Weinprinzen - Männer in einer Frauendomäne

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Adrett posierend mit einem Glas Wein in der Hand, eine glänzende Krone auf dem Kopf und natürlich weiblich und jung: Das Werbebild der Weinbranche war lange Zeit klar definiert. Obwohl das Winzertum vorrangig männlich ist, sollen Weinprinzessinnen und Weinköniginnen das angebliche Kulturgut Wein auf Festen und bei politischen Treffen repräsentieren und so den Weinabsatz ankurbeln. Das ist auch heute noch größtenteils so. Doch in die große Gruppe der Weinprinzessinnen mischen sich inzwischen ein paar Männer. 

Unter den fast 100 Weinhoheiten in Franken gibt es derzeit drei amtierende Weinprinzen. Einer davon ist Matthäus Flohr aus Sommerhausen bei Würzburg. Der 24-Jährige ist seit gut einem Jahr im Amt. «Ich wurde bisher immer herzlich empfangen», sagt Flohr. Zwar gebe es einzelne Menschen, die meinten, blöde Sprüche machen zu müssen. Aber sie merkten schnell, dass die nicht auf fruchtbaren Boden fielen. Flohr war bisher nicht nur bei Festen in der Region, sondern auch in München und in der Bayerischen Landesvertretung in Berlin.

Die Weinprinzessinnen und Weinprinzen vertreten jeweils ihre örtliche Weinbaugemeinde. Das Reich der Fränkischen Weinkönigin ist dagegen weit größer. Sie wird von der Gebietsweinwerbung Frankenwein-Frankenland gekrönt - aktuell im Amt ist die 66. Fränkische Weinkönigin Lisa Lehritter. 

Amt lange vakant

Vor dem ersten Treffen mit seinen Kolleginnen hatte Weinprinz Flohr etwas Angst, erzählt er. «Alle waren fremd und alle waren Frauen», erinnert er sich. Außerdem sei alles auf Frauen ausgerichtet gewesen, etwa Formulare und Präsentationen bei Schulungen. Inzwischen hätten sich die Strukturen etwas geändert. «Jetzt gibt es auch Präsentationsfolien, wie man sich als männlicher Weinprinz bei einer Veranstaltung gut kleidet und verhält», sagt Flohr.

Wein ist für Flohr nicht nur ein Ehrenamt, sondern auch der Hauptberuf. Er ist Winzer und betreibt zusammen mit seinen Eltern ein Weinbistro. Dass er jetzt Weinprinz geworden ist, liegt nicht daran, dass der Wunsch nach Vielfalt und Geschlechtergerechtigkeit aufgekommen wäre. Sondern daran, dass sich sonst niemand gefunden hat. Das Amt war ein Jahr lang vakant. «Dann habe ich es in die Hand genommen und einfach gefragt, ob ich es machen kann», sagt Flohr. Jeder Weinort brauche schließlich einen Repräsentanten.

Über den Vorstoß musste der örtliche Weinbauverein erst einmal beraten. «Eine Seite meinte, so was hatten wir noch nie und wir müssten der Tradition treu bleiben», erinnert sich Flohr. Die andere Seite sei der Ansicht gewesen, wir lebten im 21. Jahrhundert und man müsse sich entwickeln, sonst tue sich gar nichts mehr. 

Fast jedes Wochenende im Einsatz

Ähnlich sah es in Kleinlangheim im Landkreis Kitzingen aus. Dort amtiert seit Kurzem Weinprinz Leon Gärtner. Auch er ist aufgrund von Nachwuchsmangel zu der Position gekommen. Seine Vorgängerin Julia Kerzner war sechs Jahre lang im Amt - statt der eigentlich vorgesehenen zwei. Irgendwann konnte sie nicht mehr. Denn das Ehrenamt als Weinhoheit ist anstrengend: Fast jedes Wochenende ist man unterwegs. 100 Termine pro Jahr absolvierte Kerzner. «Wir haben lange nach einer Nachfolge gesucht», sagt sie. Über Medien, Social Media, Anzeigen, persönliche Ansprache. Nichts. Dabei hatte Kerzner auch schon Männer angesprochen. Doch es kamen nur Absagen. Erst als klar wurde, dass sie aufhört und es dann keine Weinhoheit mehr geben würde, meldete sich Gärtner.

Enthusiasmus von Anfang an steckt hingegen bei Julius Löther dahinter. Der 19-Jährige ist seit April Weinprinz in Obernbreit (Landkreis Kitzingen). «Mein Vater hatte ein Weingut, das er leider aufgeben musste», erzählt Gärtner. «Ich selbst wollte die Verbindung zum Wein aber erhalten und habe daher gefragt, ob ich das Amt übernehmen könne.» Nachwuchsprobleme gibt es in Obernbreit wohl noch nicht. Das Amt ist noch jung. Löther ist erst der zweite Amtsträger. Jung waren auch die anderen Interessentinnen für die aktuelle Amtszeit. Bei den vielen Reisen und Fahrten ist aber ein eigener Führerschein hilfreich. Daher erhielt Löther die Zusage, wie er berichtet. Als er hörte, dass in Kleinlangheim mit Gärtner auch ein Mann als Weinprinz infrage kommt, ermutigte er ihn dazu, das Amt zu übernehmen.

Die ersten Weinprinzen Frankens sind die drei übrigens nicht. Bereits seit 2014 stelle in Possenheim, einem Stadtteil von Iphofen im Landkreis Kitzingen, die Jugend einen Weinprinzen, berichtet der Fränkische Weinbauverband mit Sitz in Würzburg. Auch in Gaibach, einem Ortsteil von Volkach ebenfalls bei Kitzingen, gab es schon 2020 einen Weinprinzen. Über die Jahre zählt Franken daher zehn Weinprinzen - verglichen mit der Anzahl an Weinprinzessinnen jedoch immer noch ein verschwindend geringer Anteil.

Prinzen ohne Krone

Bundesweit sieht es ähnlich aus: vor allem Frauen mit vereinzelten Männern dazwischen. Die Richtlinien zur Wahl der Deutschen Weinkönigin wurden jedoch im vergangenen Jahr so geändert, dass auch männliche oder diverse Kandidaten zugelassen sind. In Baden wurde 2018 eine Transfrau Weinprinzessin, also eine Frau, der bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeschrieben wurde.

Eine Krone tragen die drei Weinprinzen in Franken übrigens nicht. Matthäus Flohr hat als Insigne stattdessen eine Brosche, die seinen Heimatort, Franken und den Wein symbolisiert. «Die Krone haben wir zwei-, dreimal versucht, aber es sah merkwürdig aus», meint er. 

Einen Fränkischen Weinkönig gab es bislang noch nicht. Das könnte sich aber ändern. «Die Gebietsweinwerbung Frankenwein-Frankenland als Träger der Fränkischen Weinkönigin begrüßt Bewerberinnen und Bewerber jeglichen Geschlechts», teilte der Fränkische Weinbauverband auf Nachfrage mit. Bisher habe es aber nur einmal einen Versuch eines Mannes gegeben, Weinkönigin zu werden: Ein Zeitungsredakteur bewarb sich im Scherz mit Kleid und Perücke verkleidet. (dpa)


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