Was ist mein Hotel eigentlich wert?

| Hotellerie Hotellerie

Die zunehmenden Turbulenzen auf den Finanzmärkten, niedrige Zinsen und das rare Angebot von Grundstücken und Immobilien in städtischen Lagen führen zu einem steigenden Interesse von Investoren an der Ferienhotellerie. Eine fundierte Bewertung eines Hotels ist diffizil - einfache Praktiker-Methoden können hier eine erste Orientierung bieten, wie nun das Beratungsunternehmen Kohl & Partner mitteilte. 

Speziell bei Betriebsübergaben, aber auch bei Kaufpreisverhandlungen stellt sich die Frage nach dem Wert eines Hotelbetriebes. Ist es der Feuerversicherungswert? Der Substanzwert? Der Wiederbeschaffungswert?  Der Ertragswert?  Die unterschiedlichen Bewertungsmethoden verwirren die Praktiker. Aus Investorensicht ist in der Regel der Ertragswert entscheidend: Je höher die zukünftig zu erwartenden Cash-Flows, desto höher ist der Wert des Unternehmens. Demgegenüber haben Substanzwerte bzw. Wiederbeschaffungswerte zumeist nur eine geringe Bedeutung.

Bei Ertragswertmethoden basiert der Unternehmenswert somit auf den erwarteten Zukunftserfolgen des Unternehmens. Hier ist in der betriebswirtschaftlichen Praxis das Discounted-Cashflow-Verfahren am weitesten verbreitet. Dabei werden die zukünftig zu erwartenden Cash-Flows im Detail prognostiziert (zumeist auf 10 Jahre) mit nachfolgender „ewiger Rente“ und auf den Bewertungs-Stichtag abgezinst.

Oftmals, aber nicht immer, ist ein solch umfangreiches Gutachten notwendig. Praktiker-Multiplikatoren können eine erste Orientierung liefern. Dabei wird für ein „stabilisiertes Normaljahr“ der Erlös bzw. der Ertrag ermittelt, um daraus mittels nachfolgender Multiplikatoren erste indikative Wertansätze abzuleiten:

 

Die Bewertung von Hotelbetrieben erfordert viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Neun Tipps, um mögliche Fallstricke zu vermeiden:

  • Bewertungs-Anlass klären: Jede fundierte Bewertung erfordert einen klaren Bewertungs-Anlass (Bewertung für die Bank? Verkauf? Familieninterne Betriebsnachfolge?)
     
  • Richtiger Bewertungs-Zugang: Zumeist, aber nicht immer, ist der Ertragswert der richtige Bewertungs-Zugang. Vor allem in 1A-Gunstlagen in Top-Destinationen wurden zuletzt deutlich höhere Preise bei Transaktionen erzielt. Zentrale Frage dabei ist zumeist, ob es alternative Nutzungs-Optionen für das Hotel gibt oder nicht.
     
  • Unterschätzte Investitions-Schulden, zu niedrig angesetzte Re-Investitionen:  Die Hotellerie ist eine kapitalintensive Branche, daher dürfen die dafür notwendigen finanziellen Aufwendungen keinesfalls unterschätzt werden.
     
  • Excel-Exzesse am Schreibtisch statt Hotel-Expertise: Die Erstellung eines Ertragswert-Gutachtens erfordert umfangreiche Berechnungen – komplexe Berechnungstools ersetzen jedoch nicht regionale Marktkenntnisse, ein profundes hotelgewerbliches Know-How sowie
     
  • Bewertungsobjekt klären: Was gehört denn eigentlich zum Hotelbetrieb als betriebsnotwendiges Vermögen zwingend dazu, und was nicht?
     
  • Unternehmenskonzept und strategische Positionierung klären: Der Ertragswert eines Hotels wird durch die zukünftigen Gewinne bestimmt. Wie positioniert sich aber das betreffende Hotel am Markt im dynamischen Wettbewerb, und welche Gewinne sind daher zu erwarten?
     
  • Zukünftige Cash-Flows realistisch prognostizieren: Achtung vor reinem Wunsch-Denken und unrealistischen Prognosen!
     
