Niedersachsen steuert auf Warnstufe 2 zu – Örtlich dann 2G-plus-Regel in Restaurants und Hotels

| Politik Politik

Mit steigenden Infektionszahlen steuert Niedersachsen auf Warnstufe 2 und strengere Corona-Auflagen in weiten Teilen des Landes ab Mittwoch zu. Örtlich wird dann in Restaurants, Hotels, beim Friseur oder beim Hallensport die sogenannte 2G-plus-Regel gelten: Zugang haben nur Geimpfte oder Genesene, die zusätzlich einen negativen Test vorlegen können.

Am Montag wurde in Niedersachsen auch der erste mögliche Fall der neuen Omikron-Variante des Coronavirus bekannt. Nach einem Aufenthalt in Südafrika bestehe bei einem Mann aus dem Landkreis Wolfenbüttel der begründete Verdacht, dass er mit dieser Variante infiziert sein könnte, teilte das Gesundheitsministerium in Hannover mit. Er sei derzeit in Isolation. Laboruntersuchungen beim Landesgesundheitsamt sollen im Laufe der Woche klären, ob sich die Annahme bestätigt.

Zu Beginn der neuen Woche verschlechterten sich die Daten zur Corona-Situation im Land abermals. Nach Angaben der Landesregierung stand die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz am Montag bei 7,4. Tags zuvor hatte der Wert bei 7,2 gelegen - er gibt an, wie viele Infizierte in den vergangenen sieben Tagen auf 100 000 Einwohner neu in eine Klinik aufgenommen werden mussten. Bei der allgemeinen Inzidenz der bestätigten Neuansteckungen verschärfte sich die Lage zuletzt ebenfalls: Sie stieg laut Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) im Landesschnitt von 212,2 auf 217,4.

Die Auslastung der Intensivstationen ist in Niedersachsen noch nicht so hoch wie in anderen Bundesländern. Deshalb hat das Land Kranke von dort aufgenommen. Aber auch in Niedersachsen werden Betten knapp: Zu Wochenbeginn waren 9,4 Prozent der maximal bereitstehenden Intensivbetten mit Covid-Kranken belegt, nach 8,5 Prozent am Sonntag.

Im Land greifen die Corona-Warnstufen, wenn die Hospitalisierung und mindestens einer der anderen beiden Indikatoren (Neuinfizierte, Intensivbetten-Belegung) bestimmte Schwellen überschreiten. Seit dem vorigen Mittwoch gilt landesweit bereits die Stufe 1 mit 2G-Regelung - Ungeimpfte sind von Teilen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen.

Da die Zahlen nun schon mehrere Tage in Folge so angespannt bleiben, dürfte zumindest in einzelnen Regionen bald die Stufe 2 mit der 2G-plus-Regel verhängt werden. Am Montag waren in etlichen Kreisen und kreisfreien Städten beim Teilfaktor Gesamtinzidenz auch schon Werte für die Stufe 3 erreicht - vor allem im Westen und Südosten Niedersachsens.

Ministerpräsident Stephan Weil fordert als erster SPD-Regierungschef explizit eine Corona-Impfpflicht für alle. Die inzwischen auch in Deutschland nachgewiesene Omikron-Variante des Virus bedeute eine neue Lage, sagte er der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Montag): «Erste Untersuchungen zeigen, dass vor allem Booster-Impfungen auch gegen diese Mutation eine gute Wirkung entfalten können. Deshalb ist spätestens jetzt eine allgemeine Impfpflicht unabdingbar.»

Zudem werde es aller Voraussicht nach zu strengeren Maßnahmen kommen müssen: «Mit dem Erreichen der Warnstufe zwei am nächsten Mittwoch rollen wir die 2G-plus-Regel gleichsam flächendeckend aus», so Weil. Ein Lockdown in der Zeit nach Weihnachten sei nicht auszuschließen. Die Schaustellerverbände im Land wiederum erklärten, für die laufenden Weihnachtsmärkte sei 2G plus nicht praktikabel. Dann sei es besser, die Märkte ganz zu schließen.

Die Infektionswelle trifft auch die Schulen. Bei mehr als 2000 Schülerinnen und Schülern in Niedersachsen war in der Woche vom 15. bis 19. November eine Covid-19-Infektion bekannt. Nach Daten der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin galten außerdem 144 niedersächsische Lehrkräfte als infiziert.

Immer mehr Gesundheitseinrichtungen in Niedersachsen greifen in der Pandemie wieder auf Amtshilfe der Bundeswehr zurück. 152 Soldaten und Soldatinnen waren am Montag nach Angaben des Landeskommandos im Einsatz. Das waren etwa drei Mal so viele wie noch vergangene Woche. Zugleich seien schon 24 weitere Anträge auf Hilfe durch das Militär eingegangen. Die Soldaten helfen in der Kontaktnachverfolgung der Gesundheitsämter, beim Impfen und in Pflegeheimen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Ihre harte Gangart gegen Cannabis-Konsum hat die Staatsregierung immer wieder betont. Strengere Regeln gelten im Freistaat aber erst jetzt - unter anderem auf Volksfesten und in Gaststätten.

Das Segment Alkoholfreier Wein ist zurzeit das Einzige, das weltweit ansteigt. Gleichzeitig gibt es in der Weinverordnung einige Regelungen, die die Vermarktung alkoholfreier Weine von Weingütern mit Trauben aus der Region erschweren.

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG haben sich auf einen neuen Entgelttarifvertrag geeinigt. Dem Abschluss waren lange Verhandlungen vorausgegangen. Die Gewerkschaft dachte sogar über Warnstreiks nach und wurde dafür von Dorint-Boss Iserlohe scharf kritisiert.

Der Essenslieferant Delivery Hero mit Hauptsitz in Berlin steht schon länger im Fokus der EU-Wettbewerbshüter. Nun leitet Brüssel den nächsten Schritt ein. Eine Strafe von mehr als 400 Millionen ist möglich.

Der DEHOGA und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten haben sich in der Tarifrunde 2024 auf einen Tarifabschluss für die Beschäftigten in Gastronomie und Hotellerie geeinigt.

Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie gerieten viele Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Der Bund unterstützte sie mit milliardenschweren Hilfspaketen. Viele Rückforderungen landen jetzt vor Gericht. Es geht um Milliarden.

Hotels und Restaurants klagen teilweise über schlechte Umsätze. Jetzt fordert die NGG in Baden-Württemberg 15 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten. Die Arbeitgeber reagieren mit Unverständnis.

Der Landtag beschließt eine Fülle von Verboten beim Konsum von Cannabis im Freistaat. Kritiker sehen in dem neuen Gesetz Hysterie und fordern ein Ende des Kulturkampfs. Die Wiesn-Wirte zeigen sich zufrieden.

Das Bundeskabinett verschärft das Luftsicherheitsgesetz, um radikale Klimaschützer und andere Störer von gefährlichen Aktionen auf Flughäfen abzuhalten. Stimmt der Bundestag zu, sind künftig auch Freiheitsstrafen möglich.

Nach dem Bundestag hat nun auch der Bundesrat dem Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG) zugestimmt. Das Gesetz tritt damit am 1. August in Kraft. Vom DEHOGA kommt Zuspruch aber auch Kritik.