Wein statt Schwein in Niedersachsen - Bad Iburger Neuwinzer erntet erste Trauben

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Es ist eine Premiere: Zum ersten Mal erntet Neuwinzer Jan Brinkmann zusammen mit seiner Familie in diesem Jahr Wein von seinem Weinberg. Eine Alternative zur Schweinehaltung?

«2018 im Mai haben wir gepflanzt und jetzt haben wir die erste Lese», sagt der 23 Jahre alte Jungbauer aus dem Kreis Osnabrück. Auf insgesamt 1,5 Hektar Fläche wachsen die gut 5000 Reben in Bad Iburg auf dem «Teutoburger Südhang». Ein Teil wurde bereits Ende August gelesen, nun folgt an diesem Samstag der Rest. Er rechne insgesamt mit bis zu 800 oder sogar 900 Kilogramm Weintrauben, die am Ende für ungefähr 600 Flaschen Wein gut sein sollen.

Niedersachsen ist erst seit 2016 Weinanbauland. Damals bekam das Land nach einer weinrechtlichen Änderung vom Bund die Anbaurechte. Derzeit wird laut Landvolk auf mehr als 17 Hektar in Niedersachsen Wein angebaut. Drei Jahre zuvor waren es demnach gerade mal 7,5 Hektar.

Die Brinkmanns bauen die Weißweinsorten «Helios» und «Solaris» sowie die Rotweintraube «Regent» an. Bei der Auswahl sei auf pilzresistente Sorten geachtet worden, sagt Brinkmann. Wegen des Klimawandels sei es inzwischen warm genug für den Weinanbau in der Region. Allerdings habe sich die Trockenheit bei den jungen Rebstöcken in diesem Sommer doch gezeigt: «Wir haben viel weggeschnitten.» Es sei den Trauben anzusehen, dass die Pflanzen Stress hatten. Allerdings gehe in diesem Jahr noch nicht um den Ertrag, sondern um die Pflanzenentwicklung der noch jungen Reben.

Nach der Lese muss Brinkmann die Trauben sofort nach Rheinhessen bringen. Dort, in Pfaffen-Schwabenheim bei Winzer Jakob Demmer, wird aus den Trauben der Wein hergestellt. «Den ganzen Ausbau mache ich da unten», sagt Brinkmann. Er helfe auf dem rheinhessischen Weingut bei der Ernte mit und könne Erfahrungen sammeln. In erster Linie komme der Geschmack des Weines aus dem Weinberg: «Ob es ein guter Wein wird oder ich ihn verhaue, entscheidet sich dann beim Ausbau im Weinkeller.» Das Handwerk des Winzers müsse er zwar erst noch lernen, aber er sehe sich als Landwirt gut gerüstet.

In ein paar Jahren will Brinkmann 10 000 Tonnen Weintrauben ernten, und der Wein solle auch zum Einkommen des Hofes beitragen. Bislang betreiben die Brinkmanns Schweinehaltung: Sie halten 250 Muttersauen und verkaufen die Ferkel an Mäster. Ein bisschen Ackerbau kommt hinzu, in der Vergangenheit vor allem zur Futtergewinnung für die Tiere.

Aber auch hier experimentiere der Betrieb: «Wir bauen auch Nutzhanf an. Der ist nicht zum Rauchen, sondern geht in die Textilindustrie und die Dämmstoffherstellung», erklärt Brinkmann. Mancher aus der Nachbarschaft habe schon gespottet: Jetzt seien die Brinkmanns ganz auf Rauschmittelherstellung umgeschwenkt.

Das Experimentieren mit neuen Erwerbsquellen hat einen ernsten Hintergrund: Für die Schweine- und vor allem die Sauenhaltung sehe er keine wirkliche Zukunft mehr in Deutschland. Daher habe die Familie nach Alternativen gesucht, sagt Brinkmann. Allerdings sind die Investitionen enorm: Weinfachleute sprechen von mindestens 25 000 Euro pro Hektar nur für den Weinberg. Hinzu kommt der hohe Aufwand bei der Lese der Trauben, und wenn irgendwann einmal der Wein im eigenen Betrieb gekeltert werden soll, sind weitere Investitionen in Maschinen und Weinkeller erforderlich.

Die nördlichsten Winzer Deutschlands sind die Weinbauern in Niedersachsen allerdings nicht. Auch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gibt es schon seit einigen Jahren Weinanbau - etwa auf der Nordseeinsel Föhr.

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