Winzer in Sorge - Frostige Nächte schädigen Reben in Rheinland-Pfalz

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Kalte Nächte haben den Obstbäumen und Reben im Land Schäden zugefügt. Durch den Klimawandel könnte das noch öfter passieren. Die Bauern und Winzer kämpfen dagegen an - mit Feuer und Wasser.

Erst hat der Frühling gelockt, doch zuletzt sind die Nächte in Rheinland-Pfalz wieder kälter gewesen. Während wir unsere Heizung aufgedreht und eine dickere Decke geschnappt haben, standen Reben und Bäumen teils ungeschützt im Freien. 

Die rheinland-pfälzischen Landwirte und Winzer befürchten daher durch die vergangenen Frostnächte Schäden und Verluste bei ihrer Ernte. «Wer stark betroffen ist, sind die Winzer», sagte der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Naussau, Marco Weber. «Das kristallisiert sich jetzt immer mehr heraus, dass sowohl an Nahe und Mosel, aber auch an der Ahr unserer Weinanbaugebiete stellenweise zwischen 70 und 80 Prozent betroffen sind von den Spätfrösten.»

Schäden beim Obstbau und an Weinreben

Auch Getreide und Obstbau seien stark von den Frösten betroffen. Bei der Menge und der Qualität werde man da herbe Verluste erleiden, sagte Weber. In welchem Umfang lasse sich aber noch nicht sagen. Ein weiteres Problem: Die Bestäubung leidet bei kaltem Wetter. «Wir haben viele Bienenstöcke von Imkern bei uns an den Rapsfeldern stehen», sagte Weber. Wegen der Kälte seien die Bienen auch verhältnismäßig wenig geflogen.

Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd berichtet ebenfalls von Schäden durch die kalten Nächte. Hauptsächlich seien der Obst- und Weinbau betroffen, sagte Pressesprecher Andreas Köhr. «Es ist nicht das komplette Verbandsgebiet betroffen, sondern eher so die klassischen Frostlagen.» In Senken an Bahndämmen oder an der B9 entlang in Rheinhessen gebe es Berichte von Ausfällen. «Wie groß die Schäden sind, ist zum jetzigen Zeitpunkt einfach schwer zu sagen, aber es ist nicht so, dass wir flächendeckend Totalausfälle zu beklagen hätten», sagte er. 

Folgen des Klimawandels

Zum Problem wurde für viele Landwirte nun die Kombination aus mildem Winter und den jetzigen Frostnächten. «Durch den milden Winter ist die Natur mindestens zwei Wochen voraus», erklärte Weber. 

«Früher gab es auch Fröste um die Jahreszeit, sogar viel strengere Fröste», sagte Köhr. Das sei Ende April oder auch im Mai nicht außergewöhnlich. Damals seien aber die Reben im Weinbau und die Blüte im Obstbau viel später gekommen. Durch den milden Winter und das warme Wetter im Frühjahr seien viele Bäume ins Blühen gekommen. «Dann ist natürlich auch was da, was dem Frost zum Opfer fallen kann», sagte Köhr. Das sei eindeutig eine Folge des Klimawandels. «Und das wird in den letzten Jahren eigentlich eher die Regel, als die Ausnahme.»

Das bestätigt auch Andreas Brömser, Agrarmeteorologe beim Deutschen Wetterdienst. «Im Frühling reagieren die Pflanzen auf die Temperatur», erklärte er. «Je wärmer die Witterung im Frühling ist, desto eher treiben die Pflanzen aus.» Seit 1951 werden demnach Daten dazu gesammelt. «Daraus können wir sehr deutlich sehen, dass sich die Entwicklungsphasen im Frühling und im Sommer nach vorne verschoben haben.» Und weil die Pflanze früher entwickelt sei, komme es öfter zu dem ungünstigen Zusammentreffen mit den Spätfrösten.

Feuer und Regen als Schutz

Doch kampflos haben die Winzerinnen und Winzer sich nicht dem Wetter ergeben. Das Weingut Toni Jost in Bacharach etwa entzündete mehrere große Kerzen, um junge Reben vor der Kälte zu schützen. «Sinn und Zweck ist, dass der Weinberg geheizt wird. Es geht meist nur darum, zwei, drei Grad Celsius zu gewinnen», erklärte eine Sprecherin des Weinguts. Man könne sich die Kerzen vorstellen wie ein überdimensionales Teelicht. 

Alle Reben könne man so natürlich nicht schützen, sagte sie. Aber die Reben des zwei Jahre alten Jungfelds hätten so zumindest überlebt. Laut Weber sind solche Feuer allerdings nur Einzelmaßnahmen. «Das sind einzelne Winzer, die solche Maßnahmen machen, aber großflächig wird das nicht angewendet», sagte er. 

Gute Nachrichten gibt es hingegen für die Frühkartoffeln aus dem Süden des Bundeslandes. Diese seien durch die sogenannte Frostberegnung geschützt worden, sagte Köhr. «Wenn Frost droht, werden die Kartoffeln tatsächlich beregnet, also bewässert, und es bildet sich dann ein Eispanzer. Und unter diesem Eispanzer bleibt die Pflanze aber intakt», erklärte er. Daher gehe man bei Frühkartoffeln von keinen Schäden aus.

Wie geht es weiter?

«Wir gehen davon aus, dass diese Verfrühung der Pflanzenentwicklung noch weiter geht», sagte Brömser. «Und damit wird diese Tendenz wahrscheinlich auch in der Zukunft vorhanden sein.»

Und wie sieht es in den kommenden Tagen und Wochen aus? Die kältesten Nächte seien nun erst mal vorbei, sagte Köhr. «Von daher ist die akute Gefahr für den Moment gebannt. Aber die Eisheiligen kommen ja erst Mitte Mai und bringen oftmals auch noch mal eine kalte Temperatur mit sich.» (dpa)


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