NGG-Umfrage: 62 Prozent wünschen sich kürzere Arbeitszeiten im Hotel- und Gaststättengewerbe

| Politik Politik

Die Arbeitsbedingungen im Hotel- und Gaststättengewerbe stehen seit längerem im Mittelpunkt vieler Diskussionen, sei es der gestiegene Fachkräftebedarf, die hohen Abbrecherquoten der Auszubildenden oder die Diskussion um eine mögliche Änderung des Arbeitszeitgesetzes. Aus diesem Grund hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Landesbezirk Südwest, in dessen Zuständigkeitsbereich die Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland fallen, eine Umfrage unter Beschäftigten der Branche initiiert. 

Zwischen September und Dezember 2018 wurden Fragebögen in den Betrieben verteilt und ein Online-Umfragetool freigeschaltet. 1.012 Antwortbögen aus den vier Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind ausgefüllt zurückgekommen und konnten so in die Auswertung einfließen.

Bei der Umfrage haben 81 Prozent angegeben, dass ihre Arbeitsbelastung in den vergangenen Jahren zugenommen hat und bei 72 Prozent fallen ungeplante Überstunden an. Dies zeige laut NGG deutlich, dass die Belastungen für die Beschäftigten weiter ansteigen würden. „Statt einen Weg zu finden, diese gestiegenen Belastungen wieder zu reduzieren, fordert der Dehoga die tägliche Höchstgrenze der Arbeitszeit von maximal 10 Stunden aus dem Arbeitszeitgesetz zu streichen und die europäische Arbeitszeitrichtlinie als Basis zu nehmen, die eine wöchentliche Betrachtungsweise vorsieht und damit eine tägliche Arbeitszeit von bis zu 13 Stunden möglich macht“, kritisiert die Gewerkschaft.  

DEHOGA fordert Flexibilisierung

ehlende Flexibilität bei der täglichen Höchstarbeitszeit stelle, laut DEHOGA, jedoch eines der Haupthindernisse für eine intelligente, an den Bedürfnissen von Gästen, Mitarbeitern und Unternehmen orientierte Arbeitszeitgestaltung in Hotellerie und Gastronomie dar. § 3 des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) sehe eine tägliche Höchstarbeitszeit von im Regelfall acht Stunden vor. Diese könne auf maximal zehn Stunden verlängert werden, wenn innerhalb eines halben Jahres ein entsprechender Zeitausgleich erfolge.

Durch die seit Erlass des Mindestlohngesetzes geltende Pflicht zu minutiösen täglichen Arbeitszeitdokumentation im Gastgewerbe sei allerdings offenkundig geworden, dass es bei Nachfragespitzen – ob witterungsbedingt oder veranstaltungsbedingt – erhebliche Probleme mit der Einhaltung der täglichen Höchstarbeitszeit von zehn Stunden gebe. In unzähligen Fallkonstellationen würden sich daher laut Verband Situationen ergeben, in denen Unternehmer und Arbeitnehmer – trotz bester Personalplanung – nicht mit der täglichen Höchstgrenze zurechtkämen.

Der DEHOGA weist daher seit langem darauf hin, dass die starre tägliche Höchstarbeitszeit im geltenden Arbeitszeitgesetz von regelmäßig acht, im Ausnahmefall maximal zehn Stunden nicht mehr zeitgemäß sei. Eine klare gesetzliche Flexibilisierung des § 3 ArbZG sei daher dringend erforderlich.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG haben sich auf einen neuen Entgelttarifvertrag geeinigt. Dem Abschluss waren lange Verhandlungen vorausgegangen. Die Gewerkschaft dachte sogar über Warnstreiks nach und wurde dafür von Dorint-Boss Iserlohe scharf kritisiert.

Der Essenslieferant Delivery Hero mit Hauptsitz in Berlin steht schon länger im Fokus der EU-Wettbewerbshüter. Nun leitet Brüssel den nächsten Schritt ein. Eine Strafe von mehr als 400 Millionen ist möglich.

Der DEHOGA und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten haben sich in der Tarifrunde 2024 auf einen Tarifabschluss für die Beschäftigten in Gastronomie und Hotellerie geeinigt.

Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie gerieten viele Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Der Bund unterstützte sie mit milliardenschweren Hilfspaketen. Viele Rückforderungen landen jetzt vor Gericht. Es geht um Milliarden.

Hotels und Restaurants klagen teilweise über schlechte Umsätze. Jetzt fordert die NGG in Baden-Württemberg 15 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten. Die Arbeitgeber reagieren mit Unverständnis.

Der Landtag beschließt eine Fülle von Verboten beim Konsum von Cannabis im Freistaat. Kritiker sehen in dem neuen Gesetz Hysterie und fordern ein Ende des Kulturkampfs. Die Wiesn-Wirte zeigen sich zufrieden.

Das Bundeskabinett verschärft das Luftsicherheitsgesetz, um radikale Klimaschützer und andere Störer von gefährlichen Aktionen auf Flughäfen abzuhalten. Stimmt der Bundestag zu, sind künftig auch Freiheitsstrafen möglich.

Nach dem Bundestag hat nun auch der Bundesrat dem Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG) zugestimmt. Das Gesetz tritt damit am 1. August in Kraft. Vom DEHOGA kommt Zuspruch aber auch Kritik.

Die Ampel will mit steuerlichen Vorteilen Fachleute nach Deutschland locken. Aus der Opposition kommt scharfe Kritik. Auch die Bevölkerung steht dem Vorhaben mehrheitlich kritisch gegenüber.

Die erste Tarifverhandlung zwischen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und dem Bundesverband der Systemgastronomie ist ohne Ergebnis geendet. Laut Gewerkschaft sei das Angebot jedoch völlig indiskutabel. Die Arbeitgeber sprechen hingegen von einer guten und konstruktiven Atmosphäre.