Isolation statt Feiern - Wie wirkt sich Corona auf die Sektlaune aus?

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Rotkäppchen-Chef Christof Queisser schwankt am Dienstag zwischen Zufriedenheit und Sorge. Für 2019 hat der deutsche Sektmarktführer aus Freyburg in Sachsen-Anhalt einen Rekordumsatz und einen deutlich gestiegenen Absatz vermeldet. Aber jetzt ist Corona-Krise - und wie die sich auf die Sektlaune im Land auswirken wird, dazu wagt Queisser noch keine Prognose. «Das ist eine absolute Ausnahmesituation für uns alle», sagt der Geschäftsführer der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH.

Im Lebensmitteleinzelhandel habe sich in den vergangenen Wochen eine erhöhte Nachfrage angedeutet, berichtet Queisser. Die Hamsterkäufer haben sich zu Nudeln und Klopapier also auch die ein andere Flasche Wein, Sekt oder Spirituosen in den Korb gepackt. Aber die fehlende Geselligkeit in Zeiten des Kontaktverbots werde den Konsum wohl nicht positiv beeinflussen. «Ostern, die ganzen Familienfeiern - das fällt weg», sagt Queisser. Dazu komme, dass die Nachfrage der Gastronomie «faktisch auf Null» sei. Noch sei es aber zu früh, eine Schätzung für das Gesamtjahr abzugeben.

2019 hat Rotkäppchen-Mumm nach eigenen Angaben von einem guten Marktumfeld profitiert. Das Traditionsunternehmen verkaufte 310,4 Millionen Flaschen Sekt, Wein und Spirituosen - ein Plus von 11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem der klassische Rotkäppchen-Sekt habe einen Großteil des Wachstums beigesteuert. Der Umsatz stieg um 2,7 Prozent auf den Rekordwert von 1,114 Milliarden Euro. Angaben zum Gewinn macht die Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH traditionell nicht.

Der deutsche Sektmarkt wuchs 2019 laut Queisser um etwa ein halbes Prozent. Rotkäppchen-Mumm habe seine dominante Position behaupten können - allerdings bei einem schrumpfenden Anteil. Die Freyburger bezifferten ihren Marktanteil 2019 auf 51,6 Prozent. 2018 waren es noch 53,9 Prozent und im Jahr davor 55,2 Prozent. Das Unternehmen beruft sich dabei auf Zahlen des Marktforschungsinstituts IRI für den Lebensmitteleinzelhandel.

Gut die Hälfte aller in Deutschland geköpften Sektflaschen komme aus dem Hause Rotkäppchen-Mumm, bestätigt Ernst Büscher, Sprecher des Deutschen Weininstituts. Auf dem Sektmarkt gebe es eine sehr starke Konzentration. Drei Firmen - Rotkäppchen-Mumm, Henkell Freixenet und Schloss Wachenheim - gäben den Ton an. Anderen Anbietern - etwa Winzern, die auch Sekt herstellen - bleibe ein Platz in der Nische.

2019 sei für die Wein- und Sektproduzenten ein gutes Jahr gewesen - mit einem starken Außer-Haus-Konsum, sagt Büscher. «Wir gehen schon davon aus, dass sich das jetzt mehr nach Hause verlagert.» Zumindest beim Wein deute sich das an. Sekt sei eher ein Getränk für Feiern. Inwieweit die Leute derzeit noch in Feierlaune seien, lasse sich nicht abschätzen, sagt Büscher.

Für Rotkäppchen-Mumm-Chef Queisser hat jetzt erstmal der Erhalt der Arbeitsplätze oberste Priorität, wie er sagt. 952 Mitarbeiter beschäftigte das Unternehmen Ende vorigen Jahres an seinen sieben Standorten. «Wir versuchen, Kurzarbeit so lange wie möglich zu vermeiden», sagt der Geschäftsführer. Die Spirituosen-Tochter Nordbrand in Nordhausen ist in Corona-Zeiten zudem besonders gefordert. 100 000 Liter Alkohol habe Nordbrand in den vergangenen vier Wochen Kliniken und Apotheken zur Verfügung gestellt, damit diese Desinfektionsmittel herstellen können. Diese Lieferungen sollen laut Queisser vorerst weitergehen.


 

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