Designklassiker: Die Perlenflasche wird 50

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Sie ist vielleicht nicht so kultig wie die klassische Coca-Cola-Flasche, aber in Deutschland ähnlich allgegenwärtig: Die Perlenflasche fürs Mineralwasser. So gut wie jeder Verbraucher hat die Mehrwegflasche mit der markanten Taille und den 230 charakteristischen Perlen auf der Oberfläche, die an Kohlensäure erinnern sollen, schon in der Hand gehabt. Denn in ihr wird ein Großteil des Sprudels und der Limonaden in Deutschland verkauft - und das schon seit fast 50 Jahren. Doch ausgerechnet zum Jubiläum bekommt die Design-Ikone immer mehr Konkurrenz.

Der offizielle Geburtstag der Perlenflasche war der 28. August 1969, wie die Genossenschaft Deutscher Brunnen (GDB) berichtet. Damals beschlossen 142 Vertreter der Mineralbrunnenbranche in Bonn, die vom Designer Günter Kupetz entworfene neue Flasche als gemeinsame Poolflasche einzuführen. Die neue «Brunneneinheitsflasche» sollte eine moderne Alternative zu den damals noch am Markt verbreiteten 300 verschiedenen Flaschentypen sein und helfen, die Leergutsortierung in den Griff zu bekommen.

Und das klappte erstaunlich gut. Allein der Klassiker, die 0,7-Liter-Glas-Perlenflasche, wird derzeit von rund 200 Mineralbrunnen-Unternehmen eingesetzt. Und schon seit 1996 gibt es die Perlenflasche zusätzlich in einer Kunststoffversion als PET-Mehrwegflasche. Insgesamt wurden bis heute rund 5,5 Milliarden Perlenflaschen hergestellt. Aufrecht aufeinandergestapelt würden sie nach Berechnungen des GDB bis zum Mond reichen - und noch ein gutes Stück darüber hinaus.

Symbol für Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit

Für Olaf Tschimpke, den Präsidenten des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), ist die in den späten 60er-Jahren entworfene Flasche allerdings viel mehr als ein erfolgreicher Designklassiker. «Die Perlenflasche ist ein Symbol dafür, wie Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit zusammengedacht werden können», meint er.

Denn die Perlenflasche ist auch umweltfreundlich. Da die meisten Brunnen dieselbe Flasche verwenden, muss das Leergut nicht durch ganz Deutschland transportiert werden, sondern kann zum nächstgelegenen Mineralbrunnen gebracht werden. Das verkürzt die Transportwege erheblich. Denn die Glasflaschen werden bis zu 50-mal, die aus PET bis zu 25 Mal wiederbefüllt. Mit 4,5 Milliarden Füllungen im Jahr sind die Perlenflaschen aus Glas und PET laut GDB «das größte zusammengeschlossene Mehrwegsystem am deutschen Markt».

Der Designer der Perlenflasche, Günter Kupetz, zeigte sich auch Jahrzehnte nach seinem großen Wurf überzeugt von der Qualität der Flaschengestaltung. «Ich halte den Entwurf für zeitlos und würde sagen, das man ihn eigentlich nicht verbessern kann», urteilte er noch 2015 im Gespräch mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Eine Flasche mit Design Award

Tatsächlich erhielt die Flache 1982 den Bundespreis «Gute Form». Und erst im Februar wurde sie in der Kategorie Classics mit dem German Design Award in Gold ausgezeichnet. Die Perlenflasche gehöre zu den «weltweit erfolgreichsten Glasverpackungen» und stehe «seit 50 Jahren synonym für Mineralwasser in Deutschland», hieß es in der Laudatio. Sie sei den Bundesbürgern vertraut, wie kaum ein anderes Designobjekt: «ein absoluter Klassiker von zeitloser Eleganz».

Doch ganz spurlos ist die Zeit auch an der Perlenflasche nicht vorbeigegangen. Inzwischen ist in der Branche hier und da der Ruf nach einer moderneren und vielleicht auch wertiger anmutenden Flasche laut geworden. Für Perlenflaschen-Müde brachte die Genossenschaft Deutscher Brunnen 2017 eine neue, zusätzliche Flaschenfamilie auf den Markt, die mit ihrer klaren Form eher dem Zeitgeist entspricht - mit den prosaischen Namen N1, N2 und N3. Die neuen Pool-Flaschen werden bereits von 14 Marken genutzt und mehr wollen folgen. Doch auch die neuen Flaschen verbeugen sich vor dem Design-Klassiker aus den 60er-Jahren. Am unteren Rand ziert auch sie ein Perlendesign.

Andere Mineralbrunnen wie Gerolsteiner und Adelholzener setzen lieber auf individuelle Flaschenformen als auf die Poolflaschen des GDB - wohl auch aus Marketinggründen. Aldelholzener etwa hat 2018 aufgehört die Perlenflaschen zu verwenden. Gerolsteiner ist gerade dabei, sein Angebot Schritt für Schritt auf individuelle Flaschen umzustellen. Auch bei Mineralwasser sei die Präsentation in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden, berichten Branchenkenner.

Für einen Abgesang auf die Perlenflasche wäre es aber wohl doch zu früh. Wegen ihrer Wirtschaftlichkeit, aber auch wegen ihres Bekanntheitsgrades. Schließlich ergab eine repräsentative Umfrage von TNS Emnid, dass 97 Prozent der Verbraucher in Deutschland die Perlenflasche mit Mineralwasser verbinden. Und das gilt nicht nur für die Senioren, sondern genauso für jüngere Verbraucher im Alter zwischen 16 und 30 Jahren. Von Erich Reimann, dpa


 

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