Frankfurter Brauerei darf Colonia-Bier nicht in NRW verkaufen

| Industrie Industrie

Köln rühmt sich gerne für seine Toleranz, auch in Geschmacksfragen. Das wird sogar im hymnischen Schunkler «Viva Colonia» der Karnevalsband Höhner besungen. In ihm heißt es, ins Hochdeutsche übersetzt: «Wir sind multikulinarisch, wir sind multikulturell.» Beim Bier hört der Spaß aber mitunter auf. Das lässt sich an dem Bannstrahl erkennen, der nun ein Stöffchen trifft, das ausgerechnet auch noch so heißt wie das Lied der Höhner: «Colonia».

Der Fall: Das «Colonia» stammt von einer Brauerei aus Frankfurt am Main. Als echtes Kölsch darf aber nur Bier vermarktet werden, das in Köln und Umgebung gebraut wurde. Und die Kontrolleure des NRW-Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) sahen beim Trank vom Main hochgradige Verwechslungsgefahr. Daher reagierten sie rigoros: Eine Allgemeinverfügung untersagt neuerdings Unternehmen, das «Colonia» in NRW «zum Verkauf vorrätig zu halten, anzubieten, feilzuhalten, zu liefern, zu verkaufen oder sonst in den Verkehr zu bringen».

Der Hersteller selbst beschreibt das «Colonia» zwar als «obergäriges Bier, das auf das britische "Golden Ale" zurückgeht», spielt aber durchaus mit Kölner Lokalkolorit. Auf dem Etikett ist die Kontur des Kölner Doms zu sehen, ebenso der Kölner Hohenzollernbrücke. Zudem wird das Bier dem geneigten Connaisseur mit einem Charakter schmackhaft gemacht, der «an ein Kölsch in seiner ursprünglichen klassischen Form» erinnere.

Für NRW, das nach Angaben des Landesamtes bei Routinekontrollen «im Internet» auf das «Colonia» stieß, ist das ein Unding. «Nach unserer Ansicht verstößt die gesamte Aufmachung des Bieres vom Etikett bis zum Namen gegen die geschützte EU-Angabe geografischer Spezialitäten», erklärt es der Deutschen Presse-Agentur. Verbraucher könnten es für ein echtes Kölsch halten. Dieses dürfe aber nur in Köln und Umgebung gebraut werden. «Ähnlich wie beim Parma-Schinken, dieser darf auch nur so benannt und vermarktet werden, wenn dieser in der italienischen Region Parma hergestellt wird.»

In der Allgemeinverfügung werden zu Herleitung der Entscheidung zuerst die alten Römer, dann die Höhner herangezogen. «Der Name "Colonia" spielt mit dem geschützten Begriff "Kölsch" und lässt sich auf die lateinische Bezeichnung "Colonia Claudia Ara Agrippinensium", aus der sich die heutige Stadt "Köln" respektive deren Bezeichnung entwickelt hat, zurückführen», heißt es in dem recht nüchternen Text. Und danach: «Die Bezeichnung "Colonia" wird zudem in einem in kölnischer Mundart vorgetragenen Karnevalsschlager ("Viva Colonia") verwendet, der ebenfalls offenkundig und uneingeschränkt mit der Stadt Köln verbunden ist.» Damit wäre auch das geklärt.

Bei der Braufactum-Brauerei aus Frankfurt ist man etwas überrascht über den Schlag gegen das «Colonia». «Wir sind erstaunt über diese nun getroffene Entscheidung, schließlich vertreiben wir Colonia bereits seit 2009 - und haben zahlreiche Preise mit diesem Bier, welches wir ja als Summer Ale deklarieren, gewonnen», erklärt Geschäftsführer Marc Rauschmann. Dagegen vorgehen werde man allerdings nicht, da man sich ab Januar auf andere Sorten im Handel fokussiere - «auch, wenn das bedeutet, dass nun wegen einer wenig nachvollziehbaren Anordnung Ware eines völlig perfekten und übrigens auch sehr köstlichen Produktes vernichtet werden muss». (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Metro AG verschlankt ihren Vorstand. Gleichzeitig ziehen zwei neue Mitglieder in das Führungsgremium ein. Der Schritt soll den Fokus weiter auf die Stärkung des operativen Großhandels richten und kann als Bestätigung der Strategie von CEO Greubel interpretiert werden, die auch die konsequente Ausrichtung der Metro auf die Gastronomie vorsieht.

Der Großhändler Metro verfolgt einen ambitionierten Wachstumsplan. Dabei steht vor allem der Ausbau des Belieferungsgeschäftes und die Digitalisierung im Mittelpunkt. Letztgenannte soll sowohl für das Unternehmen als auch für die Kunden aus der Gastronomie gelten, die mit einem stark wachsenden Netz von Kundeberatern rechnen können.

Die Baumkuchenproduktion hat in Salzwedel eine lange Tradition. Nun scheint es bei einem der Unternehmen nach einer zähen Nachfolgesuche wieder aufwärtszugehen.

Die Menge im Handel ist noch klein, der Wettbewerb zu alkoholfreien Bieren sowie Bier-Mixgetränken groß. Die Branche setzt aber große Hoffnungen auf eine Ausweitung der Marktanteile.

In Katalonien verdorren Weinreben - es ist zu trocken. Freixenet, liiert mit der Wiesbadener Traditionskellerei Henkell, verliert die Grundlage für Schaumwein. Nun gibt es Konsequenzen.

Ob Veggie-Burger, Tofuwurst oder Seitanmortadella – die Nachfrage nach vegetarischen oder veganen Fleischersatzprodukten nimmt weiter zu. Mit der steigenden Nachfrage nach Fleischersatz geht ein Rückgang beim Fleischkonsum einher.

Der Winzerberuf zieht in Deutschland immer mehr Frauen an. Und es gibt mehr Wein-Hersteller, die nicht aus einem Familienbetrieb kommen und das Handwerk ganz neu lernen.

Die Winzer in Franken und im Anbaugebiet Saale-Unstrut sind im April von frostigen Nächten heimgesucht worden. Der fränkische Weinbauverband geht davon aus, dass 50 Prozent der Flächen geschädigt sind. Anderswo ist bereits die Rede von einem «Totalausfall».

Deutschlands letzter Warenhauskonzern macht erneut zahlreiche Filialen und seine Zentrale dicht. Viele Stellen werden gestrichen. Handelsexperten und die Gewerkschaft vermissen ein Zukunftskonzept.

Die deutschen Spitzenweingüter müssen mit den Folgen des Klimawandels und einem veränderten Konsumverhalten umgehen. Verbandspräsident Christmann sieht die Prädikatsweinbetriebe aber gut aufgestellt. Die Produzenten deutscher Spitzenweine spüren den Absatzrückgang beim Wein kaum.