Schleswig-Holstein: Gastgewerbe "entsetzt" nach CDU-Entscheidung zur Mehrwertsteuer

| Politik Politik

Der Hotel- und Gaststättenverband hat die Haltung der CDU in Schleswig-Holstein zur reduzierten Mehrwertsteuer auf Speisen ungewöhnlich scharf kritisiert. «Die Branche ist letztendlich entsetzt», sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Scholtis am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. «Indem die CDU einem so großen Arbeitgeberverband derart in den Rücken fällt, hat die Union ein Fass aufgemacht, das sie unter Umständen nicht mehr geschlossen bekommt.»

CDU und Grüne hatten am Mittwoch im Landtag mit ihrer Mehrheit einen Antrag von SSW, SPD und FDP abgelehnt, eine Bundesratsinitiative aus Mecklenburg-Vorpommern zu unterstützen. Diese strebt eine dauerhafte Senkung des Steuersatzes an. Die Koalition in Kiel will, dass der Bund die Einnahmeausfälle trägt. Der ermäßigte Satz von 7 statt 19 Prozent läuft Ende des Jahres aus.

Wenn die Mehrwertsteuer steige, müsse das Gastgewerbe den Gästen nicht nur diese 12 Prozentpunkte zusätzlich draufschlagen, sondern zudem einen Inflationsausgleich von 6,4 Prozent, sagte Scholtis.

«Wir müssten die Preise also um knapp ein Fünftel erhöhen. Da kann man sich leicht ausrechnen, wie viele Gäste dann noch kommen.» Er rechnet für diesen Fall mit Betriebsschließungen. «Wo Betriebe schließen, kommt bei den Preisen kein neuer Gastronom nach.» Für die öffentliche Hand im Norden drohten nach Schätzung des Verbands Steuerausfälle in Höhe von 100 Millionen Euro.

Die Branche fordere eine Gleichbehandlung mit Imbissen oder Tankstellen, die nur 7 Prozent an Mehrwertsteuer abführen müssen, sagte Scholtis. In der Tankstelle gebe es an der heißen Theke im Zweifel Essen in Wegwerfgeschirr.

«Der Gastronom, der regionale Ware auf dem Porzellanteller anrichtet, der kriegt zur Strafe darauf 19 Prozent. Das ist ungerecht.» Ihm sei unklar, wofür die Union, die sich früher für die Wirtschaft stark gemacht habe, mittlerweile noch stehe, «ist sie nur noch Grüne 2.0?» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Einigung im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL: Insbesondere bei der 35-Stunden-Woche macht der Konzern weitgehende Zugeständnisse. Weitere Streiks sind damit vom Tisch.

Der Bundesrat hat in seiner heutigen Sitzung dem Wachstumschancengesetz zugestimmt und damit einen Kompromissvorschlag des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat vom 21. Februar 2024 bestätigt. Der DEHOGA stellt klar, dass aus Sicht des Verbandes die Inhalte des Wachstumschancengesetzes nicht ausreichen.

Arbeitgeber sollen die Bedingungen ihrer Arbeitsverträge nach dem Willen der Ampel-Koalition künftig nicht mehr in Papierform mit Unterschrift an künftige Mitarbeiter aushändigen müssen. Ein entsprechender Passus soll in den Gesetzentwurf zur Bürokratieentlastung eingefügt werden.

Vor dem Hintergrund des schwierigen Konjunkturumfelds und einer hartnäckigen Schwächephase des deutschen Mittelstandes mahnt die Arbeitsgemeinschaft (AG) Mittelstand​​​​​​​ von der Wirtschaftspolitik dringend Maßnahmen zur Stärkung der Wachstumskräfte an.

Die Bürokratie in Deutschland ist immens. Die Bundesregierung kündigt mit großen Worten eine Entrümpelung an. Der DEHOGA sagt: Das reicht noch lange nicht. Der Verband sagt, dass insgesamt immer noch viel zu wenig Bürokratieentlastung im Betriebsalltag der Unternehmen ankomme.

Bund und Länder haben sich, wie insbesondere von den Steuerberatern gefordert und vom DEHOGA unterstützt, auf eine letztmalige Fristverlängerung für die Schlussabrechnung bei den Coronahilfen bis Ende September 2024 geeinigt, sofern eine Fristverlängerung bis zum 31. März 2024 beantragt und bewilligt wurde.

In Berlin arbeiten viele Menschen unter prekären Bedingungen, sagen Fachleute. Häufig nutzen ihre Chefs schamlos aus, dass sie kein Deutsch sprechen oder sich illegal hier aufhalten. Einen Schwerpunkt dabei bilde laut Hauptzollamt das Gastgewerbe.

Die Bürokratie in Deutschland ist immens. Die Bundesregierung kündigt mit großen Worten eine Entrümpelung an. Die Wirtschaft sagt: Das reicht noch lange nicht. Zu dem Paket gehört auch der Wegfall der Meldebescheinigung für inländische Übernachtungsgäste.

In Frankreich dürfen pflanzliche Alternativen zu Fleischprodukten nicht mehr mit traditionellen Fleischbegriffen beworben werden. Schnitzel, Steak und Schinken müssen jetzt eindeutig tierischen Ursprungs sein und dürfen nicht aus pflanzlichen Proteinen bestehen.

Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der anhaltend hohe Kostendruck, fehlende Mitarbeiter, dazu wachsende Ansprüche an das gastronomische Angebot: Die Contract Caterer in Deutschland stehen vor vielfältigen Herausforderungen.