Kinder und Jugendliche bereits am Zucker-Limit für 2019

| Politik Politik

Kinder und Jugendliche in Deutschland erreichen nach einer Berechnung der Organisation Foodwatch an diesem Montag den «Überzuckerungstag» - sie haben dann laut Studiendaten schon so viel Zucker konsumiert, wie für ein ganzes Jahr empfohlen.

Foodwatch kritisierte, die Branche vermarkte überzuckerte Lebensmittel aggressiv an Kinder. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) müsse sich für Werbebeschränkungen einsetzen, so dass nur noch ausgewogene Produkte gezielt an Kinder vermarktet werden.

Basis der Berechnung sind Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und von Fachorganisationen wie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Demnach sollten höchstens zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr durch freie Zucker aufgenommen werden - laut einer Studie waren es bei 3- bis 18-Jährigen nach jüngsten Daten von 2016 aber 16,3 Prozent, wie Foodwatch erläuterte. Auf Grundlage dieses höheren Mittelwerts ergebe sich, dass Kinder und Jugendliche rechnerisch schon am 224. statt am 365. Tag ihr empfohlenes «Zuckerlimit» für ein ganzes Jahr erreichen - also am 12. August. Bei Männern wäre es demnach am 20. September, bei Frauen am 8. Oktober.

Freie Zucker umfassen Zuckerarten, die Hersteller oder Verbraucher Lebensmitteln zusetzen, sowie den natürlich in Honig, Sirupen, Fruchtsaftkonzentraten und Fruchtsäften vorkommenden Zucker, heißt es in einem Fachpapier. DGE, Deutsche Adipositas Gesellschaft und Deutsche Diabetes Gesellschaft erläutern darin, eine hohe und häufige Zuckerzufuhr stehe in Zusammenhang mit Übergewicht und erhöhten Risiken etwa für Diabetes, Herz- und Gefäßerkrankungen sowie Karies.

Laut der «Donald»-Studie (Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed) zum Ernährungsverhalten sei die Zufuhr freier Zucker bei 3- bis 18-Jährigen zurückgegangen, heißt es in dem Papier der drei Gesellschaften. Sie liege aber weiter deutlich über zehn Prozent. Auf diese Studie stützt sich auch Foodwatch.

Foodwatch-Experte Oliver Huizinga kritisierte, die allermeisten Produkte, die etwa mit Comics und Spielzeugbeigaben gezielt an Kinder vermarktet würden, seien «maßlos überzuckert». Der Ansatz von Ministerin Klöckner, die Lebensmittelindustrie freiwillig zu einer Zuckerreduktion zu bewegen, sei völlig unzureichend.

Im Kampf gegen Übergewicht nicht nur bei Kindern hatte das Kabinett eine Strategie verabschiedet, die dafür umstrittene Vereinbarungen mit den Herstellern vorsieht. Damit sollen viele Fertigprodukte bis 2025 allmählich neue Rezepturen bekommen. Laut ersten Zusagen sollen zum Beispiel Kinder-Joghurts mit mindestens zehn Prozent weniger Zucker auskommen. Klöckner will zudem den Zusatz von Zucker und Süßungsmitteln in Baby- und Kleinkindertees verbieten. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine türkische Erzeugergruppe setzt sich für einen einheitlichen EU-Döner ein, was zu höheren Preisen führen könnte. Würde ihr Antrag angenommen, gäbe es EU-weit festgelegte Zutaten und Zubereitungsweisen für Döner.

Der DEHOGA-Branchentag findet in diesem Jahr am 12. November 2024 in Berlin statt. Auf LinkedIn gab der Verband jetzt erste Redner bekannt: Drei prominente Politiker haben bereits zugesagt.

Eine Kampagne des Sozialunternehmens Social-Bee erhitzt die Gemüter in Hotellerie und Gastronomie. Eigentlich will das Unternehmen darauf aufmerksam machen, dass viele gutausgebildete Geflüchtete keine passenden Jobs bekommen. Bei der Kampagne würden jedoch Berufsbilder aus dem Gastgewerbe herabgewürdigt, lautet die Kritik.

Der Meldeschein soll künftig nicht mehr von Gästen mit deutscher Staatsangehörigkeit ausgefüllt und unterschrieben werden. Der Deutsche Tourismusverband und der Deutsche Heilbäderverband fordern jedoch eine angemessene Übergangsfrist.

Die Bundesregierung hat einen Vorschlag der Ampel-Fraktionen aufgegriffen, der den bürokratischen Aufwand für Arbeitgeber etwas reduzieren soll. So sollen etwa Arbeitsverträge künftig vollständig digital abgeschlossen werden können.

Nach dem Beschluss des Rates der Stadt Hildesheim zur Einführung einer Bettensteuer ab 2025 zeigt sich die Hildesheimer Hotellerie tief enttäuscht: Hier werde eine einzelne Branche zum Stopfen von Haushaltslöchern herangezogen, so der Dehoga.

Berlin (dpa) - Zuckerhaltige Limonaden sollen nach dem Willen mehrerer Bundesländer teurer werden. 9 von 16 Bundesländern setzen sich für eine sogenannte Softdrink-Steuer ein, wie «Bild» unter Berufung auf eine Protokollerklärung zur Verbraucherschutzministerkonferenz berichtet.

Nach Willen der EU-Länder soll in der EU weniger Essen weggeworfen werden. Bis 2030 sollen Lebensmittelabfälle, die im Einzelhandel und beim Verbrauch - etwa zuhause oder in Restaurants - entstehen, um 30 Prozent pro Kopf reduziert werden.

Die Firmen in Sachsen-Anhalt suchen dringend nach Fachkräften und Auszubildenden. Weil viele Stellen nicht besetzt werden können, sucht das Land jetzt im Ausland. Vor allem Vietnam ist im Fokus.

Die Länder-Wirtschaftsminister wenden sich gegen Kürzungen bei der Deutschen Tourismus-Zentrale. Alle Länder seien bei der Wirtschaftsministerkonferenz dem Antrag von MV und anderen beigetreten.