Berufsbildungssystem wird digitaler: DEHOGA kritisiert Bürokratie und Kosten

| Politik Politik

Nach dem Bundestag hat nun auch der Bundesrat dem Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG) zugestimmt. Das Gesetz tritt damit am 1. August 2024 in Kraft. Die Erleichterung der Nutzung digitaler Dokumente und die Ermöglichung medienbruchfreier digitaler Abläufe in der Verwaltung der beruflichen Bildung hatte der DEHOGA begrüßt. Beispielsweise können Ausbildungsverträge demnächst auch in Textform abgeschlossen werden, Ausbildungsbetrieb und Azubi können sich auf ein ausschließlich elektronisches Zeugnis verständigen. 

Es wird klargestellt, dass Ausbildungsinhalte auch mobil, z.B. per Videokonferenz vermittelt werden können. Das erleichtert es insbesondere Hotel- und Gastronomieunternehmen mit mehreren Standorten, auszubilden, ohne dass Ausbilder und Azubi gleichzeitig anwesend sein müssen. Auch bei Prüfungen werden digitale Zuschaltungen einzelner Prüfer ermöglicht. Positiv ist auch die Ausweisung der Berufsschulnote auf dem Kammerzeugnis.

Kritisch bewertet der DEHOGA dagegen das neue Validierungsverfahren im Berufsbildungsgesetz. Mit einem formalisierten und sehr aufwändigen Feststellungsverfahren bei den Kammern wird so praktische Berufserfahrung bescheinigt. Dabei sei das Ziel laut DEHOGA richtig und wichtig: Gerade im Gastgewerbe mit seiner Vielzahl wertvoller angelernter Kräfte sei es für Mitarbeitende und Unternehmen hilfreich, beruflich erworbene Kompetenzen sichtbar zu machen und so den Pool qualifizierter Mitarbeiter – auch ohne formalen Ausbildungsabschluss - zu erweitern.

Der DEHOGA hatte sich daher in den vergangenen Jahren im Pilotprojekt „Valikom“ zur Sichtbarmachung informeller Kompetenzen engagiert. Allerdings ist das jetzt letztendlich gesetzlich geregelte Validierungs-Verfahren langwierig, aufwändig und teuer. Es bindet Prüferkapazitäten bei den Kammern, die besser für Abschluss- und Zwischenprüfungen genutzt würden. 

Laut DEHOGA sei davon auszugehen, dass die Kammern den hohen Sach- und Personalaufwand für die individualisierten Verfahren über beträchtliche Gebühren für die Antragsteller oder über die Kammerumlage gegenfinanzieren werden. Echten Mehrwert biete das Validierungsverfahren dagegen nicht, so der Verband. Denn wer Berufserfahrung nachweisen könne, könne sich heute schon zur Externenprüfung anmelden. Wer dagegen das Validierungsverfahren durchlaufe, bleibe formal ohne Abschluss. Irritationen bei der tariflichen Eingruppierung seien vorprogrammiert. Zumindest wurde nach Intervention der Wirtschaft und des Bundesrates ein Mindestalter von 25 Jahren festgelegt. So könne hoffentlich verhindert werden, dass das Validierungsverfahren die geregelte duale Berufsausbildung verdränge.

Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine Mehrheit der EU-Gesundheitsminister will einen strengeren Nichtraucherschutz im Freien, auch in der Außengastronomie. Nachdem das EU-Parlament in der letzten Woche gegen einen Empfehlung der Kommission gestimmt hatte, fand diese jetzt die Zustimmung des Ministerrates. Deutschland, wo Rauchverbote Ländersache sind, enthielt sich.

Rauchverbot im Biergarten, Freibad oder am Bahnhof?  - Die EU-Kommission hatte im September den Staaten nahegelegt, rauchfreie Zonen auszuweiten. Dagegen stimmte jetzt das EU-Parlament. DEHOGA und Hotelverband hatten zuvor Einspruch eingelegt.

Reinhard Meyer ist Präsident des Deutschen Tourismusverbands. Er äußert sich unzufrieden über fehlende Leitlinien der Politik für die Branche. Und fordert eine Strategie, «die ihren Namen verdient».

Der DEHOGA im Südwesten hat bei seinem Landesdelegiertentag in Stuttgart die Mitglieder auf die anstehende Bundestagswahl eingeschworen. Unterstützung kam vom CDU-Vorsitzenden in Baden-Württemberg, Manuel Hagel, der mit „Mann und Maus“ für die Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen kämpfen will.

In Berlin dachte man eigentlich im Regierenden Bürgermeister Kai Wegner von der CDU einen Verbündeten zu haben. Jetzt hat die schwarz-roten Koalition angekündigt, die City Tax auf 7,5 Prozent zu erhöhen. Der Verband, der von den Plänen aus den Medien erfuhr, setzt dem Politiker eine Frist und will eine Erhöhung gegebenenfalls juristisch abwenden.

Statt des vom DEHOGA geforderten „Mehr Netto vom Brutto“ rollt der Zug bei den Sozialversicherungsbeiträgen weiter in die andere Richtung: Zum 1. Januar 2025 werden sowohl in der Kranken- als auch in der Pflegeversicherung die Beiträge steigen.

Viele Beschäftigte gehen bald in den Ruhestand, gleichzeitig werden weniger Menschen geboren - Unternehmen suchen händeringend Arbeitskräfte. Sachsen-Anhalt will bei der Anwerbung unterstützen.

Ab April 2025 wird in Magdeburg eine Beherbergungssteuer für Übernachtungsgäste fällig. Das Steueraufkommen soll zunächst vollständig in den allgemeinen Haushalt fließen, um bestehende Defizite auszugleichen.

Der Deutsche Reiseverband wendet sich anlässlich der derzeit in Baku stattfindenden Weltklimakonferenz gegen die Forderung von UN-Generalsekretär António Guterres, Flug- und Seereisen mit Abgaben zu belegen, um damit Hilfen für Entwicklungsländer aufzustocken.

Die NGG empfiehlt ihren Tarifkommissionen fünf bis sieben Prozent mehr Geld, die unbefristete Übernahme von Auszubildenden im erlernten Beruf nach erfolgreich bestandener Ausbildung und Arbeitszeitentlastung.