Airbnb-Vermieter in Berlin: Umsatz verdoppelt, hohe Strafen riskiert

| Politik Politik

Nach wie vor fehlt bei rund 90 Prozent aller Berliner Airbnb-Inserate eine Registriernummer. Das hat eine exklusive Datenanalyse des rbb ergeben. Einem Großteil der Anbieter ohne eine solche Kennzeichnung droht ein Bußgeld von bis zu 500.000 Euro. Denn seit Anfang August müssen die meisten Gastgeber bei Kurzzeitvermietungen eine Registriernummer des jeweiligen Bezirksamtes in ihrem Inserat veröffentlichen.

Von den 13.644 aktiven Berliner Inseraten auf der Buchungsplattform Airbnb hatten Anfang November gerade einmal 1.242 eine solche Registriernummer veröffentlicht. Ausgenommen von dieser Pflicht sind Ferienwohnungen in gewerblichen Objekten wie beispielsweise Hotels, deren Zahl überschaubar ist.

Da Airbnb solche Daten nicht selbst veröffentlicht, hat der rbb das Berliner Angebot mit Hilfe des Datenportals insideairbnb.com sowie der Analysefirma AirDNA untersucht. Airbnb hält die Zahlen auf Anfrage für unzuverlässig, veröffentlicht aber auch keinen eigenen Datensatz.

Umsatz mit Berliner Airbnb-Wohnungen seit 2015 verdoppelt

Laut Analysen der Firma AirDNA haben Berliner Airbnb-Gastgeber im Oktober 2018 rund 16 Millionen Euro Umsatz gemacht. Während der Hochsaison im Juli, August und September 2018 waren es sogar fast 20 Millionen Euro pro Monat. Von 2015 auf 2017 hat sich der berechnete Jahresumsatz mehr als verdoppelt.

Die Verschärfung des Berliner Gesetzes gegen Zweckentfremdung von Wohnungen scheint jedoch nun Wirkung zu zeigen: Seit Juli 2018 ist die Zahl der aktiven Inserate um 18 Prozent gesunken. Beim Umsatz der Berliner Airbnb-Anbieter ist allerdings kein Rückgang zu erkennen.

Sieben Airbnb-Ferienwohnungen in einem Kreuzberger Wohnhaus

Die meisten Ferienunterkünfte gibt es im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg - rund 3.200 aktive Airbnb-Inserate gibt es dort. Laut Wohnungsamt wurden allein in einem Wohnhaus in der Muskauer Straße zeitweise bis zu sieben Wohnungen als Ferienwohnungen vermietet. Die verbliebenen Bewohner litten sehr darunter, klagten über Ruhestörung und Touristen, die ihre Schlüssel in falsche Schlösser steckten.

Ein Bewohner, der anonym bleiben möchte, berichtete dem rbb, dass die Probleme begannen, nachdem eine Immobilien-GmbH das Haus vor rund drei Jahren kaufte. Wohnungen seien zu Ferienwohnungen umfunktioniert, im Flur Mini-Tresore mit Zahlencodes für die Ferienwohnungs-Schlüssel eingebaut worden.

Eigentümer bestreitet Verantwortung für Ferienwohnungsbetrieb

Das Wohnungsamt vermutet, dass die GmbH, der das Haus gehört, hinter dem Ferienwohnungsbetrieb steckt und hat bereits vor knapp zwei Jahren mehrere Verfahren gegen diese eingeleitet. Der Geschäftsführer der GmbH bestreitet den Vorwurf und teilt dem rbb auf Anfrage mit, seine Mieter hätten die Wohnungen unzulässigerweise auf den Markt gebracht. Er habe den Mietern gekündigt und auf Räumung geklagt. Die Wohnungen seien nun teilweise neu vermietet worden.

Das Wohnungsamt hält dem entgegen, dass die Ferienwohnungs-Vermietung seit Beginn der Verfahren noch anderthalb Jahre weitergegangen sein soll. Erst im Sommer 2018 seien die Wohnungen neu vermietet worden. Der Fall wird nun vor Gericht geklärt, weil die Eigentümer-GmbH gegen Maßnahmen des Wohnungsamtes geklagt hatte. Eine Entscheidung wird erst im kommenden Jahr erwartet.

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG haben sich auf einen neuen Entgelttarifvertrag geeinigt. Dem Abschluss waren lange Verhandlungen vorausgegangen. Die Gewerkschaft dachte sogar über Warnstreiks nach und wurde dafür von Dorint-Boss Iserlohe scharf kritisiert.

Der Essenslieferant Delivery Hero mit Hauptsitz in Berlin steht schon länger im Fokus der EU-Wettbewerbshüter. Nun leitet Brüssel den nächsten Schritt ein. Eine Strafe von mehr als 400 Millionen ist möglich.

Der DEHOGA und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten haben sich in der Tarifrunde 2024 auf einen Tarifabschluss für die Beschäftigten in Gastronomie und Hotellerie geeinigt.

Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie gerieten viele Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Der Bund unterstützte sie mit milliardenschweren Hilfspaketen. Viele Rückforderungen landen jetzt vor Gericht. Es geht um Milliarden.

Hotels und Restaurants klagen teilweise über schlechte Umsätze. Jetzt fordert die NGG in Baden-Württemberg 15 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten. Die Arbeitgeber reagieren mit Unverständnis.

Der Landtag beschließt eine Fülle von Verboten beim Konsum von Cannabis im Freistaat. Kritiker sehen in dem neuen Gesetz Hysterie und fordern ein Ende des Kulturkampfs. Die Wiesn-Wirte zeigen sich zufrieden.

Das Bundeskabinett verschärft das Luftsicherheitsgesetz, um radikale Klimaschützer und andere Störer von gefährlichen Aktionen auf Flughäfen abzuhalten. Stimmt der Bundestag zu, sind künftig auch Freiheitsstrafen möglich.

Nach dem Bundestag hat nun auch der Bundesrat dem Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG) zugestimmt. Das Gesetz tritt damit am 1. August in Kraft. Vom DEHOGA kommt Zuspruch aber auch Kritik.

Die Ampel will mit steuerlichen Vorteilen Fachleute nach Deutschland locken. Aus der Opposition kommt scharfe Kritik. Auch die Bevölkerung steht dem Vorhaben mehrheitlich kritisch gegenüber.

Die erste Tarifverhandlung zwischen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und dem Bundesverband der Systemgastronomie ist ohne Ergebnis geendet. Laut Gewerkschaft sei das Angebot jedoch völlig indiskutabel. Die Arbeitgeber sprechen hingegen von einer guten und konstruktiven Atmosphäre.