Umfrage Dehoga NRW: "Bezahlbarkeit der Energie wird zur Überlebensversicherung"

| Politik Politik

Aufgrund explodierender Energiekosten sehen sich immer mehr Gastronomen und Hoteliers in ihrer Existenz gefährdet. Energieverteuerungen im dreistelligen Bereich lassen sich nicht mehr durch Preisanpassungen und Einsparungen ausgleichen. „Die aktuellen Belastungen für die Branche sind zu gewaltig, um sie allein der Branche zu überlassen. Die Politik muss dafür sorgen, dass Energie fließt und bezahlbar bleibt. Das ist die Überlebensversicherung für das Gastgewerbe", fordert Patrick Rothkopf, Präsident des Dehoga NRW.

Die explodierenden Energiekosten und deren weitere Entwicklung treffen Restaurants, Kneipen, Caterer, Diskotheken, Kantinen und Hotels nach zweieinhalb Jahren Pandemie mit voller Wucht und schüren erneut die Unsicherheit in der Branche.

Die nach dem Wegfall der Corona-Beschränkungen einsetzende Konsolidierung der Branche seit dem Frühjahr ist durch den dramatischen Preisanstieg bei Gas und Strom äußerst gefährdet. 42,7 Prozent der NRW-Gastronomen und Hoteliers sehen sich nach einer bundesweit durchgeführten Dehoga-Umfrage, an der sich auch 330 Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem nordrhein-westfälischen Gastgewerbe beteiligten, in ihrer Existenz gefährdet.

"Die Bezahlbarkeit der Energie wird zur Überlebensversicherung für die Branche, weil die dramatisch gestiegenen Kosten die sowieso schon geringen Margen weiter reduzieren", weiß Patrick Rothkopf, Präsident Dehoga Nordrhein-Westfalen. Bis jetzt wurden rund zwei Dritteln der Teilnehmenden Gaspreis-Steigerungen von im Durchschnitt 164 Prozent angekündigt, die Strompreise werden - Stand jetzt - um 126 Prozent steigen. Teilweise vervielfachen sich die Preise auch. 36,3 Prozent der befragten Gastronomen und Hoteliers "warten" noch auf Anpassungen im  Bereich Gas, bei Strom sind es sogar 47,1 Prozent.

Nach Ansicht des Hotel- und Gaststättenverbandes können die Mehrkosten weder durch Einsparungen noch Preisanpassungen vollständig ausgeglichen werden. Auch der jetzt angekündigte Beibehalt des reduzierten Mehrwertsteuersatzes von sieben Prozent auf Speisen ist zwar sehr erfreulich, ändert aber an der "Energiedramatik" nichts.

"Wenn sich die Energiekosten verdoppeln oder verdreifachen oder noch stärker ansteigen, was uns ja schon prognostiziert wird, kann das nicht über Preisanpassungen oder Energieeinsparungen im Betrieb kompensiert werden. Natürlich spart jeder, wo er kann - an der Beleuchtung, am Einsatz von Großgeräten oder durch den Einsatz digitaler Helfer", stellt Rothkopf klar. "Aber das wird nicht reichen."

Wie Energieeinsparungen können auch Preisanpassungen nur bedingt die Mehrkosten auffangen. "Unsere Gäste haben ja ebenfalls mit der Inflation zu kämpfen. Die Möglichkeiten, die Preise zu erhöhen, sind endlich", so Rothkopf. Der Dehoga NRW fordert deshalb ein leistungsfähiges, unbürokratisches Hilfsprogramm für die gesamte Wirtschaft. "Wir würden diese gigantische Herausforderung gerne aus eigener Kraft ohne staatliche Unterstützung stemmen, aber in dieser Situation muss der Staat Maßnahmen ergreifen, die Belastungen abzufedern - wie auch immer er das tut! Am Ende muss Energie fließen und bezahlbar bleiben", unterstreicht Rothkopf abschließend.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Das EU-Parlament hat grünes Licht für strengere Transparenzregeln für große Vermietungsplattformen wie Airbnb, Booking, Expedia oder TripAdvisor gegeben. Unter anderem sollen Städte so besser gegen illegale Angebote auf den Plattformen vorgehen können.

Reisewirtschaft und Tourismusbranche haben eine gemeinsame Position zum Entwurf der Europäischen Kommission zur Revision der Pauschalreiserichtlinie vorgelegt, die die Akteure im Deutschlandtourismus sowie im In- und Outboundtourismus in dieser Frage vereint.

Das neue Kompetenzzentrum „Grüne Transformation des Tourismus“ hat seine Arbeit aufgenommen. Das Kompetenzzentrum soll als Informationsknotenpunkt rund um die grüne Transformation Wissen teilen, Best Practices hervorheben und Innovationen fördern.

Eine stärkere Flexibilisierung der Arbeitszeit fordert die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag in einem Antrag. Auch der DEHOGA fordert, dass Unternehmen und Mitarbeiter, im Rahmen einer wöchentlichen Höchstgrenze, die Möglichkeit bekommen, die Arbeitszeit flexibler auf die Wochentage zu verteilen.

Im Rahmen des Entwurfs zum vierten Bürokratieentlastungsgesetz erneuert der BTW noch einmal seine Forderung nach zielführendem Bürokratieabbau für die Unternehmen der Tourismuswirtschaft.

EU-Pläne für einen besseren Schutz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Online-Plattformen sind vorerst vom Tisch. Vor allem FDP-Vertreter hatten sich gegen das Gesetz ausgesprochen. Deutliche Kritik daran kam nun von der Gewerkschaft NGG.

In Belgien findet am Dienstag die informelle Ministertagung Tourismus statt. Darin soll es unter anderem um „Die doppelte Wende des Sektors - digital und nachhaltig“ und konkret um eine Zwischenbewertung des „EU Transition Pathway for Tourism“ gehen.

Wer über Online-Plattformen als Essenslieferant, Taxifahrer oder Hausangestellter arbeitet, sollte mit neuen EU-Regeln mehr Rechte bekommen. Nun kommen sie erst einmal nicht. Auch die Bundesregierung hatte sich bei der Abstimmung enthalten.

Vertreterinnen und Vertreter der EU-Staaten stimmen an diesem Freitag voraussichtlich über bessere Arbeitsbedingungen für Beschäftigte von Online-Plattformen wie Liefer- und Fahrdiensten ab. Die Betroffenen sollen unter anderem besser gegen Scheinselbstständigkeit geschützt werden. 

Bundesagrarminister Cem Özdemir dringt seit Wochen auf konkrete Schritte zu einer dauerhaft gesicherten Finanzierung für den Umbau der Tierhaltung. Jetzt nehmen Özdemirs Pläne für einen „Tierwohlcent“  konkrete Formen an: Ein Eckpunktepapier ist an die Ampelfraktionen verschickt worden.