Weg von der Rotwein-Plörre: Winzer wollen Glühwein neues Image verpassen

| Industrie Industrie

Im Saisongeschäft mit Glühwein wollen Winzer von einem zunehmenden Qualitätsbewusstsein der Verbraucher profitieren. Dem heißen, mit Gewürzen aromatisierten Wein, soll ein neues Image verpasst werden.

«Wir haben einen Trend hin zu höherwertigen Glühweinen», sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Bodenheim bei Mainz. Immer mehr deutsche Erzeuger spezialisierten sich darauf, Glühwein herzustellen und in 30- oder 50-Liter-Behältnissen die Betreiber von Ständen auf Weihnachtsmärkten zu beliefern. Selbst Discounter hätten inzwischen Winzer-Glühwein im Angebot.

Nach einer Branchenschätzung werden in Deutschland rund 50 Millionen Liter Glühwein pro Jahr getrunken - pro Kopf der Bevölkerung sei das fast eine Flasche, sagt Büscher. Glühwein wird damit deutlich mehr konsumiert als Federweißer - dieses Saisonweingetränk kommt nur auf einen Absatz von sechs bis sieben Millionen Litern.

Die Saison geht von Ende Oktober bis Weihnachten. In dieser Zeit sind auf Glühwein spezialisierte Winzer wie Meik Dörrschuck aus Rheinhessen ständig auf den Beinen. Am besten sei der Verkauf bei Temperaturen zwischen null und zehn Grad, sagt der Winzer. Schon jetzt nimmt er eine neue Chance für den Glühwein in den Blick: «Wir wissen, dass zur Fußballweltmeisterschaft im November und Dezember 2022 in Katar ein zusätzlicher Bedarf kommen wird.»

eniger süß soll er sein und nach heimischem Wein schmecken - Glühwein auf den Weihnachtsmärkten in Deutschland kommt zunehmend direkt vom Winzer. Auch wird in der Branche eine verstärkte Nachfrage nach weißem Glühwein beobachtet, allerdings regional durchaus unterschiedlich. «Wir haben einen Trend hin zu höherwertigen Glühweinen», sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Bodenheim bei Mainz.

In der Vergangenheit bedienten sich nach Branchenangaben viele Standbetreiber auf Weihnachtsmärkten bei fertigen Glühweinen im Handel oder stellten aus einfachen Rotweinen aus Ost- oder Südeuropa eigene Glühweine her. Angaben zur Herkunft der Weine sind nicht erforderlich. Verboten sind Angaben zum Anbaugebiet oder einer bestimmten Lage. Zulässig sind aber geschützte Bezeichnungen wie «Nürnberger Glühwein» - zu den führenden Marktteilnehmern gehört die Gerstacker-Gruppe in der fränkischen Stadt. Das eigene Produkt entstehe «nach geheimer, alt-überlieferter Familienrezeptur», die auf Basis der Nürnberger Lebkuchen entwickelt worden sei.

Neben solchen großen Herstellern haben aber auch immer mehr Weinbaubetriebe damit begonnen, Glühwein herzustellen und in 30- oder 50-Liter-Behältnissen die Standbetreiber zu beliefern, wie Büscher beobachtet. Selbst Discounter hätten inzwischen Winzer-Glühwein im Angebot.

Während einige Stände sich mit Frucht- oder Spirituosenzusätzen von der Konkurrenz abzuheben versuchen, setzen andere auf die geschmacklichen Unterschiede der Rebsorten. Rote Glühweine aus Portugieser- oder Spätburgundertrauben seien eher gerbstoffarm, erklärt Büscher. «Wer es samtiger mag, nimmt Dornfelder oder Regent.» Stark im Kommen seien weiße Glühweine. Ohnehin schon besonders aromatische Sorten wie Gewürztraminer, Muskateller oder Morio-Muskat bringen bereits eine eigene, zum Glühwein passende Würze mit.

