Deutsche trinken 508,2 Millionen Liter Bier weniger - Kleine Brauer schlagen Alarm

| Industrie Industrie

Die Corona-Krise setzt den Brauereien in Deutschland heftig zu. Im vergangenen Jahr sank ihr Bier-Absatz wegen der Feierverbote und der monatelang geschlossenen Gastronomie auf den historisch niedrigen Wert von 8,7 Milliarden Liter, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden berichtete. Doch der mengenmäßige Rückgang um 5,5 Prozent zum Vorjahr zeige die dramatische Lage nur sehr unzureichend, so der Brauerbund. Vor allem kleinere Betriebe müssen längst ums Überleben kämpfen, während wenige große Brauereien von dem gestiegenen Flaschenbierverkauf im Einzelhandel profitierten.

Die große Pleitewelle sei noch ausgeblieben, sagte Holger Eichele, Präsident des Deutschen Brauerbundes. Er ist normalerweise stolz auf die vielfältige Brautradition im Land. Mehr als 1400 Unternehmen hat der Verband bundesweit gelistet, die meisten verkaufen ihr Bier ausschließlich im engen Umkreis um ihre Braustätte. «Die merken jedes ausgefallene Volksfest.» Das Problem verschärft sich mit der weiterhin andauernden Corona-Sperre für Kneipen und Restaurants, denn sie nehmen kein Fassbier mehr ab. Das aber ist für die Brauereien das besonders lukrative Geschäft mit einer hohen Wertschöpfung.

 

Die nach eigener Einordnung «sehr gastro-lastige» Berliner Brauerei Lemke sucht neue Absatzkanäle über das Internet, will vom coolen Image der Hauptstadt im Export profitieren. «Einen Umsatzrückgang von mehr als der Hälfte kann auf Dauer kein Unternehmen verkraften», sagte Gründer Oli Lemke, der im laufenden Jahr Entlassungen nicht mehr ausschließen will. Immerhin gebe es inzwischen Aussicht auf staatliche Hilfen: «Nach den jüngsten Änderungen können wir nun wohl doch die November/Dezember-Hilfen für die Gastronomie bekommen. Unsere Steuerberater arbeiten am Limit, weil das alles extrem verschachtelt ist.»

Die Branchengrößen konnten ihre Gastroverluste besser mit einem gesteigerten Flaschenbierabsatz über den Lebensmitteleinzelhandel ausgleichen. Das Fachportal «Inside» sieht bei bekannten nationalen Marken wie Krombacher (-4,8 Prozent), Oettinger (-1,5 Prozent) oder Veltins (-3,5 Prozent) vergleichsweise kleine Mengenverluste. Schon härter hat es Bitburger (-8,0 Prozent) und Warsteiner (-16,2 Prozent) mit ihren höheren Gastro-Anteilen getroffen.

«Davon können wir nur träumen», sagte Christian Kerner vom Kölner Brauereiverband. In der Domstadt verkaufen die Brauhäuser traditionell einen sehr hohen Anteil ihres Kölsch direkt über die Tresen der Gaststätten, sind vom abermaligen Lockdown also besonders hart getroffen. Und weil in diesem Jahr auch noch die Karnevals-Saison ausfällt, könnte 2021 alles noch schlimmer werden.

Der Brauerbund verlangt weitere Hilfen: «Für die Gastronomie wurden weitreichende Hilfsmaßnahmen entwickelt – die 1500 überwiegend handwerklichen und mittelständischen Brauereien als indirekt Betroffene gehen jedoch bis auf wenige Ausnahmen leer aus», sagte Eichele. «Von Woche zu Woche geraten mehr Brauereien unverschuldet in existenzielle Not. Wenn Bund und Länder hier nicht gezielt und entschieden gegensteuern, droht vielen Brauereien die Insolvenz.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Pressemitteilung

Im neuen „IHA Hotelmarkt Deutschland 2024“ werden Beispiele aus der Praxis aufgezeigt, wie die Branche mit leicht umsetzbaren Massnahmen deutlich nachhaltiger zu gestalten ist. Die Hotellerie kann jährlich Millionen Tonnen CO2 vermeiden und gleichzeitig Kosten senken.

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf den Weltmärkten und gestörter Lieferketten hat die Oetker-Gruppe ihren Umsatz im vergangenen Jahr gesteigert. Kostentreiber waren erneut höhere Preise beim Einkauf.

In Amerika wird sehr viel weniger Hopfen gepflanzt, das ermöglicht Deutschland die Rückkehr auf den ersten Platz der Anbauer. Der Hintergrund ist für die Hopfenpflanzer eigentlich schlecht.

Pressemitteilung

Zum vierten Mal prämierten der Nachrichtensender ntv, DUP UNTERNEHMER und das Deutsche Institut für Service-Qualität Projekte aus allen Wirtschaftsbereichen, die Nachhaltigkeit vorbildhaft umsetzen. Zu den diesjährigen Preisträgern zählt der Spültechnikhersteller Winterhalter Gastronom GmbH. Ausgezeichnet wurde das Unternehmen in der Kategorie „Projekt – Energie“ für die Überdachung eines Firmenparkplatzes mit einer Photovoltaik-Anlage.

Die Spargelsaison ist auf der Zielgeraden, offizielles Ende ist der 24. Juni. Vor allem Frost und Regen haben die Ernte geprägt. Das hat auch Einfluss auf die Preise.

Fußball schauen und Bier trinken gehört für viele Fans zusammen. Entsprechend versprechen sich Brauereien mehr Absatz durch die EM. Doch es spielen auch unwägbare Faktoren mit hinein.

 

Pressemitteilung

Das Hotel in Baden-Württemberg setzt auf nachhaltige Produkte „Made in Switzerland“. Pünktlich zur Fussball-Europameisterschaft stattet das mehrfach ausgezeichnete Luxushotel seine Betten neu aus.

Frankreichs Hersteller von Cognac, Likören und anderen Spirituosen sind in Sorge, denn der Absatz sinkt. Schuld ist nicht bloß die Inflation, sondern auch ein anderer Trend. Auch in der Gastronomie ging der Konsum von Spirituosen zurück.

Der Konsum ist im vergangenen Jahr pro Kopf um zwei Liter zurückgegangen. Das hat mehrere Gründe. Bei der beliebtesten Saftsorte in Deutschland ist die Nachfrage deutlich rückläufig.

In den ersten drei Monaten des Jahres sind der Wert und die Menge der ausgeführten deutschen Weine gestiegen. Stark gewachsen sind unter anderem die Exporte nach China. Doch auch die Niederlande, Polen, Japan und Dänemark legten zu.