Gegen Ausweitung des Mindestlohns - Bayerisches Gastgewerbe hofft auf Sommerverstärkung durch Schüler

| Politik Politik

Mehr als 2000 bayerische Gastrobetriebe suchen nach Angaben des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) nach Schülern für Ferienjobs. «Wir haben rund 4500 Ausbildungsbetriebe und gehen davon aus, dass rund die Hälfte aktiv Ferienjobs anbieten», sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert am Donnerstag in München. Gerade im Service freuten sich Hotels, Restaurants und Gaststätten über Verstärkung für die Hochsaison.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) betonte, ein Ferienjob könne Schüler auch für eine Ausbildung im von Fachkräftemangel gebeutelten Gastgewerbe begeistern. «Der eine oder die andere findet vielleicht eine Inspiration für den Berufseinstieg nach der Schule.»

Eine Ausweitung des Mindestlohns auf minderjährige Ferienjobber, wie jüngst von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert gefordert, hält der Verband unterdessen unnötig. «Aus unserer Erfahrung zahlen die Betriebe meist eh mehr als den Mindestlohn», sagte Geppert. «Das bespricht der Schüler mit dem Wirt vor Ort. Da muss man aus unserer Sicht auf keinen Fall gesetzlich eingreifen.»

Angela Inselkammer, Präsidentin des DEHOGA Bayern: "Ein Ferienjob in einem Hotel, Restaurant, Gasthaus oder Biergarten ist eine wunderbare Chance, in die Welt der Gastlichkeit einzutauchen, Gäste aus der ganzen Welt kennenzulernen und hinter die Kulissen eines Betriebs zu schauen. Zugleich kann man gutes Geld verdienen und dabei für sich selbst und die spätere Berufswahl erfahren, ob es einem Freunde macht, mit Menschen zu arbeiten." Inselkammer dankt in diesem Zusammenhang der Bayerischen Staatsregierung: "Damit gastgewerbliche Betriebe weiterhin in ganz Bayern flächendeckend Arbeits- und Ausbildungsplätze anbieten können, bedarf es der richtigen Rahmenbedingungen. Insbesondere die Entfristung der Mehrwertsteuer auf Speisen sowie die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes durch die Umstellung auf eine Wochenarbeitszeit würde den rund 35.000 Betrieben mit ihren 447.000 Erwerbstätigen und 10.000 Auszubildenden allein in Bayern enorm helfen. Ich danke der Bayerischen Staatsregierung, dass sie unsere Branche in diesen Punkten voll unterstützt."

Der DGB Bayern sieht das anders: Der Fachkräftebedarf sei «ein hausgemachtes Problem», kritisierte der Vorsitzende Bernhard Stiedl. «Niedriglöhne und prekäre Arbeitsbedingungen sind in dieser Branche nach wie vor an der Tagesordnung». Da habe man es im Wettbewerb um Arbeitskräfte «natürlich schwer». «Es ist bezeichnend, dass jetzt Schülerinnen und Schüler während den Sommerferien die Kohlen aus dem Feuer holen sollen», sagte Stiedl. «Aber auch Ferienjobs sind angemessen zu bezahlen! Aus unserer Sicht muss daher das bestehende Schlupfloch, wonach minderjährige Jugendliche ohne abgeschlossene Berufsausbildung keinen Anspruch auf den Mindestlohn haben, zügig geschlossen werden.»


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Für die Zeit der Fußball-EM hat das Bundeskabinett eine sogenannte „Public-Viewing-Verordnung“ beschlossen. Sie ermöglicht den Kommunen, Ausnahmen von den geltenden Lärmschutzregeln zuzulassen. Vergleichbare Verordnungen hatte es bereits bei früheren Fußball-Welt- und Europameisterschaften gegeben.

Die Institutionen der Europäischen Union haben sich am 15. März im sogenannten Trilog-Verfahren auf eine Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation - PPWR) geeinigt. Der Umweltausschuss (ENVI) und das Plenum des Europäischen Parlamentes werden die Einigung voraussichtlich noch im April annehmen.

Einigung im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL: Insbesondere bei der 35-Stunden-Woche macht der Konzern weitgehende Zugeständnisse. Weitere Streiks sind damit vom Tisch.

Der Bundesrat hat in seiner heutigen Sitzung dem Wachstumschancengesetz zugestimmt und damit einen Kompromissvorschlag des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat vom 21. Februar 2024 bestätigt. Der DEHOGA stellt klar, dass aus Sicht des Verbandes die Inhalte des Wachstumschancengesetzes nicht ausreichen.

Arbeitgeber sollen die Bedingungen ihrer Arbeitsverträge nach dem Willen der Ampel-Koalition künftig nicht mehr in Papierform mit Unterschrift an künftige Mitarbeiter aushändigen müssen. Ein entsprechender Passus soll in den Gesetzentwurf zur Bürokratieentlastung eingefügt werden.

Vor dem Hintergrund des schwierigen Konjunkturumfelds und einer hartnäckigen Schwächephase des deutschen Mittelstandes mahnt die Arbeitsgemeinschaft (AG) Mittelstand​​​​​​​ von der Wirtschaftspolitik dringend Maßnahmen zur Stärkung der Wachstumskräfte an.

Die Bürokratie in Deutschland ist immens. Die Bundesregierung kündigt mit großen Worten eine Entrümpelung an. Der DEHOGA sagt: Das reicht noch lange nicht. Der Verband sagt, dass insgesamt immer noch viel zu wenig Bürokratieentlastung im Betriebsalltag der Unternehmen ankomme.

Bund und Länder haben sich, wie insbesondere von den Steuerberatern gefordert und vom DEHOGA unterstützt, auf eine letztmalige Fristverlängerung für die Schlussabrechnung bei den Coronahilfen bis Ende September 2024 geeinigt, sofern eine Fristverlängerung bis zum 31. März 2024 beantragt und bewilligt wurde.

In Berlin arbeiten viele Menschen unter prekären Bedingungen, sagen Fachleute. Häufig nutzen ihre Chefs schamlos aus, dass sie kein Deutsch sprechen oder sich illegal hier aufhalten. Einen Schwerpunkt dabei bilde laut Hauptzollamt das Gastgewerbe.

Die Bürokratie in Deutschland ist immens. Die Bundesregierung kündigt mit großen Worten eine Entrümpelung an. Die Wirtschaft sagt: Das reicht noch lange nicht. Zu dem Paket gehört auch der Wegfall der Meldebescheinigung für inländische Übernachtungsgäste.