  • Passende Diskontierungs- bzw. Kapitalisierungs-Zinssätze wählen: Unterschiedliche Finanzierungs-Strukturen, Fremdkapital-Zinssätze sowie angemessene Eigenkapital-Zinsen (inkl. Zuschläge für das Unternehmens-Risiko!) beeinflussen den Ertragswert stark.
     
  • Berechneten Ertragswert kritisch hinterfragen: Papier ist geduldig und die Rechenmodelle zur Ertragswertermittlung verfügen über viele Stellschrauben, um den Wertansatz nach oben bzw. nach unten zu treiben. Umso wichtiger ist es, den berechneten Wert von Branchenprofis ermitteln zu lassen und auf Plausibilität zu prüfen.

Zurück

Vielleicht auch interessant

Sie ist ein Megastar, und sie kommt für zwei Konzerte nach Hamburg. Auch die Hoteliers in Hamburg sind Fans. Die Zimmerpreise sind aber noch so hoch wie beim Hafengeburtstag, und es gibt auch noch freie Betten.

Das Hotel Bilderberg Bellevue hat im denkmalgeschützten Park des Hotels ein großes Zelt aufgestellt und damit für großes Aufsehen in Dresden gesorgt. Jetzt hat die Stadt das Hotel dazu verdonnert, alle entstanden Schäden zu beseitigen. Zusätzlich haben die Denkmalschutzbehörden ein Bußgeld angeündigt. Der Hoteldirektor bittet um Verzeihung.

69 Prozent der Hotelbetreiber in der DACH-Region möchten, trotz steigender Betriebskosten, weiter expandieren. Das ergab eine Umfrage von Select Hotel Consulting und dem Magazin „Tophotel“ unter Betreibern verschiedener Größe. Das Wachstum kann allerdings weder über signifikant höhere Zimmerpreise noch durch Betriebskostenoptimierung gesichert werden.

Noordkant Investment Partners platziert den „Leisure Hotel Investment Club“. Der Fonds investiert in Ferien- und Stadthotels in top-touristischen Lagen in der DACH-Region und Norditalien. Die Deutsche Seereederei GmbH (DSR) soll die Hotels betreiben. Der Fonds strebt ein Investitionsvolumen von bis zu 250 Millionen Euro an.

An der Küste vor den Ostfriesischen Inseln gibt es noch den ein oder anderen Geheimtipp zu entdecken. Die Hiive Experience Hotels wollen mit ihrem zweiten Hotel nun für frischen Wind in der Region sorgen und eröffnen am 1. August das Noord in Carolinensiel.

Einst überzeugte Thomas H. Althoff seine Eltern, ein Hotel in Aachen zu übernehmen – und legte damit den Grundstein für ein kleines Imperium. Nun wurde der Kölner Unternehmer wieder für sein Lebenswerk geehrt – dieses Mal im Falstaff Hotel Guide 2024.

IHG Hotels & Resorts hat die Unterzeichnung von vier neuen Immobilien in Spanien angekündigt, die über 500 Zimmer umfassen. IHG betreibt derzeit 55 Hotels unter acht Marken im Land - in den letzten fünf Jahren kamen mehr als zehn Hotels hinzu.

The Ascott Limited ist mit Beginn des zweiten Halbjahres 2024 der neue, globale Hotelpartner des FC Chelsea geworden. Im Rahmen der neuen Partnerschaft übernimmt Ascott auch das Management des Stadionhotels an der Stamford Bridge.

Im ersten Halbjahr 2024 wurden in Deutschlands Hotellerie Immobilien im Wert von 470 Millionen Euro verkauft. Das Volumen ist vor allem auf die Übernahme der Centro Hotels durch die HR Group zurückzuführen. Das Transaktionsvolumen notierte insgesamt allerdings rund 30 Prozent unter dem 10-Jahresdurchschnitt der jeweils ersten Halbjahre. 

Im Zeitraum Januar bis Mai 2024 konnten die Beherbergungsbetriebe insgesamt 174,6 Millionen Übernachtungen verbuchen. Das ist eine Zunahme von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Mai war ein Rekordmonat, zumindest was die Anzahl der Übernachtungen angeht.