Metro-Übernahmepläne «höchstwahrscheinlich» gescheitert

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Von Erich Reimann, dpa

Aufatmen bei der Metro: Der Versuch des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky, den Düsseldorfer Handelskonzern zu übernehmen, ist wohl gescheitert. Kretinskys Investmentfirma EPGC teilte am Donnerstag auf ihrer Internetseite mit, sie gehe nach den jüngsten Informationen über die Anzahl der eingereichten Aktien davon aus, «dass das freiwillige öffentliche Übernahmeangebot für die Metro AG höchstwahrscheinlich nicht erfolgreich sein wird». Die Mindestannahmeschwelle von 67,5 Prozent sei wohl nicht erreicht worden.

Der Milliardär, zu dessen Wirtschaftsimperium der tschechische Energie- und Industriekonzern EPH und damit auch der deutsche Braunkohleförderer Mibrag gehören, hatte den Metro-Aktionären im Juli einen Preis von 16 Euro je Stammaktie und 13,80 Euro je Vorzugsaktie geboten. Er bewertete den Handelskonzern mit seinen über rund 770 Großmärkten demnach mit rund 5,8 Milliarden Euro.

Bereits in den vergangenen Tagen hatten sich die Signale gehäuft, dass Kretinsky mit seinem Angebot scheitern könnte. Sowohl die Metro-Konzernspitze als auch die Metro-Großaktionäre, die Meridian-Stiftung der Duisburger Händlerfamilie Schmidt-Ruthenbeck und die Beisheim-Gruppe, wiesen seine Offerte als zu niedrig zurück.

Kretinsky betonte, angesichts dieser Bewertung seines Angebots müsse das Metro-Management sich nun selbst übertreffen und zeigen, dass es tatsächlich einen deutlich höheren Aktienkurs erreichen könne. «Wir haben einen klaren Maßstab gesetzt für das Metro-Management.» Gleichzeitig verteidigte er seine Offerte.

Seine Zukunftspläne bezüglich des Handelsriesen ließ der Manager offen. «Wir stehen jetzt am Nullpunkt», sagte Kretinsky. Die Metro sei ein großartiges Unternehmen. «Aber es muss viel getan werden, um die Leistungsfähigkeit zu verbessern.» Er plane gegenwärtig nicht, weitere Metro-Aktien zu kaufen, sondern werde erst einmal das bisherige 17,5-prozentige Aktienpaket behalten und abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Wichtig sei hier vor allem, welcher Preis beim geplanten Verkauf des China-Geschäfts erzielt werden könne.

In der Metro-Führung dürfte deshalb die Erleichterung über das Scheitern des Übernahmeversuchs nur von kurzer Dauer sein. Die Metro-Spitze muss nun beweisen, dass die eigenen Zukunftspläne funktionieren und dass die Metro tatsächlich mehr wert ist, als Kretinsky geboten hat. Angesichts der durchwachsenen Entwicklung bei dem Handelskonzern in den vergangenen Jahren ist das durchaus nicht selbstverständlich.

Doch könnte der bereits in die Wege geleitete Verkauf der seit langem schwächelnden Supermarktkette Real und des China-Geschäfts Metro-Chef Olaf Koch Rückenwind geben. Denn dadurch bekommt Metro nicht nur etwas mehr finanziellen Spielraum. Der Konzern wird auch wieder zu einem reinen Großhändler, der sich voll auf das Geschäft mit Gastronomiebetreibern und kleinen Händlern konzentrieren kann.

Hoffnungen setzt Metro aktuell vor allem auf das schnell wachsende Belieferungsgeschäft, das den Kunden den Weg in die Großmärkte erspart - und auf die Digitalisierung. Hier will sich Metro für Gastronomiebetreiber und kleine Händler unentbehrlich machen - nicht zuletzt mit Software, die Kunden das Leben erleichtert.

So hilft der Handelsriese inzwischen Restaurant- und Gaststättenbetreibern dabei, Online-Tischreservierungen anzubieten. Außerdem stellt er Gastronomen Software zur Verfügung, die hilft, die Preise der angebotenen Gerichte und Drinks profitabel zu kalkulieren und die Leistungen der Kellner zu kontrollieren. All das soll die Kunden enger an Metro binden - so die Hoffnung.

Sollte der Versuch, Metro wieder nachhaltig in die Erfolgsspur zu bringen, allerdings scheitern, könnte Kretinsky irgendwann einen zweiten Versuch zur Übernahme der Macht starten. Und dann mit seinem Angebot vielleicht auf mehr Gegenliebe bei anderen Aktionären stoßen.


 

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