Arbeitgeber fordern mehr ausländische Fachkräfte

| Politik Politik

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hat Politik und Behörden zu mehr Anstrengungen für den Zuzug ausländischer Fachkräfte nach Deutschland aufgeforderrt. «Das Fachkräftezuwanderungsgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es muss aber noch viel mehr getan werden», sagte Dulger der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Dulger erinnerte an die Barrieren für Fachkräfte aus dem Ausland in Deutschland, etwa bei der Sprache. «Es gibt oft Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche und bei der Kinderbetreuung», sagte er. «In Ländern wie Kanada wird auch eine viel offenere Begrüßungskultur gelebt.» In vielen Ländern könnten ausländische Fachkräfte einen Großteil ihrer Anträge und Dokumente digital noch vor der Einreise einreichen – inklusive schneller Bearbeitung. «Bei uns wird viel geredet und angekündigt – aber kaum etwas umgesetzt.»

Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), sagte, die Erleichterung von Zuwanderung sei richtig. «Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis wir dadurch spürbar qualifizierte Zuwanderung erfahren.»

Das im Juni beschlossene Fachkräftezuwanderungsgesetz sieht unter anderem eine sogenannten Chancenkarte auf Basis eines Punktesystems vor. Zu den Auswahlkriterien gehören Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Alter und Deutschlandbezug. Außerdem sollen vor allem IT-Fachkräfte auch dann kommen dürfen, wenn sie zwar keinen Hochschulabschluss haben, aber bestimmte Qualifikationen.

Fahimi sagte: «Kurzfristig müssen andere Maßnahmen greifen.» So müssten diejenigen, die schon zugewandert seien, besser in den regulären Arbeitsmarkt integriert werden. «Gut und richtig ist es, dass jetzt auch die Möglichkeit des Spurwechsels eingeräumt wurde.» Vorgesehen ist hier, dass Asylbewerber, die vor dem 29. März 2023 eingereist sind und eine Qualifikation sowie ein Jobangebot haben, eine Aufenthaltserlaubnis als Fachkraft beantragen können. Bisher musste man dafür ausreisen und sich vom Ausland aus um ein Arbeitsvisum bemühen. Nun muss nur der Asylantrag zurückgenommen werden. 

Dulger und Fahimi pochten auch auf mehr Anstrengungen zur Ausbildung inländischer Fachkräfte. «Es geht unter anderem darum, Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Das heißt auch bessere Bildung. Jeder Jugendliche, der ohne Abschluss die Schule verlässt, ist einer zu viel», sagte Dulger. Fahimi betonte: «Wir haben inzwischen mehr als 2,6 Millionen junge Erwachsene ohne Berufsabschluss, die dringend qualifiziert werden müssen.»

Zudem gebe es ein viel zu geringes durchschnittliches Arbeitszeitvolumen von Frauen - auch wegen mangelnder Infrastruktur für Kinderbetreuung, so die Gewerkschafterin. Auch Dulger hält nach seinen Worten mehr Ganztagsschulen und Kitas für nötig, «damit mehr Beschäftigte Vollzeit arbeiten können».

Dulger sieht zudem «eine große Chance» bei der Überwindung des Fachkräftemangels in der Digitalisierung, wie der Arbeitgeberpräsident sagte. «Viele Fleiß- und Routinearbeiten sollten wir zukünftig von KI-Systemen erledigen lassen», sagte er mit Blick auf die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. «Im Idealfall können wir etwa Dienstleistungen und Abläufe in der Verwaltung standardisieren und automatisieren.» Das entlaste die Beschäftigten und mache die Behörden digitaler und schneller.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Obwohl es in anderen Bundesländern bereits Einigungen gibt, eskaliert der Tarifkonflikt im bayerischen Gastgewerbe. Nun bereitet die Gewerkschaft Warnstreiks im Umfeld der EM-Halbfinalspiele vor.

Auch in der zweiten Tarifrunde haben der DEHOGA Bayern und die Gewerkschaft NGG keine Einigung erzielt. Der Verband sagt, dass er ein Angebot von fast 15 Prozent Lohnerhöhung auf den Tisch gelegt hätte.

Vor dem Beginn der Tarifrunde im niedersächsischen Gastgewerbe fordert die Gewerkschaft NGG ein deutliches Lohnplus für die Beschäftigten: 400 Euro mehr im Monat, aber mindestens 3.000 Euro Einstiegslohn nach abgeschlossener Ausbildung.

Die Gewerkschaft Nahrungs-Genuss-Gaststätten und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband haben sich in Sachsen-Anhalt geeinigt und einen Tarifabschluss erzielt. Beschäftigte und Auszubildende profitieren.

Bundesagrarminister Cem Özdemir setzt sich für eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch ein, um den Umbau der Tierhaltung zu höheren Standards zu finanzieren. Der Grünen-Politiker griff einen Vorschlag des Bauernverbands auf. Von Verbraucher- und Umweltschützern kam ein geteiltes Echo.

In niedersächsischen Städten und Gemeinden wird zunehmend Bettensteuer erhoben. Der Dehoga kritisiert die Mehrkosten für Gäste und den bürokratischen Aufwand für Gastgeber.

Eine türkische Erzeugergruppe setzt sich für einen einheitlichen EU-Döner ein, was zu höheren Preisen führen könnte. Würde ihr Antrag angenommen, gäbe es EU-weit festgelegte Zutaten und Zubereitungsweisen für Döner.

Der DEHOGA-Branchentag findet in diesem Jahr am 12. November 2024 in Berlin statt. Auf LinkedIn gab der Verband jetzt erste Redner bekannt: Drei prominente Politiker haben bereits zugesagt.

Eine Kampagne des Sozialunternehmens Social-Bee erhitzt die Gemüter in Hotellerie und Gastronomie. Eigentlich will das Unternehmen darauf aufmerksam machen, dass viele gutausgebildete Geflüchtete keine passenden Jobs bekommen. Bei der Kampagne würden jedoch Berufsbilder aus dem Gastgewerbe herabgewürdigt, lautet die Kritik.

Der Meldeschein soll künftig nicht mehr von Gästen mit deutscher Staatsangehörigkeit ausgefüllt und unterschrieben werden. Der Deutsche Tourismusverband und der Deutsche Heilbäderverband fordern jedoch eine angemessene Übergangsfrist.