Der rheinhessische Winzer Meik Dörrschuck, der gut ein Viertel seiner Ernte für Glühwein verwendet und bundesweit sowie in Nachbarländer vertreibt, bevorzugt beim Roten die Rebsorte Regent. Wenn die Menge nicht ausreicht, kommt noch etwas Dornfelder dazu. Er verwendet höchstens 65 Gramm Rübenzucker je Liter Wein. Welche Gewürze sonst noch zu «Oma Trudes Hausrezept» - benannt nach seiner Mutter - gehören, verrät Dörrschuk nicht: «Das bleibt geheim.»

Weil das Weingesetz nur roten und weißen Glühwein kennt, darf ein heißer Rosé nicht so heißen, sondern muss sich mit dem sperrigen Begriff eines «aromatisierten weinhaltigen Getränks» begnügen. Winzer Dörrschuck vom Schlossgartenhof in Saulheim (Kreis Alzey-Worms) vermarktet diesen als «Heißherbst».

Nach einer Branchenschätzung werden in Deutschland rund 50 Millionen Liter Glühwein pro Jahr getrunken - pro Kopf der Bevölkerung sei das fast eine Flasche, sagt Büscher. Glühwein wird damit deutlich mehr konsumiert als Federweißer - dieses Saisonweingetränk kommt nur auf einen Absatz von sechs bis sieben Millionen Litern.

Die Saison geht von Ende Oktober bis Weihnachten. In dieser Zeit ist Dörrschuck ständig auf den Beinen. Am besten sei der Verkauf bei Temperaturen zwischen null und zehn Grad, sagt der Winzer. Schon jetzt nimmt er eine neue Chance für den Glühwein in den Blick: «Wir wissen, dass zur Fußballweltmeisterschaft im November und Dezember 2022 in Katar ein zusätzlicher Bedarf kommen wird.»

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Bierdurst in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2024 weiter zurückgegangen. Selbst die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land konnte daran wenig ändern. Der Deutsche Brauer-Bund nennt das wechselhafte Wetter als entscheidenden Faktor.

Der Lufthansa-Konzern ist im zweiten Quartal vom Gewinnkurs abgekommen. Das Unternehmen sieht sich belastet durch Streiks und kann wegen wachsender Konkurrenz höhere Ticketpreise nicht durchsetzen.

Biergenuss ganz ohne Alkohol – das wird in Deutschland zunehmend beliebter. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, hat sich die zum Absatz bestimmte Produktionsmenge von alkoholfreiem Bier in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt.

Er ist keine offizielle Weinkategorie und steht auf keinem Etikett. Und doch kennt ihn die Weinbranche - den Frühstückswein. Eine kleine Umfrage, welcher Tropfen zu Lachs, Eggs Benedict und Co. passt.

Pressemitteilung

​​​​​​​Mit EasyAccess von Winterhalter wird die Verwaltung und Wartung der Spülmaschine noch einfacher. Durch einfaches Scannen des QR-Codes auf der Maschine erhalten Kunden sofortigen Zugang zum digitalen Servicebereich. Kostenlos, rund um die Uhr und in der Landessprache.

Die weltweite Bierproduktion ist gefallen. Insgesamt wurden vergangenes Jahr 188 Milliarden Liter Bier hergestellt. Das waren 0,9 Prozent - oder 1,7 Milliarden Maß Bier weniger als vor einem Jahr. Der Rückgang kam überraschend.

Die tschechische Staatsbrauerei Budweiser Budvar hat im vorigen Jahr mehr als 1,8 Millionen Hektoliter Bier gebraut - so viel wie noch nie zuvor in einem Jahr seit der Gründung 1895. Davon gingen mehr als 70 Prozent in den Export.

Feiernde Fußballfans sind für Brauereien ja eigentlich gern gesehene Kunden, entsprechend hoch waren die Erwartungen an die aktuelle Fußball-Europameisterschaft. Doch nun gibt es lange Gesichter.

Als Durstlöscher gerade an heißen Tagen sind hierzulande auch zuckerhaltige Erfrischungsgetränke beliebt. 7,76 Milliarden Liter wurden davon im Jahr 2023 in Deutschland produziert. Das waren rund 93 Liter pro Kopf.

Trotz höherer Preise hat der Kräuterschnaps-Hersteller Underberg weniger Geld in die Kasse bekommen. In dem Ende März ausgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 habe der Umsatz 142 Millionen Euro betragen und damit 3 Millionen weniger als im Jahr zuvor.