten bewohner sind auch schon eingezogen: Die „Unicorns of Love“. Die Hamburger E-Sport-Truppe zählt mit ihrem „League-of-Legends-Team“ zu den 16 besten Clans der Welt. Unter E-Sports versteht man im Allgemeinen das organisierte, wettkampfmäßige Spielen von Videospielen. Zu den bekanntesten E-Sports-Spielen gehören CS:GO, Dota 2 und League of Legends.
Deutsche Wettbewerbsfähigkeit «eher schlecht»
Die deutsche Games-Branche sieht bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland jedoch weiter zahlreiche Baustellen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Branchenverbands Game unter seinen 340 Mitgliedsunternehmen hervor. 56 Prozent der teilnehmenden Firmen bezeichnen die internationale Wettbewerbsfähigkeit demnach als «eher schlecht», für 14 Prozent ist sie «schlecht». Für «sehr gut» hält kein einziges Unternehmen die deutsche Wettbewerbsfähigkeit.
Erhebliche Mängel sieht die Branche etwa bei der digitalen Infrastruktur - also beim Ausbau leistungsfähiger Breitband-Internetanschlüsse und des 5G-Mobilfunknetzes. «Da dürfen wir nicht weitere zehn Jahre daran herumdoktern, da müssen wir schnell in die Gänge kommen», sagte Game-Geschäftsführer Felix Falk am Dienstag in Berlin.
Auch der Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland muss nach Meinung der Branche erleichtert werden. Zu viele Regelungen seien hier für die Branche noch zu praxisfern. Eher positiv sehen die Games-Unternehmen dagegen die verbesserte Ausbildung von Fachkräften für die Entwicklung von Computerspielen.
Die noch amtierende Bundesregierung hatte die Förderung der Games-Branche zum ersten Mal in ihren Koalitionsvertrag geschrieben - und dieses Versprechen 2019 auch umgesetzt. Jedes Jahr stehen dafür 50 Millionen Euro zur Verfügung. Das sei eine positive Entwicklung, sagte Game-Geschäftsführer Falk, auch wenn die Prozesse insgesamt noch schneller und unbürokratischer werden müssten. «Aber insgesamt sind wir da auf einem guten Weg.» (Mit Material der dpa)