«Alkohol ist Gift für die Stimme», sagt Nora von Billerbeck. Wenn schon, dann greife der Sänger am Feierabend auf Tourneen am ehesten mal zum Bier. So erklärt die Sopranistin, wie sie und ihr Mann, Bariton Sören von Billerbeck, zum Bierbrauen kamen. Beide gehören dem Rundfunkchor Berlin an, der mit namhaften Orchestern weltweit unterwegs ist. «Dabei haben wir die unterschiedlichsten Bierstile kennengelernt und sind auf den Geschmack gekommen», erzählt die Sängerin. 2017 machten beide aus einem Nebengebäude auf ihrem Gehöft in Hohenfinow (Kreis Barnim) ihre eigene Brauerei mit Sudhaus, Gär- und Lagertanks, Abfüllung und Etikettier-Maschine.
Nach Angaben des Verbands Deutscher Kreativbrauer entstehen derzeit viele kleine regionale Brauereien. Die Interessengemeinschaft vertritt bundesweit 50 Mitglieder. Dabei kämpfen Brauer insgesamt gegen einen Trend: Bundesweit ist der Bierabsatz gesunken, berichtet Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. 1980 wurde ein Pro-Kopf-Verbrauch von 146 Liter pro Jahr registriert, 2020 waren es 87 Liter. Hierzulande gebe es insgesamt etwa 6500 Biermarken. Der Markt mit Craft-Bieren ist nach seinen Angaben noch eine Nische und nimmt etwa ein Prozent ein.
Die Braumanufaktur Potsdam setzt auf Flaschenabfüllung in Corona-Zeiten. «Der Bierabsatz läuft dadurch bei uns», sagt Geschäftsführer Thomas Köhler. «Andere Gasthausbrauereien haben diese Möglichkeit nicht und dadurch jetzt Riesenprobleme.» Für den Verkauf von Flaschenbier seien eine Abfüllanlage und Platz nötig, den die meisten der etwa zwei Dutzend kleinen Gasthausbrauereien in der Mark - zusammengeschlossen im Verein der Brandenburger Kleinbrauereien - nicht hätten.I